Blickpunkt Schule 5/2022

Phänomene und Anforderungen im Zuge eines Zeitgeistes wie Inklusion und Integration, Engagement in Um weltfragen, gegenderte Kommunika tion, Cancel-Culture-Kampagnen, des Weiteren ’pädagogische Illusio nen’, etwa der Heterogenitätsansatz mit seiner Ablehnung des differen zierten Schulwesens, auch das Kon zept des eigenverantwortlichen Ler nens mit der Reduktion der Lehrkraft auf den Status eines Lernbegleiters. Im Anschluss an diesen Auszug aus der ’Wirklichkeit’ stellte Reinhard Schwab die Frage, was denn nun der ’Anspruch’ sei, und ging dabei auf Humboldts Bildungsideal ein: Eine umfassende Bildung der Schülerinnen und Schüler sei mehr als Wissens- und Kompetenzerwerb, sie beinhalte die Entwicklung von Haltung, Charak ter, Kritik- und Diskursfähigkeit, Fä higkeiten zu einer individuellen Mün digkeit und Selbstbestimmung, damit die kulturelle und gesellschaftliche Integration gelingen könne. Sie be zeichne die Entwicklung zu einem selbstverantwortlichen Menschen. Die gegenwärtige schulische Realität komme da jedoch nicht mehr mit. Reinhard Schwab konstatierte, dass Lehrkräfte die Möglichkeit haben müssten zu lehren, beruhend auf ih rem soliden Fachwissen, überzeugt vom Fachgegenstand, auf einem an gemessenen Niveau. Unterricht müs se dabei kognitiv und sozial aktivieren, Leistung wertschätzen. Lehren schlie ße aber auch menschliche Zuwen dung ein.

» Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz

hphv intern

Der hphv-Vorsitzende forderte: »Wir brauchen eine Schulpolitik, die sich an der Wirklichkeit orientiert, nicht an Hypothesen und ideologi schen Luftschlössern, eine Bildungs politik, die klare, verlässliche Vorga ben und Erwartungen formuliert. Das Maßnahmenpaket zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch, vom Kul tusministerium auf den Weg ge bracht, ist ein erster wichtiger Schritt: Die verbindliche Einführung einer ver bundenen Handschrift, eine pädago gisch motivierte Fehlerkorrektur, ein Fehlerindex zur Bewertung der Sprachrichtigkeit für alle Fächer in den Jahrgängen 9 und 10 sowie Lek türeempfehlungen sind wichtige Bau steine des Konzepts.« AmVormittag des 23. September begrüßten die Delegierten auch Kul tusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz. Mit dem Zitat »Gott gibt uns die Nüs se, aber er knackt sie nicht für uns«

begann er seine Rede, wies auf die Ausnahmesituation hin, die nun schon seit über zwei Jahren an den Schulen herrsche, und bedankte sich für die große Leistung aller an Schule Betei ligten. Das Schlimmste, was passieren könne, wäre ein weitere Pandemie winter, auf den man, zumindest in Bezug auf Hygienemaßnahmen und Tests, vorbereitet sei. Bildungssprache Deutsch, Löwenstark und Lehrerbildungsgesetz Prof. Dr. Lorz ging insbesondere auf die ’Bildungssprache Deutsch’ als ei nen Schwerpunkt der Arbeit des Kul tusministeriums ein. Die große Anzahl an geflüchteten Kindern und Jugend lichen stelle die Schulen vor Heraus forderungen, die es so noch nie gege ben habe. Alle sollten die Chance be kommen, erfolgreich an unserer Ge sellschaft teilzunehmen. Daher habe sich Hessen in der Kultusministerkon ferenz (KMK) dafür eingesetzt, Leit linien zur Bildungssprache Deutsch zu entwickeln und diese in allen Bil dungsetappen zu fördern. Der Minis ter zählte die verpflichtenden Vorlauf kurse auf, die sprachliche Förderung, die Betonung der Handschrift, die Einführung des Grundwortschatzes, die pädagogisch motivierte Fehlerkor rektur, ging aber auch auf Qualitäts offensiven in anderen Fachbereichen ein (Mathematik, Kulturelle Bildung). Der Erwerb von Basiskompetenzen sei wichtig, so Lorz, aber die Persönlich

5

SCHULE

Made with FlippingBook Ebook Creator