Vitamin K 2_2022

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Das Gesundheitsmagazin für Köln und Umgebung

Ausgabe 02.2022

Dankbarkeit verändert das Leben

Bauchgefühl Diagnostik bei Magenbeschwerden Schutzengel Versorgung im Traumazentrum Fingerfood Angepasstes Essen bei Demenz

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An Haushalte mit Tagespost

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Kann man sich „gesund schlafen“?

Fotos: © Betten Aunlod Orthoschlaf

Diese und andere Fragen zum großen Thema Schlaf richten sich an die Spezialisten Sven Herold und Holger Braun aus dem Hause Betten AUNOLD Orthoschlaf. Seit über 33 Jahren beschäftigen sich die beiden diplomierten Sportlehrer mit diesemThemen- komplex und geben gerne Auskunft zu den wichtigsten Fragen. Kann man sich „gesund schlafen“? Holger Braun: Ein gut abgestimmtes Bett verlängert die wichtigen Schlafphasen und der Körper wird orthopädisch entlastet gelagert. Er regeneriert besser und kann dem Tag gestärkt entgegengehen. Wie finde ich dieses abgestimmte Bett? Sven Herold: Das Angebot ist groß und unübersichtlich. In unseren Fachgeschäften in Köln und Bonn gehen wir mit System vor. Wir messen den Körper aus und erhalten so objektive Werte. Auf dieser Basis wird ein individuelles Liegeprofil erstellt. Holger Braun: Aber wir verlassen uns nicht nur auf die Technik. Eine Lageanalyse mit genauer Betrachtung der Wirbelsäule ist immer Bestandteil einer Beratung.

Kann man auch auf spezielle Probleme eingehen? Holger Braun: Jeder Schläfer wird einwandfrei entlastet gelagert. Aber für bestimmte Einschränkungen gibt es Lösungen zur Erleichterung. Bei Bandscheibenvorfällen, Gelenkproblemen, Arthrose oder Reflux kann der Körper zusätzlich unterstützt werden, um mindestens Linderung zu erreichen. Wie wichtig ist ein Seniorenbett? Sven Herold: Mit steigendem Alter erhöht sich der Anspruch an den Komfort. Das Ein- und Aussteigen, Sitzen im Bett oder auch Wärmeempfinden sollten berücksichtigt werden. Das Seniorenbett passt dann zu den aktuellen und zukünftigen Umständen.

Wier teuer ist eine solche Beratung? Holger Braun: Eine Komplettberatung in unserem Haus ist kostenfrei und unverbindlich. Außerdem macht es Spaß zu erfahren, wie gut man sich betten kann…

Vitamin K – Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 2.2022

Editorial

In dieser Ausgabe

Titelthema 4 Dankbarkeit verändert das Leben 7 Ein Date mit mir selbst Neues aus der Medizin 8 Gutes Bauchgefühl: Diagnostik bei Magenbeschwerden ist wichtig

Liebe Leserinnen und Leser,

das Titelthema unserer Ausgabe ist Dankbarkeit. Da mag man sich fragen, wofür wir in diesen herausfordernden Zeiten denn dankbar sein sollen: Die Inflation steigt, alles wird immer teurer. Viele sorgen sich, ob sie im anstehenden Winter ihre Heizkosten bezahlen können. Die politische Weltlage bleibt besorgniserregend und Corona ist immer noch ein Thema. Sich trotz all dem darauf zu besinnen, was es Gutes gibt im eigenen Leben kann aber dabei helfen, mit der herausfor dernden Situation besser klarzukommen. Warum das so ist, lesen Sie in unserem Titelthema. Darüber hinaus laden wir ein zu einem „Date mit sich selbst“. Und wir erklären u. a., warum ein gesundes Bauchgefühl so wichtig ist, was unserer Leber guttut und wie wir Herz und Lunge schützen können. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre. Kommen Sie gut durch Herbst und Winter und bleiben Sie gesund! Ihr

10 Was stresst die Leber, was tut ihr gut? 12 Lungenuntersuchung kann Leben retten 14 Schutzengel - Patientengeschichte aus dem Regionalen Traumazentrum St. Vinzenz-Hospital 16 Hilfe bei Bandscheibenschmerzen 18 Atemnot – erste Anzeichen einer Herzinsuffizienz und Therapiemöglichkeiten 20 Bei Schlaganfall sofort in eine Stroke Unit Fit werden, fit bleiben 22 Wunderknolle Schwarzer Knoblauch 24 Wie gesund sind Pilze? 26 Fingerfood - angepasste Ernährung bei Demenz

Service 28 Geheimtipp Sächsische Weinstraße

30 Wellness im Erzgebirge 31 Rätsel und Gewinnspiel

Zum Zwecke der besseren Lesbarkeit verwenden wir bei vielen Personenangaben allgemein die männliche Form.

Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Hospitalvereinigung St. Marien GmbH Graseggerstraße 105 50737 Köln Tel 0221 974514-8661 E-Mail Vitamin-K@cellitinnen.de Redaktion: Susanne Bieber, Iris Gehrke, Nicole Hundt, Katrin Meyer, Johanna Protschka, Nicola Uhlig Hospitalvereinigung St. Marien GmbH; Claudia Dechamps, Text&PR, www.claudia-dechamps.de

Stefan Dombert Geschäftsführer der Hospital vereinigung St. Marien GmbH*

* Die Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen sind zusammengeschlossen in der Hospitalvereinigung St. Marien GmbH. Dazu gehören in Köln das Heilig Geist-Krankenhaus, das St. Franziskus-Hospital, das St. Marien-Hospital und das St. Vinzenz-Hospital mit den dazu gehörigen Einrichtungen.

Konzept, Gestaltung und Anzeigenvertrieb: Drei K Kommunikation, www.drei-k.de

Titelbild: © Adobe Stock, maxbelchenko

Titelthema

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Dankbarkeit verändert das Leben Jan Frerichs war Franziskanerbruder und gehört heute zum Dritten Orden, den Franziskanischen Weltleuten in der franziskanischen Familie. Vor zehn Jahren hat er die „Franziskanische Lebensschule“ gegründet, mit der er auch online Menschen in geistlichen Auszeiten und Übergangs riten begleitet. Das Thema Dankbarkeit spielt eine große Rolle in seiner Arbeit. Mit Vitamin K spricht er über ein Gefühl, das in unserem Alltag oft so wenig Raum hat.

