Blickpunkt Schule 1/2024

zent) als leistungsschwach. Damit zählt jeder vierte Fünfzehnjährige in Deutschland zu der Risikogruppe, die unzureichende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fortsetzung des Bil dungsweges nach der Sekundarstufe besitzt. In der Spitzengruppe Irland, Japan, Estland und Korea gehören weniger als fünfzehn Prozent der Schüler dieser Gruppe an. Ebenfalls von 2018 bis 2022 sank der Anteil der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler in Deutschland von 11,3 Pro zent auf nur noch 8,2 Prozent und liegt damit nur geringfügig über dem Mittel der OECD (7,2 Prozent). In den Verei nigten Staaten, Korea, Kanada zeigen mehr als 13 Prozent der Schüler be sonders hohe Lesekompetenzen. Der nationale PISA-Ergebnisbericht erlaubt eine Unterscheidung der Er gebnisse nach gymnasialen und nicht gymnasialen Schularten 1 [s. Abbil dung 6.10 Hauptbericht] . Der Anteil der Schüler an Gymnasien ist mit rund

36 Prozent in 2022 gegenüber 2018 relativ stabil. Gymnasialschüler errei chen 2022 im Mittel 556 Punkte, Schüler nicht gymnasialer Schulfor men dagegen 114 Punkte weniger, was etwa 1,5 Kompetenzstufen entspricht. An den Gymnasien ist der Leistungs rückgang mit 22 Punkten allerdings größer als an den nicht gymnasialen Schulformen mit 16 Punkten. Dem entsprechen auch Verschiebungen bei der Besetzung der Kompetenzstufen im Lesen zwischen 2012 und 2022. Die Gruppe der Leistungsstarken nahm zwischen 2012 und 2018 von 21,9 Prozent auf 27,3 Prozent zu, sank in 2022 aber auf einen den neuen Tiefstand von 19,2 Prozent, d.h. weni ger als ein Fünftel der Gymnasial schüler zeigten 2022 ein sehr gutes Leseverständnis. Während die Gruppe der Leistungsschwachen an den Gym nasien noch 2012 mit 0,5 Prozent kaum messbar war, ist diese Gruppe in 2022 auf 3,8 Prozent angestiegen

und hat eine relevante Größe. An den nicht gymnasialen Schulformen schwankte die Gruppe der Leistungs starken zwischen 2012 und 2022 um nur 2 Prozent. Die Gruppe der Leis tungsschwachen dagegen lag bereits 2012 bei 19,5 Prozent und erreichte 2022 mit 35,3 Prozent einen neuen Höchststand. An den nicht gymnasia len Schulformen verfügt also mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler nur über ein basales Lese verständnis. Während zu Beginn der PISA-Studie die Lesekompetenzen der Mädchen gegenüber den Jungen noch erheb lich waren, haben diese Differenzen, die in nahezu allen OECD-Staaten be obachtet werden, abgenommen. Von 2018 zu 2022 nahmen die Lesekom petenzen der Mädchen stärker ab als die der Jungen, weshalb sich ihr Vor sprung auf nur noch 20 Punkte ver ringerte. Wegen des Schwerpunktes auf Ma thematik enthält der nationale PISA Bericht 2022 keine Analysen zum Zu sammenhang von Lesekompetenzen und persönlichen Merkmalen und an deren Kontextvariablen. Eine Ausnah me bildet der Zusammenhang zwi schen der Berufsgruppe, der die Er ziehungsberechtigten angehören, den sogenannten EGP-Klassen 2 , und den gemessenen Lesekompetenzen. Wie bei der Analyse nach Schularten zeigt sich auch hier, dass die negativen Trends nicht zuvorderst auf Verände rungen am unteren Ende des Leis tungsspektrums zurückzuführen sind. Die Leistungen von Schülern, deren Eltern den Klassen V – VII angehören (Facharbeiter, leitende Arbeiter, Un- und Angelernte), haben zwischen 2018 und 2022 um 18 bzw. 20 Punkte abgenommen. Die Leistungen von Schülern mit Eltern in den Klassen I und II (Freie akademische Berufen, höhere Beamte sowie Hochschul- und Gymnasiallehrkräfte) sind jedoch in ähnlicher Größenordnung um 19 bzw. 14 Punkte gesunken. Hinzu kommt, dass die Leseleistungen von Kindern un- und angelernter Arbeiter im lang fristigen Trend seit der ersten PISA Runde um 19 Punkte gestiegen sind,

Titelthema

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Abbildung 6.5: Trendentwicklung der Lesekompetenz für die OECD-Staaten und Deutschland basierend auf den Skalierungen und Transformationen der OECD-Vertrags nehmer

Abbildung 6.10: Lesekompetenz auf PISA-Kompetenzstufen für gymnasiale und nicht gymnasiale Schularten in Deutschland im Trend 2012, 2018 und 2022 Grafiken: © Waxmann Verlag

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