Blickpunkt Schule 3/2023

Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz suchte auch weiterhin den Aus tausch mit den Verbänden in Online Gesprächsrunden, in denen ich unse ren Verband vertrat. Zu diversen Stel lungnahmen waren wir aufgefordert, zuletzt zum Gesetzentwurf zur An passung der Besoldung der Grund schullehrkräfte. Hierzu äußerte ich mich im Hessischen Landtag und er läuterte die Verschärfungen im Ar beitsumfeld aller Lehrkräfte. Auf den Punkt gebracht lautete mein State ment: Ein Ja zur gleichen Wertschät zung aller Lehrämter – aber ein deutliches Nein zu einer Besoldung, die höhere Arbeitsbelastung nicht wertschätzt. Im vergangenen Okto ber war ich eingeladen zu einer Ta gung des Wissenschaftlichen Beirats des DPhV in Berlin (»Sprache – Den ken – Bildung: Bedeutung der Bil dungssprache Deutsch«). Auf das In teresse unserer Schulvertrauensper sonen stieß das neu eingeführte vir tuelle Format »Meet ‘n‘ greet«, das dem Erfahrungsaustausch mit den Vertrauenspersonen an unseren Schulen dienen soll. Eine lange Reihe von Vorlagen für Pressemeldungen lieferte ich, die in Kooperation mit unserer Presserefe rentin den Weg in die Öffentlichkeit fanden (»Fortführung des Maßnah menpakets Deutsch in Hessen uner lässlich«, »Wertschätzung aller Lehr ämter – aber keine Nivellierung bei der Besoldung«, »Wenn Elfenbein turm auf Schulrealität trifft«, »Abitur und Schulalltag nach Ostern - Das Di lemma der Korrekturzeit« etc.). Zur Programmatik Als Verband dürfen wir unsere zentra len Ziele nicht aus den Augen verlie ren: • Gut ausgebildete und motivierte Lehrkräfte sind von größter Bedeu tung für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen, letztlich auch für den Bestand des Gymnasiums. • Die aktuelle Lehrermangelsituati on schmälert die Unterrichtsange bote, das geht zulasten der Unter richtsqualität und der Beziehungs

arbeit in den Klassen. Die Kultusbü rokratie unterschätzt die Tücken der

Beruf und Unterricht in Gefahr: Be lastungen sind oft nur noch mit größter Anstrengung zu stemmen. Diese schleichende Arbeitsver dichtung ist nach wie vor nicht ak zeptabel. Über die Arbeitszeit wird zukünftig ohnehin verstärkt nachzudenken sein. Anstöße dazu gibt’s immer wieder, man denke an die Studie von Harding/Mußmann (2018), an das EuGH-Urteil von 2019 sowie das Urteil des Bundesarbeitsge richts (BAG) vom September 2022. Klare Kritik am bestehenden Depu tatsmodell formuliert Mark Rackles in seiner aktuellen Expertise im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung. Als unstrittig gilt, dass der Verwaltungsaufwand, Organisatori sches, Verhaltensdefizite aufseiten der Schülerschaft seit Längerem den eigentlichen Unterricht immer mehr beschnitten haben. Bei all den Überlegungen dürfen je doch die einzelnen Fächer nicht ge geneinander ausgespielt werden. Rahmenbedingungen unserer Ar beit, das jeweilige Arbeitsvolumen , aber auch die Besoldung müssen sachgemäß durch die Politik bewer tet werden. Es besteht Handlungs druck ! Mit Blick auf unsere Situation muss sich das Ministerium fragen lassen, wie es der unterschiedlichen Ar beitsbelastung zwischen den Schulformen gerecht werden will. Egalisierungen, man denke zum Beispiel an die pauschale A13-Ein gangsbesoldung für die Lehrämter, sind kontraproduktiv. In dieser Fra ge steht der gesunde Menschenver stand gegen Ideologie und politi sche Taktiererei. • Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse verlieren zunehmend ihre Lesefähigkeit: Ein Viertel erreichte nicht den international festgeleg ten Mindeststandard (vgl. IGLU 2021, veröffentlicht 2023), damit werden die Befunde des nationalen IQB-Bildungstrends 2021 bestätigt. Der Leistungseinbruch erklärt sich durch die veränderte Zusammen setzung der Schülerschaft, aber

Praxis. Die Umsetzung ihrer Maß nahmen führt in den Schulen zu ei nem administrativen Aufwand, der die vor Ort Tätigen zusätzlich belas tet. Die derzeitigen Arbeitsbedin gungen blockieren offensichtlich das Interesse für den Lehrerberuf; dessen Attraktivität für die junge Generation gilt es zu steigern. Und da ist auch deren Meinung gefragt. • Ausschlaggebend für die Aufnah me ins Gymnasium sollten Leis tungsfähigkeit und Leistungsbe reitschaft der Kinder sein. Eine zu große Heterogenität in den Klassen verhindert, dass notwendige Leis tungsforderungen konsequent durchgesetzt werden und Lehrkräf te zu mehr ‘Benotungswahrheit‘ finden. Und grundsätzlich sollten die vergebenen Noten nicht zwangsläufig bei »befriedigend« enden. • Der Trend zu immer besseren Ab schlussnoten ist unverkennbar, der eine oder andere hat sich dem ver mutlich bereits gefügt. Die regel rechte Inflation guter bis sehr guter Abiturdurchschnitte muss uns zu denken geben. Wir müssen den Finger in die Wun de legen, wenn Bildung ‘schwä chelt‘, wenn tolle Bilanzen präsen tiert werden, wenn Qualitätsunter schiede bei den Abschlüssen wie dem Abitur nicht mehr richtig deut lich werden. Universitäten und Ar beitgeber müssen sich unbedingt auf die Aussagekraft von Noten verlassen können. Wir brauchen im Abitur »mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau« , wie unsere Bun desvorsitzende unermüdlich for dert. • Der Leistungsgedanke muss stär ker akzentuiert werden, er darf nicht sukzessive erodieren. Gute Noten trotz minderer Leistung sind ein Ärgernis und Resultat verfehlter Bildungspolitik. Wo bleiben Quali tätsdebatten ? • Zu viele Lehrkräfte arbeiten am Rande der Belastungsgrenze und sehen ihre eigenen Ansprüche an

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