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Foto: © Anne-Maria Apelt

Titelthema

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Titelthema

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Und wenn mir das schwer fällt? Jan Frerichs: Dann hilft es zum Beispiel, raus in die Natur zu gehen. Draußen sind wir einfach wie wir sind. Bäume bewerten uns nicht. In der Natur hat das Vergleichen und Verbessern-Wollen wenig Platz, da bist du einfach du selbst. Und dann entsteht ein Raum für Dankbarkeit – für das Große und das Kleine. Trotzdem hat ja jeder im Alltag mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Dann ist das mit der Dankbarkeit nicht so ganz einfach durchzu halten. Jan Frerichs: Übung macht die Meisterin. Ich kann für das Kleine dankbar sein, wie beispielsweise die leckere Marmelade heute Morgen auf dem Brötchen. Ich kann auch im Blick auf mein Leben sagen: Das ist mein Abenteuer und so weit bin ich gekommen, das habe ich alles ge schafft. Und dann kann ich mich von der Dankbarkeit führen lassen, auch durch Katastrophen hindurch, die das Leben vielleicht mit sich bringt. Jan Frerichs: Auf jeden Fall. Das weiß ich von mir selbst und ich höre es auch immer aus den Rückmeldun gen der Menschen, mit denen ich ar beite. Wenn wir dieses tägliche Ritual üben – drei Dinge, für die ich heute dankbar bin – dann verändert sich der Blick. Ich sehe dann plötzlich, was alles auch noch da ist – für mich und für andere. Natürlich fehlen mir Dinge und die kann ich mir auch weiter wünschen. Aber ich nehme das, was ist, und bewerte nicht alles nur aus der Perspektive des Mangels. Verändert Dankbarkeit das Leben?

Warum findet Dankbarkeit so wenig Platz in unserem Bewusst sein, in unserem Alltag? Jan Frerichs: Vielleicht, weil wir besser darin sind, die Defizite zu sehen. Und das ist ja im Grunde auch nicht schlecht. Wir profitieren davon, ein Defizit wahrzunehmen, weil wir dann etwas verbessern, etwas ändern können. Etwas zu verbessern macht zu frieden. Aber wenn diese Fokus sierung auf das Defizit unbewusst zur Lebenshaltung wird, dann stellen wir doch irgendwann fest, dass wir eben nicht zufrieden sind. Jan Frerichs: Unsere Kultur ist auf Wettbewerb, auf Vergleichen, auf Optimierung ausgerichtet, da stecken wir nun mal drin. Wir haben Vorstel lungen davon, wie die Dinge zu sein haben und mit diesen Vorstellungen laufen wir dann herum. Aber ich kann ja trotzdem sehen, was gut ist – und dafür dankbar sein. Indem ich mich zu einem positi ven Denken zwinge? Und daraus entsteht dann Dankbarkeit? Jan Frerichs: Nein, Dankbarkeit kann man nicht befehlen. Dankbar zu sein, bedeutet auch nicht, sich nun mit allem zufrieden zu geben. Dankbarkeit ist etwas, was tiefer liegt. Es ist eine Haltung, eine Einstel lung, eine Qualität – etwas liebevoll anschauen, staunen, den Grund berühren. Kann man Dankbarkeit lernen? Jan Frerichs: Ja, man kann es ein üben. Du kannst jeden Tag damit beginnen, drei Dinge zu notieren, für die du jetzt dankbar bist. Das ist eine ganz einfache kontemplative Übung.

Übungen zur Dankbarkeit . Jeden Tag beginnen mit einer kurzen Meditation: 3 Dinge, für die ich dankbar bin. . Tagebuch schreiben und notieren, wofür ich dankbar sein kann. . Den Tag beenden mit einer kleinen Dankmeditation oder einem Gebet. Wer mehr über die Franziskanische Lebensschule wissen möchte: www.barfuss-und-wild.de

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Titelthema

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Heute date ich mich selbst

genen Körper (und der Seele) zu wid men – das geht in die richtige Richtung. Stell dir vor, du datest dich selbst. Dann bist du doch mit Sicher heit ein klein wenig verliebt.

Ein Date mit mir selbst? Ja, ganz rich tig. Sich Zeit für sich selbst zu neh men, ist wichtig für die Zufriedenheit. Und dann stellst du vielleicht fest, dass es gar nicht so einfach ist, sich mit sich selbst zu verabreden.

Du machst dich nett zu recht. Du überlegst dir ein schönes Programm. Und das alles nur für mich selbst? Genau so. Und noch etwas kannst du tun: Höre dir selbst zu,

Wann ist wirklich Zeit da für im Terminkalender? Und was unternehme ich denn mit mir? Was macht mir wirklich Spaß, was tut mir gut? Da tun sich schon die ersten

fühle nach innen. Es kann hilf reich sein, sich dazu mal einen gan zen Tag freizunehmen und einfach mit etwas Proviant und einer Decke loszumarschieren in den Wald, ohne Ziel, ohne Plan. Gehen oder blei ben, wo und wie es gefällt. Nimm dir etwas zum Schreiben mit, denn du wirst dir viel zu erzählen haben. Wenn keiner wie sonst drumherum stört.

Hürden auf. Das eigene Date nicht wegen dringender Termine von an deren sausen zu lassen, verlangt, klare Grenzen auszusprechen. Sich damit auseinanderzusetzen, was die eigenen Bedürfnisse sind, fällt vielen nicht leicht. Sich gut um sich selbst zu küm mern, das ist nicht mit einem monat lichen Schaumbad erledigt. Doch sich zu bestimmten Zeiten intensiv dem ei

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Neues aus der Medizin

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Gesundes Bauchgefühl Magenschmerzen können auf die unterschiedlichsten Erkrankungen des Verdauungstraktes und der inneren Organe hinweisen. Wichtig zu wissen: Längst nicht immer ist es der Magen, wenn der Oberbauch schmerzt. Erst eine eingehende Diagnostik mit Blutuntersuchung, Ultraschall und Endoskopie liefert Aufschluss, wo genau die Ursache liegt und ob eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. Die gute Nachricht: Nur äußerst selten ist es Magenkrebs, wenn der Magen schmerzt.

Foto: © Cellitinnen

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Neues aus der Medizin

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sondere im Frühstadium nur durch eine Magenspiegelung entdeckt bzw. ausgeschlossen werden. Ein Magenkarzinom ist besonders tückisch, da es sich erst sehr spät mit Sym ptomen bemerkbar macht.

Krampfartig, drückend, brennend, bohrend, stechend – Schmerzen in der Magengegend können äußerst unan genehm sein; noch dazu, wenn sich Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall hinzugesellen. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung hinter den Magenschmerzen. Zum Beispiel kann ein Magen-Darm Virus heftige Beschwerden auslösen. Normalerweise klingen diese aber von selbst wieder ab. Normalerweise, aber eben nicht immer. „Schmerzen in der Magengegend können Symptome für ernsthafte Erkrankun

Die Ursache für Magenschmerzen kann ganz woanders liegen

„Eine gute Diagnostik ist enorm wichtig, damit ernsthafte Erkrankungen nicht übersehen werden“, warnt Dr. Al-Taie. Es kommt übrigens nicht selten vor, dass Magenschmerzen gar nicht vom Magen selbst kommen. Daher können neben der Magenspiegelung eventuell auch eine

gen des Verdauungstraktes sein“, bestätigt Privatdozent Dr. Oliver Al-Taie. Der erfahrene Spezialist ist Chef arzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Franziskus-Hospital und rät bei anhaltenden Oberbauch schmerzen zu einer gründ lichen Abklärung.

„Die Verdauungsprozesse sind ein sehr komplexes Zusammenspiel der Organe, Drüsen und Verdauungssäfte. Mit gesunder Ernährung und Achtsamkeit kann man für das gute Bauchgefühl eine Menge tun.“ (Dr. Al-Taie)

Darmspiegelung und eine Computertomografie zur Abklärung von anhalten den Oberbauchschmer zen erforderlich werden. So lassen sich alle ernsthaften organischen Ursachen ausschließen.

