Blickpunkt Schule 5/2022

Auch das noch? Sprachenvielfalt, Bildungssprache und durchgängige Sprachbildung. Herausforderungen für jede Lehrkraft G ut ausgebaute sprachliche Fähigkeiten sind eine Grund lage für jedes erfolgreiche

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Lernen – das ist eine Binsenweisheit. Inzwischen aber bringen Schülerinnen und Schüler an allen Schulformen, auch den Gymnasien, sehr unter schiedliche sprachliche Voraussetzun gen für das Lernen mit. Dies hat ver schiedene Ursachen – von den sozio ökonomischen Voraussetzungen der Familien bis zur familialen Mehrspra chigkeit. Und anders als vielfach an genommen, ist das für die Aneignung von Bildung notwendige sprachliche Können undWissen am Ende der Grundschule keineswegs erreicht. Auf Einladung des Hessischen Philo logenverbandes referierte Prof. Dr. Ing rid Gogolin (Hamburg) imRahmen ei ner digitalen Fortbildung am 1. Novem ber ihren Standpunkt. Sie erörterte For schungsergebnisse zur Sprachentwick lung, wobei insbesondere die Chancen der Mehrsprachigkeit fokussiert wur den. Weiterhin erläuterte sie Konzepte, mit denen es Lehrerinnen und Lehrern gelingen kann, die Sprachverschieden heit in Lerngruppen als Quelle für er folgreiches Lernen zu nutzen. Als Bei spiel dafür diente Physikunterricht im Kontext sprachlicher Diversität. Im Anschluss nahmen die teilneh menden Lehrkräfte die Gelegenheit wahr, Prof. Dr. Ingrid Gogolin zu befra gen. Durchaus kontrovers wurde hier bei die Rolle der Mehrsprachigkeit dis kutiert. Das Erlernen der Bildungs sprache Deutsch stellt laut Prof. Go golin keinenWiderspruch zum Erler nen der Herkunftssprache dar. Beides verstärkt sich gegenseitig. »Viele Chancen, auch das ökonomische Po tenzial, lassen wir hier als Gesellschaft liegen«, so Gogolin. Sie erkenne nicht, dass das Fördern der Herkunftsspra che dem Deutschen als Bildungsspra che – das sie ganz klar bewahren wolle – schade. Einigkeit herrschte in der Runde darin, dass die Jugendlichen

generell mehr Struktur und intensiver die Schriftsprache erlernen müssten, auch um sich in den digitalen Medien, die dies nicht von alleine vermitteln würden, zurechtfinden zu können. Thorsten Rohde, stellvertretender Landesvorsitzender des Hessischen Philologenverbandes, dankte imAn schluss für Vortrag und Aussprache. Weitere digitale Formate wie das hier angebotene sollen folgen, da imZuge steigender Flüchtlingszahlen der Um gangmit Sprache – nicht nur imhessi schen Bildungssystem– eine zentrale Herausforderung ist und bleiben wird. Thorsten Rohde

Die Referentin

Foto: Markus Scholz

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Prof. Dr. Ingrid Gogolin ist Se nior-Professorin für Interkultu relle und International Verglei chende Bildungsforschung an der Universität Hamburg. Sie verfügt über langjährige For schungserfahrung zu Fragen der sprachlichen Bildung unter den Bedingungen zunehmender sprachlicher, kultureller und so zialer Vielfalt. Neben wissen schaftlichen Publikationen hat sie zahlreiche Arbeiten mit Be zug zur Bildungspraxis veröf fentlicht. Beispiele dafür finden sich unter www.mehrsprachig keit.uni-hamburg.de

Info

Interessenten können sich über die Homepage des hphv über weitere Fortbildungen informie ren. Nichtmitglieder zahlen jeweils eine Teilnahmegebühr. Bei Fragen und Anregungen schreiben Sie gerne an: rohde@hphv.de.

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