Vitamin K 2_2022

Fit werden, fit bleiben

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rieren und sie lange genug am Tisch zu halten. Sollten die Unruhephasen zu groß sein, können auch Ess-Stationen, vorzugsweise mit Finger-Food, an verschiedenen Stellen in der Wohnung eingerichtet werden. Essen mit den Fingern macht das Essen außerdem fühlbar. Zu jeder Mahlzeit sollte ein Getränk angeboten werden. Auch hier erhöhen Farben die Attraktivität. Mangelernährung vermeiden Geriater und Ernährungsexperte Prof. Schulz betont die Bedeutung einer ausgewogenen Nahrungsaufnahme: „Eine schlechte Ernährungssituation kann den Verlauf der Erkran kung beschleunigen, macht anfällig für weitere Krankheiten und Infekte und führt zum Verlust der Mobilität. Idealer weise wird zunächst mit einem Ess- und Trinkprotokoll die tatsächliche Nahrungs- und Nährstoffaufnahme erfasst und dann entsprechend angepasst“, rät Prof. Schulz. Das kann auch digital mit Hilfe von Apps auf dem Smartphone der Angehörigen oder der Pflegeperson erfolgen. Fleisch sorgt für die Grundversorgung an tierischem Protein, Fisch für gesunde Fette. Milchprodukte liefern Calcium, B-Vitamine und Proteine. In Vollkornprodukten aus feingemahlenem Getreide stecken Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Fünf Portionen Obst oder Gemüse am Tag decken den täglichen Nährstoffbedarf an Vitaminen, Mineral-, Ballast- und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Dabei entspricht eine Portion der Menge, die in eine geöffnete Hand passt. Ge müsesuppen können püriert und eine Portion Obst in Form von Saft angeboten werden. Der genaue Bedarf ist dabei individuell sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Für eine grobe Empfehlung siehe Tabelle und Info.

Mit zunehmendem Alter nimmt das Hungergefühl ab. Bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind, kommen weitere Faktoren hinzu, die eine ausgewogene Ernährung erschweren. Viele Betroffene „leben in einer anderen Welt“, Mahlzeiten werden einfach vergessen oder als schon erfolgt erachtet – „ich habe doch schon gegessen“. Es kommt auch vor, dass Essen nicht (mehr) als solches wahrgenommen wird. Bestimmte Medikamente können das Hungergefühl zusätzlich beeinträchtigen. Durch die häufig vorkommende innere Unruhe ist der Energiebedarf erhöht, Beschwerden beim Kauen und Schlucken führen jedoch dazu, weniger zu essen. Dabei ist es gerade im Fall einer Demenz wichtig, mit dem Essen alle Nährstoffe abzudecken und eine Mangel versorgung zu vermeiden, denn mit einer ausgewogenen Ernährung verläuft die Erkrankung langsamer. „Eat-by-walking“ und Fingerfood „Mit ein paar einfachen Tricks lassen sich Essens-Anreize schaffen“, erklärt Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt und Leiter des Altersmedizinischen Zentrums Köln. Er empfiehlt, Essen mit allen Sinnen erlebbar zu machen. „Die Patienten müssen das Essen hören, sehen, riechen, fühlen und natürlich schmecken.“ Dazu gehört die geräuschvolle Zubereitung, mit klapperndem Besteck und Töpfen, ebenso wie die ansprechende Präsentation des Essens, gegebenen falls in mundgerechten Stücken und mit verschiedenen Farben. Gerüche bei der Zubereitung regen den Appetit an, zum Beispiel das Anbraten von Speck und Zwiebeln. Beim Würzen, am besten mit frischen Kräutern, darf gerne ein bisschen mehr verwendet werden. Eine angenehme Atmosphäre ohne Ablenkungen durch Radio oder Fern seher helfen den Patienten, sich auf das Essen zu konzent

Referenzwerte für die tägliche Energie- zufuhr bei Normalgewicht und altersange passter körperlicher Aktivität ab 65 Jahre

Männer: 2.000 kcal/Tag Frauen: 1.600 kcal/Tag Empfohlene tägliche Wasserzufuhr über Getränke

Männer: 1230 ml/Tag Frauen: 1310 ml/Tag

Nahrungsmittel bei Demenz (Studien sind nicht eindeutig) Omega-3-Fettsäuren z. B. in Seefisch, Raps- und Olivenöl B-Vitamine z. B. in Fleisch, Milchprodukten Folsäure z. B. in Gemüse, Vollkorn, Fleisch, Mediterrane Ernährung - viel Gemüse, Fisch und Obst

Vitamin K – Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 2.2022

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