Blickpunkt Schule 3/2021

Wir waren Glückskinder – trotz allem Eine deutschjüdische Familiengeschichte E s kommt selten vor, dass re- nommierte Wissenschaftler und erfolgreiche Sachbuch- Info

bringen. Wichtige Leitanträge zu Themen wie Ehrenamt, Extremis- mus, Digitalisierung und Diversi- tät im öffentlichen Dienst u.v.m. standen zur Abstimmung. Die zahlreichen Antragsbearbeitun- gen und Wahlen konnten pro- blemlos über die digitalen Tools Antragsgrün und votesUP! durch- geführt werden. Die Jugendgewerkschaften tauschten sich ebenso über die nächste Tarifrunde aus, welche im Herbst 2021 geplant ist. Aller- dings könne sich angesichts der Corona-Pandemie der Start der Verhandlungsgespräche ver- schieben. In der Laufzeit von 33 Monaten der Tarifrunde 2019 wurden in drei Schritten insge- samt etwa 7,2 Prozent Erhöhung der Tabellenentgelte erwirkt. Hessen soll dieses Jahr im Be- reich des TV-H den Aufschlag machen, an dem sich der TV-L voraussichtlich anlehnen wird. Damit die digitalen Kaffeepau- sen vor dem Laptop auch effektiv genutzt werden konnten, ließ die Landesjugendleitung der dbb ju- gend hessen den Teilnehmenden ein bunt gemischtes Carepaket zukommen. Durch eine straffe Moderation und gute Vorberei- tung konnte der Landesjugend- tag früher als geplant beschlos- sen werden. Gemeinsam wurden die Ärmel hochgekrempelt und aktiv Verantwortung für die Zu- kunft der Jugend übernommen. Die dbb jugend hessen vertritt die Interessen von über 5000 Mitgliedern (junge Beamte und Beamtinnen sowie Arbeitneh- mende) bis zum vollendeten 30. Lebensjahr in Stellungnahmen zu Gesetzes- und Verordnungsvor- haben, bei Verhandlungen mit den Ministerien und in Gesprä- chen mit Politikerinnen, Politikern und Parteien. So sind auch die Jungphilologen im Hessischen Philologenverband als Fachge- werkschaft unter dem Dach der dbbj hessen organisiert. Victoria Hildebrand

Berichte | Rezensionen

autoren Kinder- und Jugendbücher schreiben. Vielleicht ist das ganz gut so. Aber es gibt Ausnahmen, und zwar gewinnbringende und gelungene. Mi- chael Wolffsohn gehört an vorderer Stelle dazu. Soeben hat er für Heran- wachsende bei dtv eine 225 Seiten starke ’deutschjüdische Familienge- schichte’ veröffentlicht, so der Unterti- tel. ’Wir waren Glückskinder – trotz al- lem’ lautet der Haupttitel des Buches. »Glückskinder – trotz allem«? Ja, denn Wolffsohn verschweigt nichts aus den dunkelsten Jahren deutscher Geschichte und deren Folgen. Aber das Buch erklärt auch, warum sich der Autor »trotz allem« bereits vor gerau- mer Zeit selbst als »deutscher Patriot jüdischen Glaubens« bezeichnet hat. Michael Wolffsohn ist nicht irgend- wer. Der am 17. Mai Mann wurde zu einem der renommier- testen Historiker neuester Geschichte. Er wurde mit zahlreichen, rund zwan- zig Preisen geehrt, unter anderem 1993 mit dem Deutschen Schulbuch- preis und 2017 als ’Hochschullehrer des Jahres’. Darauf hat er sich nie aus- geruht. Im Gegenteil: Bis heute ist er wissenschaftlich und publizistisch tä- tig – nicht selten auch gegen den poli- tischen und medialen Mainstream bürstend. Im wahrsten Sinn des Wor- tes hat der Professor sich immer als einer verstanden, der die Bedeutung dieser Berufsbezeichnung aus dem la- teinischen Verb ’profiteri’ herleitete und vorlebte. Nun also sein Kinder- und Jugend- buch einer deutschjüdischen Famili- 1947 in Tel Aviv in eine deutsch-jüdische Fa- milie hineingeborene und mit seiner Familie 1954 nach Deutsch- land zurückgekehrte

engeschichte. Er hat es für seine En- kel geschrieben. Und es kommt in mehrfacher Hinsicht zum richtigen Zeitpunkt: Seit exakt 1700 Jahren, nämlich seit 321 nach Christus, leben Juden auf dem Gebiet, das heute Deutschland heißt. Und es kommt auch deshalb zum richtigen Zeit- punkt, weil sich in Deutschland wieder ein – teilweise als Israelkritik ka- schierter – Antisemitismus aus drei Richtungen breitmacht: aus der rechtsextremen, aus der linksextre- men und vor allem aus der islamisti- schen Ecke. Dennoch ist das Buch kein Buch mit dem Zeigefinger. Nein, es ist ein Buch, das über jüngste Geschichte, über Vernichtung und Errettung von Juden aufklärt. ’Authentisch’, wie man heute leider etwas inflationär sagt. Also >> Michael Wolffsohn: Wir waren Glückskinder – trotz allem Eine deutschjüdische Familien- geschichte dtv (dtv Junior) München 2021 | gebunden | 225 Seiten | ISBN: 978-3-423-76331-8 | Preis: 14,95 Euro

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