Blickpunkt Schule 1/2022

Hilfsmitteln hat sich in den vergange- nen Jahren deutlich vergrößert. Fiel etwa in früheren Jahren der Over- head-Projektor aus, konnte man sei- ne Ergebnissicherung an der Kreide- tafel fortsetzen. Fällt heute dagegen das Smartboard aus, muss auf eine Visualisierungsmöglichkeit komplett

verzichtet werden. Umso unverständ- licher ist es, dass die Stellen der Me- dienassistenten nicht neu besetzt wurden bzw. auf die Erarbeitung eines neuen Stellenprofils in diesem Bereich verzichtet wurde. Gebraucht würden mitnichten IT-Experten mit Informa- tikabschluss und Programmierkennt-

nissen, sondern viel eher ’Medien- hausmeister’ mit einem soliden Grundwissen im IT-Bereich. Schließ- lich verfügen auch Nicht-Informatik- Lehrkräfte selten über eine Expertise im IT-Bereich, die über ein solches hinausgeht. Sebastian Krämer

10 Klartext SCHULE

Foto: Андрей Журавлев /AdobeStock [bearbeitet]

Musische Bildung in Zeiten von Corona E s ist Dienstag, der 14. Dezember 2021. Die vor knapp zwei Jahren angeschafften Liederbücher liegen noch ungenutzt imMusik- schrank. Vor mir sitzen 28 Gymnasial- len. Der hörenswerte Schulchor, den meine Kollegin über viele Jahre auf- gebaut hat, liegt ebenfalls seit zwei Jahren brach. Auch kreative Proben- konzepte, die dem Hygieneplan ent- sprechen, wie Proben mit dem ent- sprechenden Abstand im Freien, sind Dabei fehlen den stark gebeutelten Jugendlichen gerade diese musischen Ausdrucksformen, um der Corona-

Tristesse zu entfliehen. Wesentlich mehr Schüler leiden unter Angstzu- ständen und können nur schwer in den Schulalltag zurückfinden. Förder- programme wie das ’Löwenstark-Pro- gramm’ sind zwar gut gemeint, lassen sich aber nur schwer in den Schulall- tag integrieren und sind auch mit ei- nem hohen bürokratischen Aufwand verbunden. Dazu kommt, dass die Lehrkräfte durch die enorm gestiege- ne Arbeitsbelastung gebeutelt sind und nicht immer die Kraft vorhanden ist, nach dem regulären Unterricht und zusätzlich zu den anderen Aufga- ben einer Lehrkraft zeitaufwendige (Löwenstark-)Projekte zu realisieren. So ist durch die psychosozialen Folgen der Pandemie auch die Zahl der El- terngespräche gestiegen und viele Kolleginnen und Kollegen agieren an der äußersten Belastungsgrenze. Es bleibt uns allen zu hoffen, dass in zwölf Monaten die Pandemie ein Ende gefunden hat. Vielleicht können die Kinder dann auch dem ’Tannenbaum’ ein angemessenes Ständchen darbie- ten. Sebastian Krämer

schülerinnen und -schüler einer 6. Klasse. Da das Singen seit Beginn der Corona-Epidemie in Innenräumen wei- testgehend verboten ist, habe ich mich dazu entschieden, den Rhythmus von Weihnachtsliedern vorzuklatschen. Die Kinder sollen anschließend den Rhyth- mus nachklatschen und erraten, um welches Lied es sich handelt. »OTan- nenbaum« entgegnet mir ein beson- ders aufgewecktes Kind. Spontan wol- len einige Kinder das Lied anstimmen, was von mir direkt unterbunden wer- den muss. Die anschließende Enttäu- schung ist für mich als Musiklehrer nur schwer zu verdauen. Auch wenn das Musizieren zum Beispiel mit Schlag- instrumenten generell möglich ist, fehlt die unmittelbarste Form des Musizierens, nämlich das ’Singen’, meinen Fachkollegen und ich. Das traditionelle Adventssingen, bei dem die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien gemeinsam Lieder anstimmen, wird auch in die- sem Fall der Pandemie zum Opfer fal-

letztendlich kein probater Ersatz. Schließlich fehlt die Nähe zum sin- genden Nachbarn und auf dem Schul- hof findet die Probe letztendlich wie auf einer Bühne vor witzelnden Mit- schülern statt. Dies ist allerdings nichts imVer- gleich zu meinen Studienkolleginnen und -kollegen, die den Weg der In- strumentallehrerin bzw. des Instru- mentallehrers eingeschlagen haben. An den Musikschulen werden kaum noch Kinder angemeldet, was für eini- ge der dort beschäftigten Instrumen- talpädagogen durchaus existenzbe- drohend ist. Doch auch in meinem zweiten Fach ’Darstellendes Spiel’ sind die Ein- schränkungen enorm. Szenisches Spiel mit Mundschutz und (in be- stimmten Phasen der Pandemie) mit Sicherheitsabstand, ist kaum umsetz- bar. Insbesondere bei Spielgruppen, die sich neu gebildet haben, lassen sich Hemmungen kaum abbauen.

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