Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)

Christian Schulz

Tabelle 4: Ausgewählte Gründe, die zur Minderung der AMTS in der Psychopharmakotherapie führen können sowie Lösungsmöglichkeiten der Apotheke.

Problem

potentielle Folge

Handlungsmöglichkeiten

allgemeines Informationsdefizit

Fehlinterpretation, zu geringes Problembewusstsein

„W“-Fragen konsequent stellen Kundenkonto anbieten Medikationsplan erfragen Medikationsmanagement

Substitution/ Rabattverträge

Verunsicherung, Rückgang der Thera- pietreue, Therapieabbruch

Pharmazeutische Bedenken konsequent äußern ABP bedenken: Mögliche Auswirkung von Form, Farbe, Geschmack und Teilbarkeit etc. Routinefrage nach Begleitumständen „Welche weiteren Medikamente werden angewendet? Bestehen weitere Erkrankungen?“ Sensibilisierung des Teams durch regelmäßige „Trocken- übung“ mit der ABDA-Datenbank Informationsfluss sicherstellen Verkaufshinweise bei kritischen Artikeln in PC einpflegen oder Schubladenfächer farbig abgestuft markieren und wesentliche Information in Stichworten anbringen

Komedikation/Komorbi- dität unbekannt

Interaktionen zwischen weiteren Arz- neien und Krankheiten (Kontraindikati- onen) können nicht adäquat berücksich- tigt werden

Wissen ist nicht im Moment der Abgabe verfügbar/präsent

Abgabe ungeeigneter Medikamente, obwohl Informationen vorliegen/kritische Fakten eigentlich bekannt sind

Verwendete Abkürzungen

Referenzen & Literatur

1 Schwabe, U.; Paffrath, D. (Hrsg.). Arzneimittel- Verordnungsreport 2013 Aktuelle Daten, Ko- sten, Trends und Kommentare. Springer 2013 2 S. Holt, S. Schmiedl, P. A. Thürmann. Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-Liste. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(31- 32): 543-51; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0543 3 DEGAM – Deutsche Gesellschaft für Allgemein- medizin und Familienmedizin. Hausärztliche Leitlinie Multimedikation. Version 1.09 vom 16.04.2014 4 BAK-Leitlinien- Erst- und Folgeabgabe , verfüg- bar unter http://www.abda.de 5 Maidment, R: „Just keep taking the tablets“: adherence to antidepressant treatment in older people in primary care, Zeitschrift: INTERNATIO- NAL JOURNAL OF GERIATRIC PSYCHIATRY, Aus- gabe: 17 (2002), Seiten: 752-757 6 DGPPN, BÄK, KBV,AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg) für die Leitliniengruppe Unipolare Depressi- on*. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression-Kurzfassung, 1. Auflage 2009. DGPPN, ÄZQ, AWMF - Berlin, Düsseldorf

7 Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft e.V. . Leitlinie Gute Substitutionspraxis. 2014. Verfüg- bar unter http://www.dphg.de 8 Fachinformation Axura. Fa.Merz. Stand Oktober 2012 9 Kircher, Wolfgang. Rote Karte für erklärungsbe- dürftige Arzneimittel, Davos 2014 , vgl. www. deutsche-apotheker-zeitung.de/ 10 Hein, Lutz. Long QT-Syndrom- Wenn das Herz aus dem Takt gerät. pharmazeutische-zei- tung 10 (2009) 11 Credible meds.com: http://crediblemeds.org/ 12 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Stän- dige Kommission Leitlinien. AWMF Regelwerk „Leitlinien“. 1. Auflage 2012. Verfügbar: www. awmf.org/ 13 Wenzel-Seifert K., Wittmann M., Haen, Ekke- hardl. Psychopharmakaassoziierte QTc-Intervall- Verlängerung und Torsade de Pointes QTc Pro- longation by Psychotropic Drugs and the Risk of Torsade de Pointes Dtsch Arztebl Int 2011; 108(41): 687-93; DOI: 10.3238/arztebl.2011.0687, verfügbar unter www.aerzteblatt.de

ABP Arzneimittelbezogenes Problem AMS Arzneimittelsicherheit

AMTS Arzneimitteltherapie­ sicherheit

CIRS Critical incidence reporting system

MTM medication therapy management NMDA N-Methyl-D-Aspartat

Plan – Do – Check- Act, Akronym desvierstufigen Optimierungszyklus

PDCA

PIM potentiell inadäquates Medikament

TdP Torsade de pointes – Arrhythmie

UAW Unerwünschte Arzneimittel- wirkung

Zusammenfassung

Psychopharmaka sind eine wichtige therapeutische Errungenschaft, sie bergen durch vielfältige Interaktionen allerdings teils erhebliche Risiken. Apotheken können einen wichtigen Beitrag zu einer gelingenden Psychopharmakotherapie leisten, da sie durch gezielte Interventionen die AMTS stabilisieren oder erhöhen können (Tabelle 4). Um der Komplexität des aktuellen Wis- sens gerecht zu werden, ist die Benutzung von Datenbanken nötig. Informationsfluss und –verarbeitung sind die Grundlage für eine effektive, patientenorientierte Pharmazie. Jede Apotheke hat ihr individuelles Umfeld sowie charakteristische Schwächen und Stärken. Auf beiden gilt es aufzubauen (Verbesserungskultur), um mit den möglichen Herausforderungen (Fehlerkultur) professionell umzugehen. Stabile Therapietreue ist ein hohes Gut und jede destabilisierende Maßnahme sollte vermieden wer- den. Pharmazeutische Bedenken sind im individuellen Fall ein wichtiges Instrument der AMTS. Pharmazeuten äußern pharma- zeutische Bedenken – nur Pharmazeuten.

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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 31

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