GOLF TIME 4/2023

COVER | 151. OPEN CHAMPIONSHIP – MERCEDES-BENZ PATRONS DAY

konnte damals keiner so wie er. Während wir anderen einfach nur versucht haben, den Ball so weit wie möglich zu schlagen, um dann einen möglichst kurzen nächsten Schlag ins Grün zu haben, konnte er den Ball perfekt mit seinen Eisen manövrieren. Er war zwar bei den Abschlägen immer gut 100 Yards kürzer als alle anderen, aber das machte nichts aus. Noch einmal: Ich habe noch nie jemanden erlebt, der derart perfekt in der Lage war, den Ball über den Platz zu manövrieren, wie damals Tiger. WIRD DEMNACH LÄNGE DIESES JAHR NICHT WIRKLICH EINE ROLLE SPIELEN? Ich glaube nicht unbedingt. Ich denke, dass die wirklich guten Eisenspieler das Feld dominieren werden. Also diejenigen oder einer, der nicht nur lang mit den Eisen ist, sondern auch in der Lage ist, damit viel Spin zu generieren und den Ball zu manöv rieren. Das, so glaube ich, wird den Unter schied bei dieser Open ausmachen – vor allem eben, wenn es windig wird. THEMAWECHSEL: WIE IST DEINE MEINUNG ZUR AKTUELLEN PGA TOUR- BZW. LIV-SITUATION? Das ist einfach nur verrückt, was da gerade passiert und verkündet wurde. Ich hatte keine Ahnung, aber ich glaube, dass beide Seiten sich einfach darauf verständi gen wollten, nicht mehr gegeneinander zu kämpfen. Ich glaube, die PGA Tour kam unter erheblichen Druck, was die diversen Gerichtsverfahren angeht und auch finan ziell hätte es möglicherweise für die Tour zu einem enormen Problem werden kön nen, wenn es so weitergegangen wäre. Ich denke, dass beide Seiten ihre Karten aus gespielt haben und nun eine Vereinbarung getroffen wurde, die die bestmöglichen Optionen für alle Beteiligten bieten soll. KÖNNTEN AM ENDE ALLE ALS SIEGER HERVORGEHEN, AUCH DIE SPIELER?

Shake hands: Padraig Harrington und Oskar Brunnthaler im Royal Liverpool Golf Club

Ich denke schon. Wie gesagt, es sieht alles nach einem Deal aus, der beiden Sei ten die Möglichkeit geben soll, ihr eigenes Business weiterzuführen – die PGA Tour bleibt existent und wohl auch LIV. Und für die neue Organisation hat die PGA Tour wohl die Mehrheit bei den Stimmrechten. Also im Grunde ist es eine Lösung, bei der beide Seiten ihr Gesicht wahren können. Und was die Spieler angeht, sie sind selbst ständig und können dann selbst entschei den, wo sie am liebsten spielen möchten. WIE WIRD ES DAHINGEHEND MIT DEM RYDER CUP AUSSEHEN? Ich weiß es nicht, aber ich glaube, dass sich die Spieler in naher Zukunft, wenn nicht schon im September, alle wieder wie früher dafür qualifizieren werden können. Ähnlich, wie es ja auch die Majors bereits handhaben. Im Moment sehe ich die Majors – und eben auch den Ryder Cup – als eigenständig zu betrachtende Institu

tionen. Sie sollten definitiv losgelöst sein von der Tourzugehörigkeit der Spieler. WÜRDEN DIE ENTSTANDENEN FEINDSELIGKEITEN NICHT STÖREN? Ich glaube nicht. Ich meine, wir reden ja nur von einer Woche, wenn es um den Ryder Cup geht. Und nehmen wir mal ein Fußballteam – da mögen sich auch nicht alle und sind dennoch in der Lage, auf dem Platz und als Team gut zu funktionieren. Daher meine ich, dass es hinsichtlich even tueller entstandener Feindseligkeiten ei gentlich kein Problem geben sollte. Letzt lich möchte ja jeder beim Ryder Cup sein Bestes geben und gerade die Europäer haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie zu ganz Großem fähig sind, wenn sie gegen ein übermächtiges Team USA antre ten mussten. Und ich glaube – oder besser hoffe – dass dieser Gemeinschaftsfunke am Ende doch wieder überwiegen bzw. überspringen wird. GT

