CellitinnenForum_2_2021

THEMA

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Benny der Bär macht den Kindern Mut.

ALLES LÄSST SICH ERKLÄREN

„Das alles ist gehirnphysiologisch erklärbar“, so Kahlen. „Wir öffnen den Patienten durch die Hypnose nur eine Tür zu ihrem Unbewuss- ten, oder umgangssprachlich auch Unterbewusstsein, den Rest er- ledigen sie selbst.“ Operationen komplett ohne Narkose sind je- doch deutlich aufwendiger als die bewährte herkömmliche Anästhe- sie und daher eher die Ausnahme. Sie werden nur auf ausdrücklichen Patientenwunsch durchgeführt. POSITIVE KOMMUNIKA- TION STATT BERUHI- GUNGSMITTEL Auf Beruhigungsmittel vor einem Eingriff wird jedoch grundsätzlich verzichtet und die Schmerzmit- telgabe nach Operationen kann deutlich reduziert werden, allein durch eine konsequent positive Kommunikation, in der das ganze Team geschult ist. So bekommen Patienten nach dem Eingriff nicht etwa ein Mittel, das die „Schmer- zen bekämpft“, sondern eins, mit dem es ihnen „gleich noch besser gehen wird.“ (N.H.)

kose-Bär Benni an. Der Plüschbär trägt grüne OP-Kleidung, besitzt eine herausklappbare Zunge und rote Plüschmandeln zum Heraus- nehmen. Um eine kindgerechte Atmosphä- re kümmert sich das ganze An- ästhesie-Team: Die Kleinen dür- fen sich ein Armband aussuchen, bevor Blutdruckmanschette und Fingersensor für die Messung der Vitalwerte angelegt werden. Die beruhigenden Medikamente eine halbe Stunde vor der OP werden als ‚Schlafzauber‘ in einem sü- ßen Sirup verabreicht. Durch ein ‚Zauberpflaster‘ mit lokaler Be- täubungs-Creme über einer Vene spürt das Kind den kleinen ‚Pieks‘ für die Infusion nicht mehr. Darü- ber wird dann auch die Narkose- Medizin gegeben. Nur noch sel- ten kommt die ‚Traummaske‘ zum Einsatz. „Wir schaffen es, dass die meisten Kinder keine Angst mehr vor der OP haben“, erklärt Gra- nitzka. Was auch sehr erleichternd ist: Mama oder Papa dürfen beim Einschlafen und Aufwachen dabei sein! (I.G.)

„Wir öffnen nur die Tür“ In der Kunibertsklinik können Operationen ohne Narkose durchgeführt werden.

Kinder im OP Mit Empathie und Narkose-Bär Benni gegen die Angst.

W enn Kinder operiert werden müssen, leiden Eltern oft mehr als die jungen Patienten. Wird mein fünf- jähriger Sohn die Mandel-OP gut überstehen? Oder die 13-jährige Tochter den Eingriff in der Wir- belsäulenchirurgie? Mit solchen Ängsten vor der Narkose kennen sich die Anästhesisten gut aus. Im Kölner St. Franziskus-Hospital werden im Jahr rund 500 Patien- ten unter 18 Jahren operiert, die meisten davon in der HNO-Klinik. Gute Kinderanästhesie beginnt mit einer sorgfältigen Aufklärung. „Wichtig ist, dass wir kindgerecht erklären, was auf die kleinen Pa- tienten zukommt“, weiß Chefarzt Dr. Michael Granitzka. Besonders gut kommt bei den Kleinen Nar-

I ch bin durch und durch Schulme- diziner“, erklärt Thomas Kahlen, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor der Kunibertsklinik, wie, um etwaigen Vorurteilen gleich zuvorzukommen. Der Anästhesist hat jedoch seine Facharztausbil- dung um eine dreijährige Zusatz- qualifikation als Hypnotherapeut am Zentrum für angewandte Hyp- nose ergänzt. Diese Qualifikation ermöglicht es ihm, Patienten ohne Narkosemittel in einen Zustand zu versetzen, in dem sie keine Schmerzen empfinden.

Thomas Kahlen ist ausgebildeter Hypnotherapeut.

Grafik: Getty Images

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CellitinnenForum 02 | 2021

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