Auch psychische Auslöser kommen in Betracht Bleiben die Beschwerden ohne organischen Befund be stehen, kommen auch psychische Ursachen in Betracht. Beispielsweise kann ein „Reizmagen“ mit wiederkehrenden chronischen Beschwerden auf ungelöste Konflikte oder traumatische Erlebnisse hindeuten. Wie der Volksmund sagt: Kummer und Stress können uns buchstäblich auf den Magen schlagen.

Bei anhaltenden Bauchbeschwerden zum Gastroenterologen

„Wenn Magenverstimmungen und Verdauungsprobleme länger anhalten, sollte man dies mit dem Hausarzt bespre chen und im Falle anhaltender Bauchbeschwerden zur Diagnostik einen Gastroenterologen aufsuchen“, empfiehlt Dr. Al-Taie. Der Arzt oder die Ärztin wird im Patienten gespräch sehr genau nachfragen: Wie genau fühlt sich der Schmerz an? Bestehen Lebensmittelunverträglichkeiten? Wie sieht es mit Alkohol, Nikotin und der Einnahme von Medikamenten aus? Gibt es Warnzeichen wie Blut im Stuhl, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust? Bestehen familiäre Vorbelastungen? Wirklich Aufschluss, was hinter den Beschwerden steckt, geben meist bildgebende Verfahren wie der Ultraschall und die Endoskopie. „Bei der Magenspiegelung führen wir mit einem dünnen biegsamen Schlauch eine Kamera durch Mund und Speiseröhre in den Magen ein“, erläutert Dr. Al-Taie den schmerzfreien kleinen Eingriff. Der Arzt kann so die Beschaffenheit von Speiseröhre, Magen und dem Eingang des Zwölffingerdarms sehen. Auch Gewebe proben werden auf diese Weise entnommen. Möglich ist damit u. a. der Nachweis des Helicobacter-pylori-Bakteri ums, das mit verschiedenen Erkrankungen des Magens in Verbindung gebracht wird. Dazu gehören zum Beispiel die akute und chronische Gastritis (Magenschleimhautentzün dung). Auch Geschwüre in Magen und Zwölffingerdarm so wie gutartige und bösartige Tumore der Magenschleimhaut lassen sich bei der Magenspiegelung erkennen. Magenkrebs, der mit 14.000 Fällen im Jahr sehr selten ist, kann insbe

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Oliver Al-Taie Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie Tel 0221 5591 - 1101

inneremedizin.kh-franziskus@cellitinnen.de www.stfranziskus.de St. Franziskus-Hospital | Köln-Ehrenfeld

Priv.-Doz. Dr. Oliver Al-Taie ist seit April 2022 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Franziskus-Hospital. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologe mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, Diabetologe (DDG), Ernährungsmedi ziner (DEGM) und bringt umfassende Erfahrung in der interventionellen Endoskopie und onkologischen Gastro enterologie mit. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

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Unsere Chemiefabrik

Was stresst die Leber, was tut ihr gut?

Foto: © Adobe Stock, Vitte Yevhen

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Unsere Leber liegt im rechten Oberbauch und funktioniert wie eine Chemie fabrik. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel des Körpers. Zudem ist sie ein zentrales Organ für den Abbau von Giftstoffen. Ist die Leber in ihren Funktionen beeinträchtigt, hat das gravierenden Einfluss auf unsere gesamte Gesundheit.

wasser sowie Leberkrebs sein. „Das sind natürlich die richtig schweren Fälle“, sagt Valentin Fuhrmann. „Bei Patienten mit folgenschwerer Leberzirrhose und chronischem Leber versagen müssen die Komplikationen individualisiert durch multimodale Diagnose- und Therapiemaßnahmen behandelt werden. Wichtig ist es, gerade in diesem Stadium der Leber zirrhose, durch regelmäßige vorbeugende Untersuchungen das Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern.“ Fuhrmann rät, sich regelmäßig beim Haus- oder Facharzt über seine Leberwerte zu informieren. Die körperlichen Symptome einer geschädigten Leber sind oft zu unspezi fisch: Müdigkeit und Leistungsabfall, aber auch Verände rungen an der Haut gehören dazu. Die Leber kann sich zumeist von Schäden wieder erholen, insbesondere, wenn die Ursache frühzeitig erkannt und beseitigt wird. Gegen einige Viren, die eine Hepatitis (Leberentzündung) hervor rufen, kann man sich auch vorbeugend impfen lassen (gegen Hepatitis-Viren A und B beispielsweise). Kaffee in Maßen genießen tut gut Und was tut der Leber gut? – „Kaffee“, sagt der Chefarzt. Studien belegen tatsächlich, dass der Konsum von etwas über zwei Tassen Kaffee pro Tag mit einer signifikanten Reduktion der krankheitsbedingten Leberfibrose (Ge webeveränderungen) einhergeht. Das koffeinhaltige Getränk enthält bioaktive Substanzen, die sich protektiv auf die Leber auswirken. Kaffeetrinker dürfen sich an dieser Stelle also freuen.

In der Leber werden Fette aus der Nahrung abgebaut und Eiweiße in Einzelteile zerlegt und dann zu neuen Stoffen geformt: zu Enzymen, die wichtige biochemische Reaktio nen im Körper steuern, und zu Hormonen, die eine beson dere Rolle spielen bei der Regulierung unserer Stimmung oder unseres Appetits. „Eine gesunde Leber ist die Voraussetzung für einen gut funktionierenden und gesunden Körper“, sagt Prof. Dr. Valentin Fuhrmann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Heilig Geist-Krankenhaus und Facharzt für Innere Me dizin, Gastroenterologie und Hepatologie, Intensivmedizin. Als Hepatologe, der damit auch spezialisiert ist auf die Diagnostik und Behandlung von Lebererkrankungen, weiß Prof. Fuhrmann auch, was die Leber „stresst“. Beim Hausarzt regelmäßig Leberwerte abfragen Die häufigsten Ursachen für Leber-Erkrankungen sind: Übermäßiger Alkoholkonsum, ein Diabetes mellitus, Fett leibigkeit sowie Medikamente, Hepatitis-Viren und auto immune Entzündungen. Die Leberwerte im Blut können Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Leberfunktion so wie eine entzündliche Veränderung geben. Im Endstadium der chronischen Leberschädigung, der Leberzirrhose, hat sich Lebergewebe nach und nach in Bindegewebe umge wandelt und ist vernarbt. Folgen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose können unter anderem Leberversagen und Mehrorganversagen, Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre oder des Magens, Bauch- Lebersprechstunde Mit einer Überweisung von Ihrem Hausarzt können Sie bei besonderen Fragestellungen einen Termin in unserer Lebersprechstunde vereinbaren: Tel 0221 7491-8271 (Sekr.) Leitung: Prof. Dr. Valentin Fuhrmann

Chefarzt Prof. Dr. Valentin Fuhrmann Klinik für Innere Medizin Tel 0221 7491 - 8271

