Blickpunkt Schule 1/2022
Schulpolitik heute – ein Ruck ist notwendig Der Hessische Philologenverband fordert nachhaltig angemessene Arbeitsbedingungen in den Schulen Der Wert von Unterricht und Bil- dung ist in der Pandemie so überlagern bürokratische Hürden die Pädagogik.
Klartext
seit Jahrzehnten angemahnt wird und die den Lehrkräften und den Lernen- den gerade unter den heutigen Gege- benheiten das Leben schwer macht«, konstatiert Reinhard Schwab, Vorsit- zender des Hessischen Philologenver- bandes. Störend und belastend wirken auch mittlerweile Konflikte in der Schüler- schaft, aufzulösende Mobbingsitua- tionen und zunehmend rüpelhaftes Verhalten; hinzu kommen schwierige Elterngespräche, nicht selten durch kulturelle Unterschiede hervorgeru- fen. Problematisch wird es, wenn Lehrkräfte sich nicht mehr auf die Mitarbeit der Eltern bei der Erziehung der Kinder verlassen können. Bedrückend für die Lehrkräfte ist die weitere Reduktion ihrer Fachlich- keit zugunsten des Status eines ’Lern- begleiters‘. Prägende Bildungsinhalte geraten ins Hintertreffen. Zudem
Verstörend wirkt ebenfalls die ’Be- gleitmusik‘ gewisser bildungspoliti- scher Strömungen, die das nach Leis- tung differenzierte mehrgliedrige Schulsystem infrage stellen. Das häu- fig missverstandene parteipolitische Diktat der ’Gleichheit’ und ’Gerech- tigkeit’ verunsichert, führt zu nivellie- renden Bildungsmaßnahmen und da- mit in die Irre. In den Schulen sind alle gesellschaft- lichen Probleme massiv angekommen, sie überfrachten den eigentlichen Bil- dungsauftrag. Optimale Bildung wird zwar immer wieder versprochen, aber die dafür notwendigenVoraussetzun- gen werden nicht geschaffen. Es bleibt beimKurieren an Symptomen. Attraktive Arbeitsbedingungen sehen anders aus! hphv-Pressemeldung 21. Januar 2022
deutlich geworden wie noch nie. Allerdings lassen die Vorausset- zungen für guten Unterricht sehr zu wünschen übrig. Vor dem Hin- tergrund des derzeitigen Lehr- kräftemangels muss deshalb ein Ruck durch die hessische Schul- politik gehen. I mmer mehr Berufseinsteiger zwei- feln daran, ob der Lehrerberuf der richtige für sie ist. Verdiente Lehrkräf- te geben auf. Angesichts der schwierigen, teilwei- se kritischen Arbeitsbedingungen ist das nicht überraschend. Jahrelange Versäumnisse rächen sich nun bei der Lehrerversorgung. »Völlig unbefriedigend ist immer noch die Größe der Lerngruppen, die
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Foto: andreaobzerova/AdobeStock
Kulturtechnische Errungenschaft in Gefahr Durch Schreiben mit der Hand das Lernen fördern und optimieren! S icheres und flüssiges hand- schriftliches Schreiben darf als eine Lernvoraussetzung im Bil- dungsprozess nicht unterschätzt wer-
nis, dies ist vielfach durch wissen- schaftliche Studien belegt, zuletzt durch eine Studie der Universität Ulm (vgl. Kiefer/Hofmann/Arndt 2020). Eine gute Handschrift setzt feinmoto- rische Fähigkeiten voraus, die in der ersten Lernphase durch intensiveres Training ausgebildet werden müssen. Ihre Vernachlässigung beeinträchtigt Lernprozesse, wie die neurowissen-
schaftliche Forschung zeigt. Beim Schreiben mit der Hand, zum Beispiel beim Mitschreiben, erfolgt eine stär- kere Aktivierung komplexer Hirnregio- nen, die dann Informationen besser verarbeiten als beimTippen einzelner Buchstaben. Wortschemata werden beim Handschreiben sowohl im visu- ellen als auch immotorischen Ge- dächtnis gespeichert. Damit merken
den, so die einhellige Meinung des Hessischen Philologenverbandes. Auf Hirnaktivität und Lernfähigkeit wirkt es sich eindeutig begünstigend aus. Was Lernende mit der Hand schrei- ben, bleibt besser in ihrem Gedächt-
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