Blickpunkt Schule 5/2024

Familienklasse macht Schule

D ie Entwicklungen an den hessischen Grundschulen geht uns alle an. Sie, als Mitglied des hphv, wissen, dass Schülerinnen und Schüler, die in die Klasse 5 eingeschult werden, nicht über einen Kamm zu scheren sind. Die Heterogenität nimmt stetig zu. Das hat viele Ur sachen. Eine sind belastende Familiensituationen, der viele Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind. Eine Idee, diesen Belastungen zu begegnen und die Schüler für ihre weitere Bildungskarriere zu stärken, sind die Familienklassen. Ich habe mir das Konzept am Albert

Schweitzer-Kinderdorf in Wetzlar (ASK) erläutern lassen. Das ASK betreibt Familienklassen unter anderem in der Stadt Wetzlar, im Lahn-Dill-Kreis, der Stadt Gießen, dem Landkreis Gießen, der Stadt Weilburg, im Main-Kinzig Kreis, der Stadt Hanau, im Kreis Groß-Gerau, der Stadt Kelsterbach und in Bürstadt. Im Folgenden finden Sie eine Selbstdarstellung des ASK zu den Familienklassen. Sollten Sie Interesse haben, eine solche einmal zu hospitieren, senden Sie mir gerne eine E-Mail. Thorsten Rohde, stellvertretender Vorsitzender

Familienklasse

Das Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Wetzlar

F ür viele Kinder und ihre Eltern ist die Schulsituation an der Grundschule belastend und konflikthaft. Schon früh signalisieren Lehrkräfte, wenn Kinder vermehrt Probleme haben, den Anforderungen, Regeln und Strukturen des Schulall tags gerecht zu werden. Der schuli sche Erfolg ist bedroht. Eltern hinge gen fühlen sich für das Scheitern ihrer Kinder verantwortlich. Aus den Schuldgefühlen resultiert nicht selten ein Rückzug der Eltern aus dem schu lischen Umfeld und ein kooperativer Austausch zwischen Lehrkräften und Eltern ist kaum mehr möglich. An dieser Stelle setzt das Projekt Familienklasse an. Die Grundlage für die gelingende Zusammenarbeit in der Familienklasse bildet die Methode der Multifamilientherapie (MFT). Der Albert-Schweitzer-Kinderdorf Hessen e.V. war einer der ersten Jugendhilfe träger in Deutschland, der den multi familientherapeutischen Ansatz in unterschiedlichen Settings erfolgreich adaptiert und in die pädagogischen Konzepte, insbesondere auch in das Konzept der Familienklasse, integriert hat. MFT bedeutet dabei einen deutli chen Haltungswechsel in der pädago gischen Arbeit. Pädagoginnen und Pädagogen sowie Therapeutinnen und Therapeuten verstehen sich als Kon textmanager. Sie schaffen Alltags settings, in denen sich Familien unter stützen und voneinander lernen. Eltern erleben eine besondere Form

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der Wertschätzung, die ihre persönli chen Ressourcen aktiviert. Im schuli schen Kontext soll Multifamilienarbeit Eltern motivieren, Verantwortung für schwierige Verhaltensweisen ihres Kin des in der Schule zu übernehmen und sie darin bestärken, neue Lösungsan sätze zu entwickeln und umzusetzen. Die Familienklasse geht von der Idee aus, dass eine gelingende Ko operation zwischen Lehrkräften, Kin dern und Eltern die Schullaufbahn der Kinder positiv verändert und die Be ziehung zwischen den Beteiligten sta bilisiert. Die aus der Familienklasse resultierenden Lernerfolge stärken die Erziehungskompetenz der Eltern und entlasten die häusliche Situation. 2010 wurde in Hessen die erste Fami lienklasse eröffnet. Mittlerweile gibt

es fünfzehn Familienklassen in der Region Wetzlar/Lahn-Dill-Kreis. Ziele der Familienklasse

können wie folgt formuliert werden

Das Kind lernt, den Schulalltag in der Stammklasse zu bewältigen. Das Kind wird aktiv unterstützt, die individuellen Lernziele zu erreichen. Die Erziehungskompetenz der Eltern wird gestärkt. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird verbessert. Die Kooperation zwischen Eltern, Kind und Schule wird gefördert. Die sozialen Kompetenzen des Kindes werden verbessert.

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