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Oft zu spät erkannt Frühe Lungenkrebs-Untersuchung kann Leben retten

Foto: © Adobe Stock, Odua Images

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Die Experten des Lungenkrebszentrums St. Marien- und St. Vinzenz-Hospital befürworten Vorsorgeuntersuchungen bei bestimmten Risikopatienten.

zertifizierten Lungenkrebszentrums standortübergreifend zu sammen. Dr. Michael Buhr, Leiter des Instituts für Radiologie am St. Marien-Hospital, ergänzt: „In den letzten Jahren ist es uns gelungen, die Strahlendosis orientiert am Bodymass index (BMI) des Patienten so individuell einzustellen und zu reduzieren, dass die Belastung gerade noch ein Zehntel einer herkömmlichen CT-Untersuchung ausmacht.“ Dabei sei die Präzision in der Bildgebung so exakt, dass bereits Rundherde von einem Millimeter Durchmesser erkannt werden können. Erst ab einer Größe von drei Millimetern würde man aktiv werden, während kleinere Herde zunächst beobachtet werden. „Diese Beobachtungsintervalle müssen in der jetzt erwarteten Empfehlung genau definiert werden“, ergänzt Prof. Dr. Daniel Thomas, Chefarzt der Radiologie im St. Vinzenz-Hospital, der selbst an Studien zu diesemThema mitgewirkt hat. Auch er gehört zu den Mitgliedern der wö chentlichen Tumor-Konferenzen des Lungenkrebszentrums, in denen jeder Fall besprochen wird, um die bestmögliche Behandlung zu definieren. Alle Behandlungsoptionen unter einem Dach Wichtig sei es, den Patienten sinnvoll zu begleiten und zu lenken und gemeinsam die richtige Therapie festzulegen, sagt Lungenfacharzt Dr. Schlesinger. „Durch die enge Zusam menarbeit können wir die radiologische, pneumologische und thoraxchirurgische Behandlung der Patienten aus einer Hand gewährleisten.“ Alle vier Ärzte betonen aber: Der beste Schutz vor Lungenkrebs bleibt der Verzicht auf Zigaretten! Zur Raucherentwöhnung gibt es Unterstützung im Lungen krebszentrum St. Marien- und St. Vinzenz-Hospital.

Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung gehören in vielen Bereichen zum Standard, so zum Beispiel Mam mografien zur Erkennung von Brustkrebs oder regelmäßige Darmkrebsscreenings ab einem bestimmten Alter. Bei Lun genkrebs ist das bisher nicht der Fall. Eine entsprechende Empfehlung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlich keit im Gesundheitswesen (IQWiG) wird aktuell geprüft. Die Empfehlung bezieht sich auf sogenannte Low-Dose CT-Verfahren, also niedrig-dosierte Verfahren mit geringer Strahlenbelastung, für eine genau definierte Risikogruppe. Neben einem hohen Nikotinkonsum kommen Faktoren wie Krebserkrankungen in der Familie oder weitere Lun generkrankungen als Risikoparameter hinzu. Studien haben gezeigt, dass die Sterblichkeit durch Früherkennung mit Screeningverfahren verringert werden konnte und dass bei der definierten Risikogruppe die Vorteile der Untersuchung deutlich überwiegen. Geringe Strahlenbelastung bei der Untersuchung „Da die Lunge keine Schmerzsensoren hat, wird ein Tumor oft zu spät bemerkt.Wir hätten durch diese Untersuchungen die Möglichkeit, schon in einem frühen Stadium einzugreifen und zum Beispiel bronchoskopisch Gewebe zu entnehmen und zu analysieren“, erklärt Dr. Andreas Schlesinger, Lungen spezialist und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Marien-Hospital. „Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto größer ist die Chance auf Heilung“, bestätigt auch Frank Beckers. Er ist Chefarzt der Klinik für Thoraxchirur gie am St. Vinzenz-Hospital. Die beiden Experten arbeiten bereits seit mehreren Jahren in den etablierten Strukturen des

Chefarzt Frank Beckers Klinik für Thoraxchirugie Tel 0221 7712 - 292 frank.beckers@cellitinnen.de Chefarzt Prof. Dr. Daniel Thomas Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Tel 0221 7712 - 152 daniel.thomas@cellitinnen.de

Chefarzt Dr. Andreas Schlesinger Klinik für Innere Medizin Tel 0221 1629 - 2004 andreas.schlesinger@cellitinnen.de

Leitender Radiologe Dr. Michael Buhr Institut für Radiologie Tel 0221 1629 - 6201 michael.buhr@cellitinnen.de

www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital I Köln-Nippes

www.st-marien-hospital.de St. Marien-Hospital I Köln-Innenstadt

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Ein Jahr nach seinem ungewöhnlich schweren Unfall trifft Emre Demirdelen (vorne rechts) zutiefst dankbar wieder auf das Team des Regionalen Trauma zentrums im St. Vinzenz-Hospital: Dr. Sascha Gick, Oberarzt Unfallchirurgie, Prof. Dr. Tim Lögters, Chefarzt Unfallchirurgie und Dr. Carsten Böning, Oberarzt Anästhesie (von links).

Fotos: © Cellitinnen

„Ich habe einen Schutzengel gehabt“

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„Die Mitarbeitenden unseres Schockraums sind hervor ragend geschult und arbeiten als optimal aufeinander einge spieltes Team, denn nur so können wir alle auch in schwieri gen und zeitkritischen Situationen effizient unser Bestes für die Patienten geben“, betont Prof. Lögters. „Von der ersten Behandlung habe ich nur ganz wenig mitbekommen“, erinnert sich Emre Demirdelen. „Ich hatte furchtbare Schmerzen und habe überhaupt nicht begriffen, was mir da passiert ist.“ Noch am Unfallort hatte er ver sucht, immer wieder aufzustehen und war ein ums andere Mal bewusstlos geworden. Erst im Laufe der nächsten Tage im St. Vinzenz-Hospital beginnt er zu realisieren, was für ein großes Glück er gehabt hat. „Ich bin zwei Mal operiert worden und war 28 Tage im Krankenhaus. Nichts ging

„Ich habe wirklich einen Schutzengel gehabt. Ich bin sicher, mein ungeborener Sohn hat auf mich aufgepasst.“ – Emre Demirdelen ist 24 Jahre alt, als ihm im September 2021 bei einem Unwetter am Rheinufer ein großer Baumstamm auf den Rücken fällt. Seine rechte Hüftpfanne ist gebrochen, ebenso sein rechter Oberschenkel, die rechte Schulter ist ausgekugelt, die linke Hüfte ebenfalls gebrochen, mehrere Nach einem schweren Unfall wurde Emre Demirdelen im Regionalen Traumazentrum am St. Vinzenz-Hospital umfassend versorgt. Ein Jahr später trifft er seine Ärzte wieder.

