Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)

Komplikationen durch Nahrungs- und Genussmittel

der 11 β- OH-Steroid-Dehydrogenase ei- ne Blockade der Kortisol-Inaktivierung. Dies führt zu erhöhten Mineralokortiko- id-Wirkungen. Der dadurch bedingte Ka- lium-Verlust („Mineralstoffdieb“) wirkt sich durch gleichzeitige Anwendung von harntreibenden Medikamenten (Diureti- ka, zum Beispiel bei Bluthochdruck) deut- lich aus: Muskelschwäche, Müdigkeit, Schläfrigkeit, schwächere Reflexe oder Herzrhythmusstörungen und ein erhöhter Blutdruck. hinweis: Nicht mehr als 50 g Lakritze (bei- spielsweise drei bis vier „Lakritz- Schnecken“) wegen des Kaliumver- lusts konsumieren. Auf Lakritze ganz verzichten, wenn entwässernde Me- dikamente eingenommen werden. Kaliumreiche Nahrungsmittel sind beispielsweise Trockenfrüchte, Bana- nen und grünes Blattgemüse. Zu Grapefruit ist an vielen Stellen genug beschrieben, die Beipackzettel machen außerdem auf diese Wechselwirkung kor- rekt aufmerksam. Die wird über eine irre- versible Bindung mit dem Apoprotein des Enzyms inhibiert. Die über CYP 3A4 me- tabolisierten Arzneistoffe sind betroffen. Das Ausmaß der Grapefruit-Interaktion ist allerdings sehr variabel, da es offenbar von der individuellen Menge an oben ge- nanntem Enzym beim Patienten abhängt. Die klinische Relevanz ist nicht immer si- cher, da in den meisten Studien mit der Realität nicht vereinbar hohe Grapefruit- mengen verwendet wurden. Grapefruit (Pampelmuse)

Calcium-Kanal-Modulatoren Sehr uneinheitlich (schon mit Grapefruit) Lercanidipin (Carmen®, Corifeo®): ausge- prägter First-pass-Effekt. Die Bioverfüg- barkeit beträgt • nüchtern: drei bis vier Prozent • mit Nahrung: zehn Prozent • bis zwei Stunden nach fettreicher Mahlzeit: 40 Prozent hinweis: Calcium-Kanal-Modulatoren mindes­ tens 15 Minuten vor einer Mahlzeit einnehmen. Schmerzmittel und Schlafmittel. Der Kompromiss, eine Reduktion auf 200 bis 300ml Saft, reicht nicht aus. Der zeitliche Abstand muss unbedingt eingehalten werden, da die Interak- tion (Enzymhemmung) selbst durch eine einmalige Aufnahme von Grape- fruit zwei bis drei Tage bestehen blei- ben kann. Das bedeutet in etwa über die Lebenszeit der Schleimhautzel- len, die mit dem neuen Enzym rege- neriert werden müssen. Felodipin hat eine Bioverfügbarkeit von ca. 15 Prozent und unterliegt einem ho- hen First-pass-Effekt. hinweis: Die Einnahme von Felodipin soll nüchtern oder zu einem fettarmen Frühstück erfolgen. hinweis: Auf Grapefruit/Grapefruitsaft wäh- rend der Medikamenteneinnahme besser verzichten, auch wenn dies eigentlich nur für CYP3A4-metaboli- sierte Arzneistoffe gilt. Probleme be- reiten einige Calcium-Kanal-Modula- toren (bis dreifacher Anstieg), Statine (bis 16-facher Anstieg), bestimmte Antiallergika, Immunsuppressiva,

Breite ist die Therapie mit Theophyllin ex- akt einzustellen: • Erhöhung der Spiegel durch Piperi- din in schwarzem Pfeffer. Die Reduk- tion der CYP-Enzyme ist stärker als bei Grapefruit. • Erniedrigung der CYP 1A2-Spiegel durch Rauchen (auch Marihuana), of- fenes Grillen auf Grund von polyzy- klischen aromatischen Kohlenwasser- stoffen (Benzo(a)pyrene), die durch eine unvollständige Verbrennung entstehen. Diese beliebte würzige Knolle verstär- kt die Wirkung von Blutgerinnungshem- mern, im Volksmund unglücklicherweise „Blutverdünner“ genannt, und senkt die Wirkung von Saquinavir (HIV-Virustati- kum) um ca. 50 Prozent. Hierfür reichen bereits zwei Knoblauchzehen. hinweis: Unter einer Therapie mit Blutge- rinnungshemmern Knoblauch spar- samer dosieren. Kortikoide reizen von sich aus bereits den Magen (Gastritis). Chips, Erdnüsse und an- dere Knabbereien verursachen durch das enthaltene Natrium Magenbrennen oder saures Aufstoßen. hinweis: Nüsse und „Knabberkram“ nicht mit Kortikoiden kombinieren. Spezielle Nahrungsmittel/Genussmittel Knoblauch Nüsse und „Knabberkram“

Apfel- und Orangensaft

Lakritze

Apfel- und Orangensaft wirken sich nega- tiv auf die Bioverfügbarkeit von Aliskiren (Rasilez®) aus. Der Arzneistoff ist ohnehin sehr interaktionsempfindlich.

In Süßholzwurzel enthaltene Stoffe, wie Glycyrrhetinsäure und sein Monogluku- ronid, verursachen über eine Hemmung

18 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das J urnal Nr. 1/2014 der Apothek rkammer Westfalen-Lippe 18 – a Jo nal de Apothek rkammer Westfalen-Lipp

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