Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)

Christian Schulz

men. Wann sollte die Apotheke den be- handelnden Arzt wegen des erhöhten TdP-Risikos kontaktieren, wann ist dies höchstwahrscheinlich nicht nötig? Ein bewährter Weg ist der Folgende: 1. apothekengerechte Risikobewertung anhand der vorliegenden Informatio- nen, 2. den Arzt nur kontaktieren, wenn ein erhöhtes Risiko oder typische Sym- ptome erkannt wurden, 3. den Arzt stets kontaktieren, wenn die Situation als unklar zu bewerten ist. Wesentlich zur Beurteilung der Situati- on ist eine Risikostratifizierung, das heißt die Anzahl und Ausprägung der Risiko- faktoren wird erfasst und anschließend bewertet (Abbildung 3). Welcher Wirk- stoff weist ein hohes TdP-Risiko auf, wel- cher nur ein geringes? Umfassende Infor- mationen sind unter www.crediblemeds. com kostenfrei erhältlich. 11 Alternativ- empfehlungen, das heißt möglicherwei- se besser geeignete Wirkstoffe mit ge- ringerer Interaktionsneigung können auf dieser Homepage recherchiert werden. Resultate der Suche können als Grundla- ge eines Arztgespräches dienen, um auf mögliche Rückfragen vorbereitet zu sein. Wichtig ist die weitere Überlegung, ob der gefundene Alternativwirkstoff zur Behandlung der vorliegenden Erkran- kung dient. Ein Blick in die jeweilige Leit- linie schafft vor dem Arztgespräch Klar- heit. 12 Irritierende Gesprächsverläufe kön- nen dadurch leicht vermieden werden. Risikostratifizierung – Grundlage für überlegte Entscheidungen

Abbildung 3: Umgang mit TdP – Risikoabwägung.

Patientenbeispiel 1: Eine geriatrische Patientin, 79 Jahre, steht unter Polymedikation. Unter den Medikamenten finden sich drei mit torsadogenen Wirkstoffen: Amiodaron, Citalopram und Haloperidol. Aktuell möchte sie ein Rezept über Levofloxacin in der Apotheke einlösen. Das Cave-Modul meldet Interaktionen (Abbildung 6: Screenshot Interaktionen).

Abbildung 6: Screeshot Interaktionen

Die Patientin erfüllt gleich mehrere Risikofaktoren: - Alter > 65 Jahre - Geschlecht: weiblich - gleichzeitige Gabe mehrerer torsadogener Substanzen (Abbildung 7: „Torsadogene Pharmaka erkennen) Rezeptfreie Medikamente sind nicht harmlos. Ein alkoholhaltiges OTC-Arzneimittel verursacht absolute Kontraindikationen. Unter Berücksichtigung der Gesamtmedikation gelingt qualitativ hochwertige Selbstmedikation. Abbildung 4: Rezeptfr ie M dikamente sind nicht harmlos. Ein alkoholhaltiges OTC- Arzn imittel verursacht absolute Kontraindikati nen. Unter Berücksichtigung der Ge- samtmedikation gelingt qualitativ hochwertige Selbstmedikation.

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dogener Substanzen (Abbildung 5: „Torsadogene Pharmaka erkennen) • kardiale Vorerkrankung: Amiodaron zur Therapie einer Arrhythmie Das TdP-Gesamtrisiko der Patientin ist als deutlich erhöht zu bewerten (Tabelle 1: Pharmaka, die verlängernd auf die QT- Zeit wirken können und Tabelle 2: Risiko- faktoren für das Auftreten einer Torsade-

Haloperidol. Aktuell möchte sie ein Re- zept über Levofloxacin in der Apotheke einlösen. Das Cave-Modul meldet Interak- tionen (Abbildung 4). Die Patientin erfüllt gleich mehrere Risi- kofaktoren: • Alter > 65 Jahre • Geschlecht: weiblich • gleichzeitige Gabe mehrerer torsa-

Patientenbeispiel 1:

Eine geriatrische Patientin, 79 Jahre, steht unter Polymedikation. Unter den Medika- menten finden sich drei mit torsadogenen Wirkstoffen: Amiodaron, Citalopram und

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