Rippen geprellt. Der junge Mann wird von Rettungskräften vor Ort erstversorgt und dann ins St. Vinzenz-Hospital gebracht – hier wartet im Schockraum des Zentrums für Notfallmedizin bereits ein ganzes Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen und Pflegenden darauf, ihn zu versorgen. „Herr Demirdelen steht als ein klassisches Beispiel für die Patien ten, die wir in unserem Regionalen Traumazentrum versorgen“, erläutert Prof. Dr. Tim Lögters, Chefarzt der

mehr. Gar nichts konnte ich alleine machen.“ Eine Tatsache, die für den ambitionierten Kraftdreikämpfer zur besonderen Herausforderung wurde. Als er – erst im Krankenhaus – er fährt, dass seine Lebensgefährtin schwanger ist und er Vater wird, ist dies für ihn die größte Motivation, schnell wieder fit zu werden. Heute, ein Jahr später, ist Emre Demirdelen zutiefst dankbar für die gute Versorgung, die er im Trauma zentrum bekommen hat. Im nächsten Monat sollen Teile des Stabilisierungsmaterials aus dem Oberschenkelknochen entfernt werden – und dann kann der ehrgeizige Sportler auch hoffentlich beim Training wieder voll durchstarten.

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Hand chirurgie und Orthopädie. „Er kam damals mit schwersten Verletzungen zu uns in die Notaufnahme“, erinnert sich der Chefarzt. Auch wenn ein Fall noch so kompliziert und ungewöhnlich ist – das multiprofessionelle Schockraumteam arbeitet nach einem festgelegten Schema Hand in Hand: Der Patient muss stabilisiert, seine Wunden versorgt, seine Schmerzen gelindert werden. Gleichzeitig muss sich das Team sehr rasch einen detaillierten und lückenlosen Überblick ver schaffen, welche Verletzungen vorliegen und in welcher Reihenfolge sie bestmöglich zu versorgen sind. „Als regionales Traumazentrum haben wir strenge Kriterien zu erfüllen, die eine umfassende und lückenlose Versorgung von Schwerstverletzten gewährleisten“, erklärt Prof. Lögters. Die Kriterien lauten: Stehen bestimmte Diagnosemöglich keiten rund um die Uhr zur Verfügung? Können Fachärzte unterschiedlicher Fachdisziplinen innerhalb kürzester Zeit hinzugezogen werden? Sind die Mitarbeitenden entspre chend der Richtlinien und Abläufe zur Behandlung von Traumapatienten in Notaufnahmen ausgebildet?

Chefarzt Prof. Dr. Tim Lögters

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungs chirurgie, Handchirurgie und Orthopädie Tel 0221 7712 - 172

unfallchirurgie.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital | Köln

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Mal wieder der Rücken Was tun bei unerträglichen Bandscheibenschmerzen? Bandscheibenvorfälle gehören zu den häufigsten Rückenleiden. In den meisten Fällen lassen sich die Beschwerden mit konservativen Mitteln in den Griff bekommen. Was aber tun, wenn ein Bandscheibenvorfall uner trägliche Schmerzen bereitet oder sogar Lähmungserscheinungen auftreten? Vitamin hat dazu Wirbelsäulenspezialistin Prof. Dr. Viola Bullmann befragt.

Wo treten Bandscheibenvorfälle am häufigsten auf?

Was ist eigentlich ein Bandscheibenvorfall? Prof. Bullmann: Dabei handelt sich um eine Ausstülpung der Bandscheibe, meist nach hinten oder zur Seite. Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern und bestehen aus einem Faserring und einem wässrigen Kern. Wenn der Faserring porös wird oder platzt, kann das Bandscheibengewebe austreten. Je nach dem, wo der Bandscheibenvorfall sitzt, kann das ausgetretene Gewebe auf Nerven oder auf das Rückenmark drücken.

Prof. Bullmann: Am häufigsten ist der Band scheibenvorfall an der unteren Lendenwirbel säule, oft verbunden mit einer Reizung des Ischiasnervs. Seltener ist die Halswirbelsäule betroffen, noch seltener die Brustwirbelsäule. Wie äußert sich ein Bandscheibenvorfall? Prof. Bullmann: Im Anfangsstadium kommt es oft zu Rückenschmerzen. Aber längst nicht

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Daten und Fakten Die operative Versorgung eines Bandscheibenvorfalls ist mit etwa 70.000 Fällen jährlich in Deutschland die häu figste OP an der Wirbelsäule. Die meisten Patienten sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Am häufigsten betroffen ist die Lendenwirbelsäule, gefolgt von der Halswirbelsäule und der Brustwirbelsäule. Das Verhältnis beträgt etwa 100:10:1. Als Goldstandard bei Bandscheiben-OPs haben sich mi krochirurgische Eingriffe durchgesetzt. Die Kriterien zur Therapie von Bandscheibenleiden sind in den Leitlinien der AWMF „Spezifischer Kreuzschmerz“ festgehalten. Wasser für den Rücken 23 Bandscheiben sitzen zwischen unseren Rücken wirbeln, puffern die Wirbelsäule ab und sorgen für ihre Beweglichkeit. Der Kern der Bandscheibe, Nucleus pulposus, besteht zu gut 80 Prozent aus Wasser. Bei Belastung verliert der Gallertkern Flüssigkeit, in Ruhe phasen kann er sie wieder aufnehmen. Deshalb ist viel Trinken auch für den Rücken gut. Prof. Bullmann: Leider nur sehr bedingt. Es gibt Menschen, die sind sportlich und schlank und erleiden trotzdem einen Bandscheibenvorfall. Allgemein gut für den Rücken ist ein normales Körpergewicht, Nichtrauchen und regelmäßige Bewegung. Patienten, sich nach der OP etwas ruhiger zu verhalten. Also sechs Wochen kein Sport, keine Krankengymnastik, keine Reha-Maßnahme. Kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

immer. Viele Menschen ab dem mittleren Alter zeigen im MRT Vorwölbungen oder Vorfälle der Bandscheibe, ohne dass ihnen dies Probleme macht. Bei anderen Patienten tre ten heftige Schmerzen auf, die in Beine und Arme ausstrah len. Auch Lähmungen und Gefühlsstörungen kommen vor. Wann ist ein operativer Eingriff erforderlich? Prof. Bullmann: Operiert werden muss erst dann, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind und sich in den klinischen Untersuchungen bestimmte Symptome zeigen: Neben star ken Schmerzen, die sich trotz Schmerztherapie nach sechs bis acht Wochen nicht bessern, sind das Lähmungserschei nungen in Armen und Beinen sowie Gefühlsstörungen. Was wir in der Wirbelsäulenchirurgie als klaren Notfall einstufen, sind Blase-Mastdarm-Störungen. Hier kann es zu Harn- oder Stuhlinkontinenz und zu Taubheitsgefühl im Scham bereich kommen. Diese Notfälle wird man sofort operieren. Wird in Deutschland zu oft operiert? Prof. Bullmann: Über diese Frage ist viel diskutiert worden. Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft, in der ich selbst aktiv mitarbeite, hat mit einer klaren Leitlinie reagiert. Wenn man als Patient unsicher ist, kann man sich eine zweite Meinung in einem zertifizierten Zentrum einholen. Was machen Sie bei einer Bandscheiben-OP und ist diese gefährlich? Prof. Bullmann: Die Standardtechnik ist ein mikrochir urgischer Eingriff: eine Sequestrektomie. Hierbei wird das vorgefallene Gewebe behutsam entfernt. In einigen Fällen – wenn in der Bandscheibe ein großes Loch entsteht – wird eine Nukleotomie gemacht. Dann geht man mit einer kleinen Zange in die Bandscheibe hinein und entfernt dort zusätzliches Gewebe. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose, das OP-Risiko ist heute sehr gering. Welche Komplikationen können nach der OP auftreten? Prof. Bullmann: Auftreten können Infektionen bei ca. ein Prozent der Fälle. Häufiger ist ein wiederholter Band scheibenvorfall an gleicher Stelle (Rezidiv). Dieses Risiko liegt bei etwa fünf Prozent. Daher empfehlen wir unseren

