aktuell mobility | Juli-August 2015

Der nächste Schritt Richtung Zukunft: Mobilität als entscheidender Treiber der Industrie 4.0

Es ist ein Begriff, der zur Chefsache geworden ist: Industrie 4.0 – bezeichnet die Maßnahmen, um mithilfe neuer Informationstechnologien flexibler, ef- fizienter und ressourcenschonender zu produzieren. Deutschland nimmt eine Vorreiterrolle ein und will seine Zukunft als Produktionsstandort und seine Position im globalen Wettbewerb sichern. Mobilität ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren dieser Entwicklung.

Industrie 4.0 steht für den vierten grundlegenden Wandel in der Industrie-Geschichte. Nach der Me- chanisierung im 19. Jahrhundert (1.0), der Mas- senproduktion (2.0) und der Digitalisierung (3.0) im 20. Jahrhundert befindet sich unsere Industrie nun an der Schwelle zur intelligenten, sich selbst steu- ernden Fabrik (Smart Factory). Mit dem verstärkten Software-Einsatz bei gleichzeitiger Vernetzung der Produkte und Dienste über das Internet und ande- rer Netze führt diese Entwicklung zu ganz neuen Produkten und Diensten. Diese ziehen auch eine grundlegende Veränderung und Anpassung der Produktentwicklung und Produktion nach sich, um neue Technologien überhaupt qualitativ hoch- wertig einsetzen und wirtschaftlich nutzbringend umsetzen zu können. Besonders Deutschland hat in diesem Bereich eine Vorreiterrolle eingenommen und präsentiert sich als treibende Kraft in puncto Innovationen im Bereich Industrie 4.0. Ein Thema mit Brisanz und politischer Priorität Das Thema Industrie 4.0 genießt auch aus poli- tischer Sicht höchste Aufmerksamkeit. Im Herbst 2014 begrüßte der deutsche Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, mehr als 800 hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum 8. Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung in Hamburg. Auch die Bundes- kanzlerin sowie fünf weitere Bundesministerinnen und Bundesminister aus Deutschland nahmen an diesem IT-Gipfel teil. Unter dem Motto „Arbeiten

und Leben im digitalen Wandel - gemeinsam, innovativ, selbstbestimmt“, wurden in drei hoch- rangigen Foren zentrale Themen der „Digitalen Agenda 2014-2017“ der Bundesregierung dis- kutiert. Das viel zitierte Zauberwort war auch im Rahmen des IT-Gipfels „Industrie 4.0“. Denn geht es nach dem Willen der Politik, soll zukünftig auch das Fertigungsgewerbe deutlich mehr von den riesigen Datenmengen profitieren, die das Internet produziert. So könnten beispielsweise Produktionsabläufe fle- xibler gestaltet werden, um mehr oder weniger zu produzieren, je nachdem, wie hoch die Nachfrage ist, die sich aus den generierten Internet-Daten- mengen voraussagen lässt. Ebenso gehören auch Produkt-Individualisierung und die weitere Ferti- gungsautomatisierung dazu. Aber auch mit Sen- soren ausgestattete Maschinen, die Fehler schnel- ler erkennen und melden können, fallen unter die angestrebten Entwicklungen einer Industrie 4.0. Voraussetzung: „Echtzeit-Internet“ Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Entwicklung ist – und das erkennt auch die Politik inzwischen – ist der dafür dringend erforderliche Breitbandausbau. Denn ohne schnelle Datenleitungen, lassen sich die nötigen Informationen nicht transportieren. Die Rede ist in diesem Kontext immer wieder vom „Echtzeit- Internet“, also von einem verzögerungs- freien Datentransport. Denn jedes leichte Ruckeln,

das uns Nutzer derzeit einfach nur etwas ärgert, könnte in den Produktionsabläufen einer Industrie 4.0 fatale Folgen haben. Die große Schwierigkeit dabei ist allerdings, dass Deutschland bei der Ver- sorgung von Unternehmen und von Haushalten mit besonders schnellen Internetverbindungen via Glasfaserkabel im internationalen Vergleich weit abgeschlagen ist. Nicht einmal ein Prozent der Haushalte sind mit den schnellsten Leitungen versorgt, beim europäischen Spitzenreiter Litauen sind es über 20 Prozent! Mobilität als Erfolgsfaktor Eines der ganz wichtigen Themen auf dem Weg zur Industrie 4.0 ist die zunehmende Mobilität, die in nahezu allen Branchen an Bedeutung ge- winnt. Mobile Arbeitsplätze werden mit Hilfe von Smartphones und Tablets zum Standard. Diese wachsende Flexibilität kommt nicht nur der im- mer wichtiger werdenden Mitarbeiterzufriedenheit zu Gute. Mobilität bedeutet vor allem auch ein Effizienzgewinn, wenn beispielsweise komplexe Business-Apps Außendienstlern dabei helfen, ihre Prozesse voll zu automatisieren, wenn Vertriebs- mitarbeiter zwischen ihren Kundenterminen ihre Aufträge unterwegs erfassen können, oder wenn es möglich wird, dass Wartungsingenieure die Daten einer Maschine schon während des Prüf- prozesses registrieren. Und Mobilität steht meist auch für einen verbesserten Kundenservice, wenn Daten schneller erfasst und Aufträge schneller

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