Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)

Prof. Eugen Verspohl

zUSAMMENFASSUNG:

te „Nährstoffräuber“ sein, was zur Nähr- stoffunterversorgung führt. Hervorgeru- fene Erniedrigung von Folsäure, Pyridoxin und Riboflavin, ferner von Calcium, Fluor oder Jod. Nebenwirkungen von Arznei- stoffen lösen dies aus: • Einfluss auf Appetit, Erbrechen, Übel- keit (Nausea), Störung des Geschmacks­ empfindens für süß – sauer, Mundtro- ckenheit (Xerostomie), Obstipation und Durchfall. Nicht eingegangen werden konnte auf die essensgerechte Einnahme von Arznei- stoffen, zum Beispiel Antidiabetika, die sich eigentlich aus der Kenntnis des jewei- ligen Wirkungsmechanismus erschließt: Sulfonylharnstoffe/GLP-1 Agonisten 30 Minuten vor einer Mahlzeit, Nateglinid und Repaglinid direkt vor einer Mahlzeit, Metformin nach einer Mahlzeit, Pioglita- zon irgendwann, Acarbose und Miglitol kurz vor dem Essen (oder beim ersten Bis- sen). Referenzen & Literatur 1 Verspohl EJ (1996) Interaktionen zwischen Nah- rungsmitteln und Arzneistoffen. Hager Supple- ment-Band „Waren und Dienste“. Springer-Ver- lag 2 Verspohl E.J. (2001) Wechselwirkungen von Arz- neimitteln mit Nahrungsmitteln. In: S.-D. Müller (Hrsg.) Praxis der Diätetik und Ernährungsbera- tung. Hippokrates-Verlag S. 483-515 3 Merkus G.W.G.M. (1984) Arzneimittel vor, wäh- rend oder nach der Mahlzeit? Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart (vergriffen) 4 Wunderer H. (2000). Arzneimittel richtig ein- nehmen. Govi-Verlag, Eschborn. Eine ausführliche, Indikations-bezogene Liste kann beim Autor (verspoh@uni-muenster.de) angefor- dert werden.

Die hier aufgeführten Wechselwirkungen stellen natürlich nur einige Beispiele/ Hinweise dar. Eine einfache Take-home Message gibt es nicht, siehe aber Hinwei- se. Sensibilisiert sein sollte man bei: • Antibiotika • Polykationen (auch Milchprodukte) • Bisphosphonaten • Grapefruit • Tannin-haltigen Getränken. Komplette Listen sind natürlich notwendig (siehe Literatur links unten), zumal die Fachinformationen und Beipackzettel unvollständig und in seltenen Fällen sogar falsch sind. Für die Praxis sind elektronische Hilfen nützlich und sollten verwendet werden. Dies zwingt beratende Apothekerinnen und Apotheker aber immer zu Einzelentscheidungen: Zeitlicher Abstand oder besser Verzicht? Nüchterneinnah- me evtl. sinnvoll aus pharmakokinetischer Sicht, dennoch Verabreichung zum Es- sen manchmal sinnvoll aus Sicht der Compliance. Pauschale Vorhersagen (Analo- gien) sind schwierig, da komplexe Einflussgrößen wie Patientenstatus, Ernährung und Arzneimitteldosis zu berücksichtigen sind. Empfehlungen verkürzt zusammengefasst: • Akuttherapie: Wenn nichts dagegen spricht, Einnahme der Arzneimittel zum oder direkt nach dem Essen mit einem Glas Leitungswasser (andere Getränke erst mit 2 Stunden Abstand): schnelle Wirkung, wenn auch oftmals weniger gut verträglich • Magenempfindlich: zur Mahlzeit, eine geringere Bioverfügbarkeit in Kauf neh- mend • Retardformulierung: immer gleicher Abstand zur Nahrung • Magensaftresistente Formulierung: monolithische immer nüchtern, Pellets zur Mahlzeit. „Analog-Wissen“, also Ableitungen aus verwandten Arzneistoffen sind gefähr- lich, da unzuverlässig. Nur mit Kompetenz ist die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.

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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21

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