Dr. Marion Heinrich, Michael Hamel, Dr. Ulf Marnitz Ihr Weg aus den Rückenschmerzen Multimodale Schmerztherapie: Wie sich Orthopädie, Physiotherapie, Psychologie ideal ergänzen. Ursachen, Therapie, Übungen TRIAS Verlag, Stuttgart 2022

Chefärztin Prof. Dr. Viola Bullmann Klinik für Orthopädie II -Wirbelsäulenchirurgie Tel 0221 5591 - 1213

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Wenn auf der Treppe die Luft wegbleibt

Strukturelle Herzerkrankungen – allen voran die Herzinsuffizenz – sind ein großes Thema in der kardiologischen Versorgung. Je umfassender die klini sche Ausstattung, desto effizienter die Versorgung der Patienten. Vitamin sprach mit Prof. Dr. Jan-Malte Sinning über die ersten Anzeichen einer Herz insuffizienz und die vielfältigen Möglichkeiten der Therapie.

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Herr Prof. Sinning, was sind erste Anzeichen für eine Herzinsuffizienz? Prof. Sinning: Die Herzinsuffizienz macht sich schlei chend bemerkbar. Das Treppensteigen fällt schwer, weil die Luft schnell wegbleibt. Flottere Spaziergänge sind nicht mehr möglich, weil sich Wassereinlagerungen an den Füßen und Beinen bilden. Viele denken dann „Ich werde alt!“ – aber Achtung: Die ersten Anzeichen einer Herzinsuffizienz sollte man unbedingt ernst nehmen und sich von einem Arzt untersuchen lassen. Lieber einmal zu viel als zu wenig. Und was genau läuft da im Körper falsch? Prof. Sinning: Der bekanntere Begriff für die Herzin suffizienz ist „Herzschwäche“ – und das erklärt eigentlich schon alles, da in den meisten Fällen die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt ist. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut – und somit mit lebenswichtigem Sauerstoff – zu versorgen. Das führt dann zu den typischen Symptomen. Wir sprechen von einer strukturellen Herzerkrankung, weil die Herzklappen oder -wände strukturelle Veränderungen zeigen, die die Funktion des Herzens beeinträchtigen. Was ist für die Patienten bei der Versorgung besonders wichtig? Prof. Sinning: Wir setzen im St. Vinzenz-Hospital besonders auf eine ganzheitliche Versorgung der Herz insuffizienz. Dafür greifen viele Rädchen ineinander. Wir haben uns in diesem Jahr einem wahren Zertifizierungs marathon ausgesetzt, um alle möglichen Versorgungsbe reiche begutachten zu lassen – und haben dabei sehr gut abgeschnitten. Zudem bilden wir Ärzte in vielen Bereichen aus, um den umfassenden Blick auf diese Form der Erkrankung zu schulen. Bei der Herzinsuffizienz spielen die medikamen töse Therapie, die Bildgebung, Katheteruntersuchungen und -behandlungen sowie Herzunterstützungssysteme eine große Rolle. Auch die moderne Herzschrittmachertherapie bis hin zu Klappenrekonstruktionen (z. B. MitraClip®) ist eine wichtige Säule in der Versorgung. Nicht zuletzt haben wir ein Netzwerk aufgebaut, das neben den Kolleginnen und Kollegen im Zentrum für Notfallmedizin und den anderen Abteilungen im Krankenhaus auch die nieder gelassenen Hausärzte und Kardiologen miteinbezieht, so dass wir für alle unsere Patienten die optimale Versor gungsform finden können.

Alles fürs Herz Das St. Vinzenz-Hospital bietet eine ganz heitliche Versorgung von strukturellen Herzerkrankungen an. Die Klinik ist zer tifiziert von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als Chest Pain Unit , Heart Failure Unit , Vorhofflimmer-Zentrum und Mitralklappen-Zentrum . Das Team um Chefarzt Prof. Dr. Jan-Malte Sinning leistet umfassende Diagnostik und Therapie.

Chefarzt Prof. Dr. Jan-Malte Sinning Klinik für Kardiologie und Rhythmologie Tel 0221 7712 - 351

inneremedkardio.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de St. Vinzenz-Hospital | Köln-Nippes

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Sofort handeln Beim Schlaganfall schnellstmöglich in eine zertifizierte Stroke Unit

Losgehen kann es mit einseitigem Kribbeln und einem Taubheitsgefühl im Arm. Gesichts- feldausfälle und Sprachstörungen können folgen – das sind nur einige wenige, mögliche Symptome, die er mit sich bringen kann: der Apoplex, heute meist Schlaganfall genannt.

is brain, sagt man“, erklärt Dr. Lothar Burghaus, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Heilig Geist-Krankenhaus. „Das heißt so viel wie: Je schneller eine Behandlung erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Gehirn wenig Schaden davonträgt – und infolgedessen auch weniger geistige und körperliche Beeinträchtigungen zurückbleiben.“ Stroke Unit mit Fachpersonal rund um die Uhr Das besondere an den Stroke Units ist, dass sie rund um die Uhr Fachpersonal und technische Geräte für die Diagnose und Therapie vorhalten können. Denn ein Schlaganfall patient muss engmaschig überwacht werden und es müssen eine radiologische Diagnostik sowie eine neurologische und intensivmedizinische Betreuung gewährleistet sein. Auch die Lyse-Therapie, um Blutgerinnsel medikamentös aufzulösen, ist in einer Schlaganfalleinheit stets verfügbar. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft hat zudem gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein Zertifizierungs verfahren für Schlaganfall-Stationen entwickelt, in dem Strukturqualitätskriterien und auch Prozessqualitätskriterien

Ein Schlaganfall entsteht in der Regel dadurch, dass eine Hirn-Region plötzlich zu wenig durchblutet wird (ischämi scher Schlaganfall). Der Grund ist meist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verstopft. In anderen Fällen verur sacht eine Hirnblutung den Schlaganfall (hämorrhagischer Schlaganfall). Die Folgeschäden, die durch einen Schlag anfall verursacht werden können, sind mitunter massiv. Mit 250 000 Betroffenen jährlich in Deutschland zählt er zu den Hauptgründen für eine Behinderung oder Invalidität. Schlaganfälle gehören zudem zur häufigsten Todesursache hierzulande. Bei ersten Symptomen sofort die 112 wählen Entscheidend ist vor allem, dass ab Symptombeginn so schnell als nur irgend möglich gehandelt wird. Bei einem Verdacht also keinesfalls abwarten, sondern direkt die 112 wählen und sich in eine darauf spezialisierte Schlaganfall einheit (Stroke Unit) bringen lassen. In etwa 80 Prozent der Fälle liegt ein ischämischer Schlaganfall des Gehirns vor, der unbehandelt zum Absterben von Hirngewebe führt. „Time

