Cellitinnen 3_2018_finale_Version 30.7.2018

Kultur | Freizeit

Säen und ernten im Jahreslauf Ein Garten-Projekt im Seniorenhaus St. Anna

In diesem Jahr nutzen Bewohner des Seniorenhauses St. Anna in Köln Lindenthal ihren schönen Innenhof- garten noch intensiver. Das Projekt ‚Mit-Mach-Gärtnern‘ stößt seit dem Frühjahr auf große Resonanz. Seit- dem wird fleißig gegraben und ge- jätet, gesät und geerntet. „Durch das Angebot können wir auch bei demenziell veränderten Bewohnern und bei Bewohnern mit Rückzugs- tendenzen ein aus eigenem Antrieb motiviertes Handeln feststellen“, er- klärt Andrea Löhr, Mitarbeiterin der Sozial-Kulturellen-Betreuung (SKB) und Ergotherapeutin. Den im letzten Jahr angelegte Obst- und Gemüsegarten gestalten Be- wohner zusammen mit den Mit- arbeitern des SKB. Den Teilnehmern steht es frei, sich aktiv an der Arbeit zu beteiligen oder als interessierte Zuschauer durch Sinneseindrücke und Gespräche in das Geschehen eingebunden zu werden. Erinnerun- gen an den eigenen Garten wer- den miteinander geteilt, Gespräche zu Arbeitsabläufen, Pflanzen und Tieren entstehen und Erfahrungen werden ausgetauscht. Im Vordergrund für die Bewohner steht das gemeinsame Schaffen und Erleben, doch aus Sicht der Mitarbeiter des SKB gibt es viele Ge- sichtspunkte, durch die das Wohl- befinden der Bewohner mithilfe des Gartenprojekts gestärkt wird. Allei- ne das Säen der Samenkörner in Pflanztöpfchen verbindet kognitive

und körperliche Anforderungen. Der Einzelne spürt und erlebt sich selbst durch die Aktivität und setzt sich in Beziehung zu seiner Umgebung. Er sieht in seinem Handeln einen Nut- zen für die Gemeinschaft. Manche Bewohner übernehmen auch lang- fristige Aufgaben wie zum Beispiel das Gießen der Beete. Sie integ- rieren so neue Abläufe in ihren All- tag, die nebenbei ihre Merkfähigkeit und ihren Orientierungssinn fordern. Viele vergessen beim Arbeiten im Stehen die Anstrengung und absol- vieren so ein Gleichgewichtstraining, das Stürzen vorbeugt. Besonders vorausschauende Mit- gärtner haben auch den eigenen Nutzen im Blick und warten auf die ersten reifen Früchte wie Erdbeeren, Himbeeren, Weintrauben und Äpfel. Einige sehr eigennützige Geschöp- fe – nämlich die Schnecken – ern-

teten schon früh die ersten grünen Blätter der Radieschen und auch ein paar Vögel bekundeten im Mai und im Juni ihr Interesse an den reifen Erdbeeren. Aber wie schon im Matthäusevangelium geschrieben steht: „Sie säen nicht […] und euer himmlischer Vater nährt sie doch.“ Marlies Gabriel Leiterin Seniorenhaus St. Anna

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CellitinnenForum 3/2018

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