BayernDach Magazin 4-2017 MB

EDITORIAL Auf ein Wort Stopp – denn so geht es nicht weiter.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

dungsprogramm an. Wir als Landesinnungsverband Bayern sind damit sehr gut aufgestellt. Ebenso wichtig muss uns auch der Erhalt der Gesundheit und der Arbeitskraft unserer MitarbeiterInnen sein – und uns selbst nicht zu vergessen. Und das heißt: Arbeitsunfälle und Berufskrankhei- ten sind zu vermeiden. Wir müssen alle Arbeitsabläufe und Ar- beitsplätze vorausschauend gestalten, um mögliche Gefährdungs- potentiale bereits im Vorfeld zu erkennen und auszuschließen. Besonders gefährlich ist die Routine. Denn Routine (ver-)führt zu Leichtfertigkeit. Wer hat sich nicht schon selbst mal gefragt: Wie konnte das nur passieren? Der Slogan aus dem Programm der Verhaltensprävention der BG BAU verrät es: „1000 MAL HOCH HINAUS…1 MAL AUS-DIE- MAUS“. Jeder sollte sich vor Augen halten: Das hätte auch ich selbst sein können. 2016 war von allen tödlichen Arbeitsunfällen fast jeder zweite ein Absturzunfall. Meist Abstürze von Gerüsten, Dächern und Leitern. Das muss verhindert werden. Deshalb hat- jeder – ganz gleich ob Unternehmer oder Beschäftigter – die Pflicht und das Recht, bei Missständen „Stopp“ zu sagen und die Arbeit einzustellen, bis die Gefährdung für Leib und Leben besei- tigt ist. Da sage mir ja niemand, es sei doch wohl eine Selbstverständlich- keit, „Stopp“ zu sagen. Oder das seien doch immer nur die unse- riösen Betriebe. Wie kann es da sein, dass ich innerhalb von nur zehn Minuten in einem Hinterhof drei Beschäftigte sehe, die in 12 m Höhe Bitumenbahnen aufschweißen? Und 200 m weiter tur- nen zwei Beschäftigte in 10 m Höhe auf der obersten Lage des Ge- rüsts herum. Das alles ohne jede Absturzsicherung. Übrigens kenne ich die Betriebe (und die kennen mich). Und wenn die sich in meiner Schilderung wiederfinden: Ich war es, der „Stopp“ gesagt und sofort die zuständige Aufsichtsperson der BG informiert hat. Dank Smartphone gleich mit Beweisfoto. Auf weiterhin unfallfreies Arbeiten.

merken Sie es auch, wie schon wieder die Apokalypse in den Köp- fen der Planer und Auftraggeber reift? Immer öfter heißt es nun – wie alle Jahre wieder: Die Ausführung kann keinesfalls verscho- ben werden. Die Arbeiten müssen sofort ausgeführt werden. Das schlechte Wetter kommt. Der Winter steht vor der Tür. Jetzt prophezeihen wieder selbsternannte Wetterexperten und Weissager einen harten und langen Winter. Weil Blätter angeb- lich eher vom Baum fallen oder Eichhörnchen und andere Nager früher als sonst Futter bunkern. Ich sage: Jedes Jahr der selbe Schmarrn. Und das, obwohl schon jeder seit Wochen unter Volllast läuft. Unser Dachdeckerhand- werk ist nun mal nicht einfach wie ein Montageband. Es kann nicht der Antrieb einfach auf schneller gestellt werden. Unsere Leistung am Dach erbringen wir mit unseren und unserer Mitar- beiterInnen Hände. Doch diese Hände werden leider immer we- niger. Deshalb wird es künftig unsere Hauptaufgabe sein, diese Hände für das Dachdeckerhandwerk zu finden, sie zu pflegen, sie aus- und weiterzubilden und sie vor Gefahren bei der täglichen Arbeit zu schützen. Nur so kann die Arbeit am Dach noch lange getan werden. Mit dem Neubau unseres Wohnheimes entsteht für unseren Dach- decker-Nachwuchs ab September 2018 eine Herberge für den Auf- enthalt in Waldkirchen. Ein Aufenthalt, der ganz sicher – mit kleinen Ausnahmen – keine Wünsche mehr offen lassen wird. Mit den dann zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten können wir die an uns herangetragenen Wünsche der Auszubildenden für die Freizeitgestaltung – wie Fitnessgeräte, Tischtennis- und Billard- spiel und Großbild-TV – erfüllen. Neben dem Nachwuchs müssen wir uns aber auch intensiv um die MitarbeiterInnen in unseren Dachdeckerbetrieben kümmern. Zu den wichtigsten Themem gehört dabei die persönliche fachliche Qualifizierung. Hierzu bietet das Kompetenzzentrum Dachtechnik den Dachde- ckerbetrieben in 2017/2018 wieder ein umfangreiches Weiterbil-

Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

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