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systematisch geprüft werden. Zertifizierte Stroke Units gibt es 329 deutschlandweit, sie sind in regionale und überregio nale Einheiten eingeteilt. Zertifizierte Stroke Units stehen für Qualität Auch die Ärztekammern prüfen die Stroke Units. Die zertifizierte Schlaganfalleinheit am Kölner Heilig Geist Krankenhaus hat in 2019 beispielsweise herausragende Ergebnisse bei den Qualitätsindikatoren der Ärztekammer Nordrhein erzielt. Besonders auffallend waren die guten Ergebnisse im Bereich der akuten Schlaganfallbehandlung in Form der bereits genannten Lysetherapie. Die zertifizierte Stroke Unit in Köln-Longerich war beim Einleiten der Therapie schneller als 80 Prozent der Referenzeinheiten. Das Zertifikat ist von der Stiftung Deutsche Schlaganfall Zu einer ausgezeichneten Stroke Unit gehört auch der frühe Beginn der Rehabilitation. „Wir kooperieren deshalb eng mit dem Neurologischen Therapiezentrum (NTC) inner halb des Klinikverbundes im St. Marien-Hospital“, erläu tert Carola Hagedorn, leitende Oberärztin der Klinik für Neurologie. Schon auf der Stroke Unit beginnen die Patienten mit Phy siotherapie, Sprach- und Schlucktherapie sowie Ergothera pie. „Unsere Räume auf der Stroke sind außerdem mit be sonderen Lichtkonzepten ausgestaltet, die eine beruhigende Wirkung haben und dabei helfen können, dass sich der Patient besser fokussieren kann.“ Am wichtigsten sei jedoch, betont Hagedorn, dass sich um jeden Schlaganfallpatienten sofort ein eingespieltes und erfahrenes Team kümmern könne. Weitere Infos auch auf Instagram: time_is_brain hilfe gerade wieder verlängert worden. Reha beginnt so früh wie möglich

Mit dem FAST-Test einen Schlaganfall erkennen:

Face: Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms: Arme nach vorne strecken und dabei die Hand flächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

Speech: Einen einfachen Satz nachsprechen. Ist das nicht möglich oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time: Zögern Sie jetzt nicht, wählen Sie sofort die 112!

Leitende Oberärztin Carola Hagedorn Klinik für Neurologie Tel

0221 7491 - 8421

Bestnoten Die Stroke Unit am Kölner Heilig Geist-Kranken haus hat 2019 herausragende Ergebnisse bei den Qualitätsindikatoren der Ärztekammer Nordrhein erzielt. Besonders gute Ergebnisse gab es bei der Lysetherapie. Hier war das Heilig Geist-Kranken haus beim Einleiten der Therapie schneller als 80 Prozent der Referenzeinheiten. Auch das Zertifikat der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe wurde gerade wieder verlängert.

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Lothar Burghaus Klinik für Neurologie Tel 0221 7491 - 8421

neurologie.kh-heiliggeist@cellitinnen.de www.hgk-koeln.de

Heilig Geist-Krankenhaus I Köln-Longerich

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Eine wahre Wunderknolle?

Schwarzer Knoblauch enthält viele Antioxidantien, ist bekömmlich und schmeckt gut

Weißer Knoblauch ist bekannt für seine gesundheitsförderlichen Eigenschaften, besonders im Herz-Kreislauf-Bereich. Schwarzer Knoblauch kann noch viel mehr. Die Färbung entsteht durch einen Fermentierungsprozess. Der macht aus ihm eine kleine Gesundheitsbombe.

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Abschiedskultur mit Tradition AHLBACH Bestattungen sind seit 90 Jahren wegweisend in der Region Ein runder Geburtstag regt an, über Vergangenes nachzudenken und sich für die Zukunft bereit zu machen. So kann AHLBACH Bestattungen bereits auf eine wechselvolle 90jährige Geschichte zurückblicken. Das am 1. Dezember 1932 von Georg Ahlbach gegründete Unternehmen firmierte zunächst unter dem Namen „Särge Ahlbach“. Gegenüber dem heutigen Gelände an der Venloer Straße war damals der Sitz des rasch prosperierenden Familienunternehmens. „Irgendwann wurden die Räumlichkeiten zu eng, so dass wir uns im Jahr 1975 entschlossen haben, vis-a-vis neu zu bauen“, erinnert sich die Inhaberin Anni Ahlbach, die bereits mit 15 Jahren in den elterlichen Betrieb eintrat. Stets am Puls der Zeit wurde auf dem Gelände im Jahr 1993 die erste private Trauerhalle in Köln errichtet, gefolgt vom AHLBACH-Forum für Vorträge und Seminare bis hin zum Columbarium. Dieses wurde im Jahr 2013 als erste Urnen-Ruhestätte in dieser besonderen Art in Köln geschaffen und fügte der Bestattungskultur in der Domstadt eine neue Facette hinzu. „Damals griff unser konfessionsunabhängiges Columbarium erstmals das Bedürfnis nach einer neuen Form der letzten Ruhe auf“, weiß Geschäftsführer Vladimir Petrovic. Denn eine Bestattung in einer der 200 Urnen-Nischen bedeutet keinen Pfle geaufwand für die Angehörigen, die bequem und unabhängig von Friedhofsöff nungszeiten ihre verstorbenen Liebsten besuchen können. Ganz im Zeitgeist erfreut sich diese Bestattungsart steigender Beliebtheit, so dass nun – auch zur Feier des besonderen Jubiläums – eine Erweiterung des Columbariums geplant wird. Wer die Wege des Abschieds kennenlernen möchte, kann sich an einem Tag der Offenen Tür oder bei einer persönlichen Beratung vor Ort informieren. Weitere Informationen unter www.ahlbach-bestattungen.de

Weißer Knoblauch ist sehr gesund. Leider trifft sein strenger Geruch nur in südlichen Ländern auf ein wirklich tolerantes Umfeld. Schwar zer Knoblauch kann mit denselben gesundheitlichen Vorteilen punkten, allerdings ohne die störende Geruchs belästigung. Und er ist nicht so scharf und magenreizend wie sein weißer Kollege. Die dunkle Farbe der Zehen entsteht durch einen besonderen Fermentierungsprozess. Dazu werden frische Knollen mehrere Wochen lang in einer Reifekammer einer hohen Luftfeuchtigkeit und warmen Tempe ratur ausgesetzt. Dadurch verändert sich langsam die Zusammensetzung der Knoblauch zehen, sie bekommen mit der Zeit eine weiche, fast klebrige Konsistenz und verfärben sich dunkel. Die Schwefelverbindungen, die den typi schen Knoblauchgeschmack verursa chen, werden abgebaut, es entsteht ein leicht süßlicher, fast an Lakritz erin nernder Geschmack. Experimentell gesicherte Wirkungen des schwarzen Knoblauchs sind seine cholesterin-, blutzucker- und blutdrucksenkende Wirkung sowie antientzündliche sowie immunstimulierende Effekte. In einer Studie der Universität Freiburg wurde festgestellt, dass der Fermen tierungsprozess 38 Inhaltsstoffe des Knoblauchs verändert und deren Konzentration zum Teil erheblich erhöht. Vor allem die Eigenschaften des schwarzen Knoblauchs, freie Radikale zu binden, übersteigen die der unfermentierten Knolle. Schwarzer Knoblauch schmeckt auch Menschen, die seinen weißen Vertreter wegen seiner Schärfe und seines in tensiven Geschmacks sonst eher nicht mögen. Die schwarzen Zehen können im Stück gegessen oder als Gewürz in süßen oder salzigen Gerichten, Salaten, Soßen oder Smoothies verwendet werden. Zwei bis drei Mal täglich kann man eine schwarze Knoblauchzehe zu sich nehmen.

