Blickpunkt Schule 1/2024

Beispiel 3: Schulpraxis und Wissenschaft im Dienste der Fortbildung bündeln Wenn es um Fortbildung geht, ist das im Herbst 2023 eingeweihte Kompe tenzzentrum Bildungssprache Deutsch ein wesentliches Element, das wissenschaftliche Expertise und schulpraktische Bedarfslagen bün delt. Das Kompetenzzentrum besteht aus insgesamt vier Kompetenzstellen: Seit 2020 forscht die Kompetenzstel le Orthografie bereits zu den Themen Rechtschreibung, Grammatik oder zur verbundenen Handschrift. 2023 folg ten die Kompetenzstelle Literatur (Goethe-Universität Frankfurt), Mündliche Kommunikation (Philipps Universität Marburg) sowie Deutsch als Zweitsprache (Justus-Liebig-Uni versität Gießen). Die Kompetenzstel len forschen zu ihren jeweiligen The menschwerpunkten und entwickeln Fortbildungsangebote, die über Multi plikatoren (aus den Reihen der Fach beratungen Bildungssprache Deutsch) an die Lehrkräfte weiterge geben werden. Zu diesem Zweck sind die Kompetenzstellen mit der Hessi schen Lehrkräfteakademie, den Stu dienseminaren und den Staatlichen Schulämtern vernetzt und kooperie ren mit Stiftungen und externen wis senschaftlichen Einrichtungen und Initiativen. Ein Projektbüro, das mit ei ner Sachbearbeitungsstelle am Cam pus der Universität Gießen eingerich tet wird, ist unterstützend für die ad ministrativen Aufgaben rund um das Kompetenzzentrum zuständig. Regel mäßig stattfindende Kuratoriumssit zungen dienen der Qualitätskontrolle und der weiteren Planung der Arbeit und Vernetzung innerhalb des Kom petenzzentrums und der vier Kompe tenzstellen. Ein wesentliches Element der Dis semination von Fortbildungsinhalten bilden die seit 2019 an allen Staatli chen Schulämtern in Hessen einge richteten Fachberatungen Bildungs sprache Deutsch. Pro Schulamt wird die bedarfsgerechte Beratung von

Die nachhaltige Stärkung der schriftsprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache endet jedoch selbstverständlich nicht mit dem Übergang in die Sekundarstufe I. Sie ist in ein schulisches Gesamtkonzept eingebettet, das im Primarbereich be ginnt, Fortbildungs- und Wettbe werbsangebote in der Sekundarstufe I (wie beispielsweise das Projekt ‘Die Mittelstufe schreibt’) einbezieht und in den verbindlichen Fehlerindex für die 9. und 10. Jahrgangsstufe im Se kundarbereich mündet. Dieser Fehler index bei der Bewertung von Sprach korrektheit in schriftlichen Arbeiten (Klausuren) ist in allen Unterrichtfä chern mit einer Mindesttextlänge von 100 Wörtern verbindlich, um den Stel lenwert, den eine korrekte schriftliche Form in Prüfungs- und Bewerbungs kontexten nach wie vor besitzt, zu ver deutlichen. Somit können die wichti gen Übergänge zwischen den Bil dungsstationen 13 – von der Grund schule in die weiterführende Schule sowie von der Sekundarstufe I zur Se kundarstufe II oder der Übergang in die duale Ausbildung – zukünftig noch gezielter vorbereitet werden. Zu gleich dient der Fehlerindex der Stär kung von Vergleichbarkeit und Trans parenz in der Notengebung. Auch das trägt maßgeblich zur Sicherstellung von Bildungsgerechtigkeit bei. Beispiel 2: Lesen trainieren, um Literatur schätzen zu lernen Literatur hat bei der Vermittlung grundlegender bildungssprachlicher Kompetenzen eine besondere Bedeu tung, da sie bei den Schülerinnen und Schülern zu großen Teilen die Basis für schriftsprachliche Fertigkeiten und Fähigkeiten bildet und darüber hinaus motivierend und persönlichkeitsbil dend wirken kann. Umso wichtiger ist es, einer bereits in der PISA-Studie 2018 konstatierten Absenkung der Lesemotivation bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen mit kon kreten Maßnahmen entgegenzutre ten. Das bereits zuvor erwähnte Enga gement Hessens im Rahmen des ‘Na

tionalen Lesepakts’ bildet ein konkre tes Bündel an Maßnahmen zur Stär kung von Lesemotivation. 14 Darüber hinaus wurden weitere flankierende Aspekte beschlossen, die einen direk ten Bezug zum Deutschunterricht aufweisen: Mit dem Ziel, den Lehrern und Schülern sowie deren Eltern ein verlässliches Gerüst an die Hand zu geben, hat Hessen schulformspezifi sche Lektüreempfehlungen entwi ckelt. In diese Empfehlungen sind zahlreiche Hinweise von Lehrkräften, Experten aus dem Bereich Fortbildung sowie Vertretungen der Literaturwis senschaft und Literaturdidaktik ein geflossen. Die Lektüreempfehlungen sollen die Lehrkräfte in ihrer täglichen Arbeit bei der Auswahl geeigneter li terarischer Texte unterstützen. Inhalt lich wird der breite Bogen von tradier ten ‘Klassikern’ hin zu aktuellen, preisgekrönten Texten für alle Alters- und Kompetenzstufen im Primar- und Sekundarbereich I geschlagen. Der Liste liegt darüber hinaus ein weiter Textbegriff zugrunde, der auch Hör spiele, Bilderbücher und Graphic No vels mit einbezieht. Die Schulen können die Lektü reempfehlungen als Unterstützung im Literaturunterricht einsetzen, um nicht nur inhaltlich-kulturelle Aspek te, sondern auch Lesefertigkeiten und Lesefreude als Teilbereiche bildungs sprachlicher Kompetenzen weiter zu stärken. Hilfe und Unterstützung für die Umsetzung dieses Anspruchs er halten die Schulen durch die Fachbe ratungen zur Stärkung der Bildungs sprache Deutsch der Staatlichen Schulämter in Hessen. Begleitend zu den Lektüreempfeh lungen ist es bedeutsam, die Rolle der Behandlung von Ganzschriften im Deutschunterricht zu stärken. Dafür hat Hessen die Behandlung mindes tens einer Ganzschrift pro Jahrgang in der Sekundarstufe I festgelegt. Bei der Auswahl geeigneter Texte bieten sowohl die Lektüreempfehlungen als auch die Fortbildungsangebote durch themenspezifische Fortbildungsreihen der Hessischen Lehrkräfteakademie eine hilfreiche Orientierung in der Un terrichtsplanung.

Titelthema

7

SCHULE

Made with FlippingBook Digital Publishing Software