Redselig und eloquent: Padraig Harrington bei der Interviewsession im Clubhaus des Royal Liverpool

„Treppen-Challenge“, bei der die Teilneh mer versuchen, den Ball fünf Stufen die Treppe im Clubhaus hinaufzuchippen, ohne dass er wieder herunterrollt. Auch ist Hoylake offen für alle Golferinnen und Golfer und es gibt auch keine reservierten Parkplätze für die Mitglieder oder Captains. Was die Mitglieder des Royal Liverpool mit denen des Augusta National Golf Clubs gemein haben, wenn man so möchte, sind die Jackets. Nur, dass die im Royal Liverpool rot sind und nicht – wie in Augusta – grün. Dass die Jackets in Augusta grün sind, resultiert wiederum aus dem Umstand einer Wette, die Hoylakes Captain Kenneth Stoker 1930 gegen Bobby Jones verlor: Dieser wettete mit dem Amerikaner, dass wenn er die Open gewinnen würde, er ihm sein rotes Jacket vermachen würde. Jones gewann seine dritte Open auf dem Weg zum Grand Slam und fand die Idee ei nes Jackets so gut, dass er sie später auch im Augusta National einführte, als dort erstmals 1934 das Masters ausgetragen wurde. Aber eben in Grün. CHAMPIONS IN HOYLAKE Wenn die 151. Open Championship im Royal Liverpool Golf Club ihren Lauf nehmen wird, so wird dies die bereits 13. Austragung in dem Traditionsclub sein. Zu den bekanntesten Siegern zählen hier

Tiger Woods (2006) und zuletzt 2014 Rory McIlroy, aber auch historische Legenden wie bereits erwähnter Bobby Jones, zudem Walter Hagen oder John Henry Taylor. Der wohl bekannteste Sohn Hoylakes ist John Ball Jr. 1861 in dem kleinen Örtchen geboren, sollte er in seiner Karriere acht mal die British Amateur für sich entschei den, 1890 dann auch die Open Champion ship in Prestwick – als erster Engländer und

gleichzeitig auch als erster Amateur. Ball Jr. verstarb 1940 im Alter von 78 Jahren und wurde 1977 in die World Golf Hall of Fame aufgenommen. PADRAIG, WIE SIEHST DU HOYLAKE ALS AUSTRAGUNGSORT DER OPEN CHAMPIONSHIP? Hoylake ist ein fantastischer Golfclub mit viel Historie und einer enorm einneh menden Atmosphäre. Und auch der Platz ist einfach ein fantastisches Beispiel für einen Links Course. Er ist exrem herausfor dernd, wenn der Wind bläst. Hinzu kommt, dass bis zur Turnierwoche wohl nicht viel Regen gefallen sein wird, wodurch er sehr trocken und die Fairways und Grüns ent sprechend hart sein werden. Nicht zu vergessen das Rough – es wird eine echte Herausforderung werden. WIE GEHT MAN DEN PLATZ AM BESTEN AN – TIGER SPIELTE 2006 PRAKTISCH KEINEN DRIVER ... Wenn der Wind bläst und es nur darum geht, den Ball kontrolliert auf die Bahn zu spielen, dann stellt der Driver sicherlich immer ein gewisses Risiko dar. Auf der an deren Seite muss ich sagen, dass wohl Tiger damals der Einzige war, der dazu in der Lage war, nur mit seinen „Stingern“ über die vier Runden zu kommen. Das

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Gewann 2014 in Hoylake seine bislang einzige Open Championship: Rory McIlroy

40 GOLF TIME | 4-2023

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