Cellitinnen 1_2017

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Was ist eigentlich Logopädie? Sprechen und Schlucken sind nicht selbstverständlich

Logopäden diagnostizieren und be- handeln Störungen des Sprechens, der Stimme und des Schluckens. Diese treten in vielen Fällen nach be- stimmten Krankheiten auf: Oft hört man von Patienten, die nach einem Schlaganfall ihre Sprache verloren haben oder nicht mehr schlucken können. Das Gleiche gilt für Patien- ten mit Schädel-Hirn-Traumata oder Hirntumoren und -metastasen. Auch bei degenerativen neurologischen Erkrankungen ist die Logopädie ge- fordert: Viele Patienten mit Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, ALS oder einer Form von Demenz leiden unter einer Verschlechterung der Sprech- und Schluckfunktionen. Doch auch ohne typisch logo­ pädische Grunderkrankung kann es im Alter, wenn sich Muskeln abbauen oder Verknöcherungen bilden, und nach einer schweren Operation mit langer Liegedauer zu Problemen insbesondere beim Schlucken kommen. Man un- terscheidet zwischen funktionell bedingten Dysphagien (Schluck- störungen) sowie sogenannten Presbyphagien (altersbedingte Schluckstörungen). Die Einschränkungen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsauf- nahme bedeuten einen Verlust an Lebensqualität. Häufiges Verschlu- cken kann sogar wiederkehrende Pneumonien verursachen, welche im schlimmsten Fall lebensbedroh- lich sind. Die Kollegen der logo-

pädischen Abteilung des St. Ma- rien-Hospitals konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Therapie von Schluckbeschwerden. Dabei spielen die Identifikation und Di- agnostik von Schluckstörungen eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Therapie werden sowohl funk- tionelle Übungen erarbeitet, um schluckrelevante Muskeln und Strukturen zu trainieren, als auch kompensatorische Verfahren, die dabei helfen, im Alltag mit der Schluckstörung umzugehen und dieser entgegenzuwirken. Häufig kann die Nahrungs- und Flüssig- keitsgabe so angepasst werden, dass ein aspirationsfreies Schlu- cken, also ein Schlucken ohne Verschlucken, möglich ist. Sowohl bei Störungen der Kommunikation

als auch der Nahrungsaufnahme werden die Therapieziele an den Alltag des Patienten angepasst, um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten und zu fördern. Am St. Marien-Hospital arbeiten Logopäden auf den verschiedenen inneren und geriatrischen Statio- nen sowie in der Frührehabilitation. Darüber hinaus werden auch Pa- tienten des Neurologischen The- rapiecentrums (NTC) behandelt. Seit einiger Zeit besteht in der an- gegliederten Praxis für Logopädie die Möglichkeit, Leistungen ambu- lant in Anspruch zu nehmen. Mit der FEES (endoskopische Schluck- untersuchung) als bildgebende Di- agnostik wird das Angebot abge- rundet.

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