Blickpunkt Schule 3/2023

Rückblicke und Ausblicke: Kurshalten deutlich schwerer

natürlich auch an die schulischen Rahmenbedingungen . Letztere wer den zunehmend schwieriger, vielfach erleben wir eine überbordende Aufga benfülle (Integration, Inklusion, große Klassen, Sicherung der Qualität des Unterrichts sowie der Abschlüsse, Stärkung der Medienkompetenz, En gagement in Umweltfragen etc.). Und es kann nicht oft genug betont werden: Wir Lehrkräfte sind weit mehr als Lernbegleiter , eine solche Degra dierung ist geradezu lächerlich. Wir müssen Verantwortung übernehmen für die Schüler und nicht jeder aktuel len didaktischen Mode hinterherlau fen. Was geht über eine ‘leibhaft‘ zu erlebende Lehrkraft, die ihren Schü lern mit gesunder Autorität Sicherheit bietet, sie anspornt, herausfordert, führt? Wir machen leider die Erfah rung, dass mediale Vorbilder heute wesentlich ausgeprägter sind als frü her, neben den üblichen Stars sei hier auf das Unwesen der Influencer hin gewiesen. Mit Michael Felten, dem Pädagogen und Schulentwicklungs berater, gilt auch aus unserer Sicht: »Eine Lehrkraft ist eine selbstbewuss te, gleichwohl fürsorgliche Führungs figur, bei der man sich als Schüler auf gehoben fühlt, wenig abgelenkt ist und nach Kräften mitspielt« (In: Un terricht ist Beziehungssache. Stutt gart 2020). Gremienarbeit und Medienpräsenz Die bildungs- und schulpolitischen Debatten drehten sich um das Tages geschäft, um Positionen und um Ar beitsbedingungen vor Ort. Die obli gatorischen Sitzungen des Landes vorstands sowie des geschäftsfüh renden Vorstands (gfV) fanden unter meiner Leitung statt. Für den hphv nahm ich an drei Sitzungen des Bun desausschusses (BA) bzw. des Bun desvorstands (Buvo) in Berlin teil.

Schule! Hier und jetzt ist die Politik gefordert, damit in der Schule in Ruhe gelehrt und gelernt werden kann. Nicht zuletzt aufgrund des Lehr kräftemangels ergeben sich derzeit viele Beeinträchtigungen in den Schu len, dabei ist dringend eine verlässli che Normalität geboten. Unsere Schulen sind nämlich die zentralen Bildungsorte mit einem breiten Spek trum an Leistungen. Wohlgemerkt: Schulen sind Bildungseinrichtungen – keine Sozialagenturen , in denen soziale und gesellschaftliche Proble me grundsätzlich gelöst werden kön nen. Sie sind auch keine Spielwiesen für Theoretiker der Didaktik, Pädago gik etc. Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Schulen sind hoch wie nie und die Öffentlichkeit wird immer wieder von Wellen der Empörung, auch der Hysterie heimgesucht, nicht zuletzt, weil der Bildungsbereich bevorzugte ideologische Kampfzone ist. Als hphv haben wir es nicht leicht, unsere schulpolitische Linie durchzusetzen. Diese umfasst Ansprüche an die Qualität im Unterricht und Abitur , aber auch Standards der Lehrkräfte bildung , und selbstverständlich ha ben wir unsere Arbeitsbedingungen kritisch im Blick. Im Hinblick auf schul- und bildungspolitische Ent scheidungen machen wir unseren Ein fluss geltend, wo es möglich er scheint. Leider erleben wir immer wie der, dass Ideologien den gesunden Menschenverstand vernebeln, wenn beispielsweise in die Schulstruktur eingegriffen werden soll (»Eine Schu le für alle«) oder sich die Aufwei chung des Leistungsprinzips anbahnt (etwa mit dem Verzicht auf Noten); auch Tendenzen zum ‘Einheitslehrer‘ sind erkennbar. Wir Lehrkräfte fühlen uns verant wortlich für die Bildung der jungen Menschen , wir melden qualitative An sprüche an deren Unterrichtung an,

von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes

38 Rechenschaftsberichte SCHULE

V or knapp vier Jahren über nahm ich mit der Wahl zum Landesvorsitzenden Verant wortung für den hphv und wechselte in dessen innersten Kern. Meine Ein gewöhnungszeit währte nur kurz, zu erst griffen die Ereignisse rund um die damaligen Personalratswahlen in un sere und meine Arbeit ein. Dann bremste die Corona-Krise uns einer seits mit Schulschließungen, Lock downs, Quarantänemaßnahmen aus und forderte uns andererseits hin sichtlich der Problembewältigung: In den Schulen bewegten wir uns mas kentragend auf ‘Einbahnstraßen‘, un terrichteten aus der Ferne oder auch in geteilten Klassen, suchten digitale Lösungen, übten uns im Testen und in virtuellen Konferenzen. Die pandemi schen Verhältnisse machten es not wendig, dass wir in unserem Verband ein Videokonferenzsystem etablier ten, vorausgegangen waren zahlrei che Telefonkonferenzen. Aufseiten der Kinder und Jugendlichen führte der Distanzunterricht zu Lernverlus ten sowie sozial-emotionalen Defizi ten. Haben wir uns bislang traditionellen ‘Gewissheiten‘ hingegeben, wie zum Beispiel der Erfahrung des ständig steigenden Wohlstandes, müssen wir jetzt feststellen, dass sich Krisen po tenzieren. In der Schule merken wir Lehrkräfte das insbesondere an der Migration mit der daraus resultieren den kulturellen Konfrontation, der notwendigen Integration, an sich ver breitenden Klima- und Kriegsängs ten. Dies alles belastet die Institution

Made with FlippingBook - Online Brochure Maker