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Wie gesund sind Pilze eigentlich? Vitamin hat bei der Ernährungswissenschaftlerin, Bestsellerautorin und Food-Journalistin Dagmar von Cramm nachgefragt: Wie gesund sind Pilze?

der Schilddrüsenhormone benötigt. Pfifferlinge sind zudem besonders eisenreich – sie enthalten rund sechs Gramm des Blutbildners pro 100 Gramm. Chitin ist schwer verdaulich Außerdem sind Speisepilze äußerst ballaststoffreich. Wie beschrieben, bestehen die Mikroorganismen aus Chitin, einer besonders widerstandsfähigen Zellstruktur. Dies macht sich bei vielen Menschen mit Verdauungsbeschwerden und Blähungen bemerkbar. Um Pilze unbeschwert genießen zu können, sollte man deshalb folgenden Hinweis beachten: Beschränken Sie den Pilzgenuss auf 100 bis 150 Gramm pro Person. Diese Mengen sollten der Verdauung nicht schaden! Achten Sie darauf, jeden Bissen gut zu kauen. So kann die Verdauung bereits im Mund beginnen. Die Zellstruktur des Ballaststoffes ist leichter aufzuspalten, wenn Sie die Pilze gegart servieren. Auch verdauungsfördernde Gewürze wie Fenchelsamen oder (Kreuz)Kümmel können Bauchschmer zen vorbeugen. Alkohol erschwert die Verstoffwechslung von Chitin zusätzlich. Auch wenn Weißwein zur Pilzpfanne hervorragend schmeckt, sollten Sie diese Kombination besser meiden. Pilze als Vitamin-D-Quelle? Pilze haben eine weitere Besonderheit: Werden sie der Son neneinstrahlung ausgesetzt, bilden sie Vitamin D. Denn Pilze enthalten natürlicherweise den Vitamin-D-Vorläufer,

Fangen wir mal ganz vorne an. Pilze gehören – anders als häufig angenommen – nicht zu den Pflanzen. Sie sind Mikroorganismen und bestehen nicht aus dem Ballaststoff Cellulose, wie Gemüse oder Obst, sondern aus Chitin. Das macht sie für uns etwas schwerverdaulicher als Gemüse, dazu später mehr. Da Pilze sich weder den Tieren, noch den Pflanzen oder Bakterien zuordnen lassen, bilden sie ihr eigenes Reich. Wenn wir von Pilzen sprechen, meinen wir eigentlich den Fruchtkörper. Denn nur dieser ist für uns verzehrbar. Was macht Pilze so gesund? Pilze bestehen vor allem aus Wasser. Bei den meisten Sorten sind es über 90 Prozent, daher sind sie sehr kalorien- und fettarm. Dafür enthalten sie umso mehr Mikronährstoffe und können unseren Speiseplan ordentlich aufwerten. Bei den Vitaminen trumpfen vor allem die B-Vitamine sowie die Vitamine A und E. Sie sorgen unter anderem für starke Nerven, gesunde Haare, Haut und Nägel, unterstützen die Zellerneuerung und sind unerlässlich für das Sehvermögen. Auch für Mineralstoffe sind Pilze eine gute Quelle: Kalium ist ein wichtiges Elektrolyt für Muskeln, Nerven und viele essentielle Körperfunktionen. Phosphat brauchen wir neben Calcium als Baustein für Knochen und Zähne. Kupfer dient dem Zellschutz und wirkt unter anderem als Anti oxidans. Und Selen wird beispielsweise für die Produktion

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das Ergosterol. Aus diesem entsteht durch UVB-Strahlung Ergocalci ferol, also Vitamin D2. Leider wird ein Großteil unserer Kulturpilze in dunklen Anlagen gezüchtet. Somit können wir uns nicht auf Speisepilze als natürliche Vitamin-D-Quelle verlassen. Allerdings lässt sich der Effekt der UVB-Strahlung auch nach der Ernte noch nachahmen. Dafür breitet man die Pilze zwei Tage lang auf einer sonnigen Fensterbank aus. Dort tan ken sie ordentlich UVB-Strahlen und bilden Vitamin D2. Pilze als vegane Proteinbombe? Häufig werden Pilze als wertvolle Proteinquelle für vegan essende Menschen gelobt. Dass es sich hierbei um einen Mythos handelt, ist leider vielen nicht bewusst. Pilze enthalten durchschnittlich zwischen zwei bis vier Gramm Eiweiß pro 100 Gramm. Somit sind sie definitiv keine Protein-­

Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm Dagmar von Cramm, geboren in Wuppertal, ist eine der bekanntesten Food Journalistinnen Deutschlands. Die Diplom-Ökotrophologin hat zahlreiche Bücher zu Ernährung, Ge sundheit und Gastlichkeit, geschrieben.. www.dagmarvoncramm.de; www.alte-muehle-von-cramm.de In ihrem neuesten Buch präsentiert Er nährungsexpertin Dagmar von Cramm ihre gesündesten Rezepte für die Familie, persönlich, liebevoll und praxis-

bomben. Schade! Einzig Trüffel und

Steinpilze haben mit rund sechs Gramm ei nen erhöhten Protein gehalt, stehen allerdings deutlich seltener auf dem Speiseplan. Vermutlich ist durch den scheinbar hohen Proteinanteil in getrockneten Pilzen diese Behauptung verbreitet worden. Allerdings verringert dieser sich wieder auf den Ausgangswert, sobald bei der Zubereitung Wasser hinzugefügt wird. Einige Pilzsorten besitzen jedoch sehr hochwertiges Eiweiß, das viele der essentiellen Aminosäuren enthält, auf die wir Menschen angewiesen sind. Zu diesen Pilzen gehören unter anderem Cham pignons und Shiitake.

Foto: © Dagmar von Cramm

erprobt! Denn Familie geht weiter, wenn man Großeltern wird und wieder unvergessliche Essenserlebnisse schaffen kann. Dagmar von Cramm: Geliebte Familienküche

– Meine leckersten und gesündesten Rezepte. Gräfe und Unzer Verlag 2022, ISBN 978-3-8338-8284-5

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