Blickpunkt Schule 3/2021

Editorial

Gefragt sind tragfähige Lösungen: gezielt, kraftvoll und schnell

Bild: 1STunningART/AdobeStock

D ie Personalratswahlen ha- ben am 4. und 5. Mai statt- gefunden. Dank des uner- müdlichen Einsatzes des gesamten dlh-Wahlkampfteams und aller an- deren engagierten Verbandsmitglie- der konnten sich erwartungsgemäß unsere hphv-Spitzenkandidaten An- nabel Fee und Peter Natus durchset- zen, im dlh-Verbund haben wir uns achtbar geschlagen. Die vergleichs- weise schwache Wahlbeteiligung dürfte auf die durch Corona er- schwerten Bedingungen zurückzu- führen sein. Energie und Konzentrati- on der Kolleginnen und Kollegen wa- ren im schulischen Ausnahmemodus stark gebunden, beispielsweise durch den kräftezehrenden Digital- und Wechselunterricht, auch natürlich durch die diesjährige Abiturprüfung nach den Osterferien. Ein herzliches Dankeschön allen, die uns mit ihrer Stimme gestärkt haben, wir freuen uns auf Ihre Fragen, Anregungen, Beiträge und werden uns weiterhin verlässlich und kompetent für Sie und Ihre Interessen einsetzen. Laut einem Befund der jüngsten Befragung des ’ifo Zentrums für Bil- dungsökonomie‘ unter Leitung von Ludger Wößmann (München 2021) kam es aufgrund der Anti-Corona- Maßnahmen zu empfindlichen Lern- zeitverlusten aufseiten der Schüle- rinnen und Schüler. Wissenserwerb, Persönlichkeitsentwicklung und psy- chische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen haben ohne den ge- wohnten Lern- und Lebensraum Schule deutlich gelitten. Der ist nicht

Es versteht sich von selbst, dass pandemiebedingt keine Versammlun- gen und kaum Begegnungen möglich waren und immer noch beschränkt sind. Weiterhin dominieren die virtuel- len Formate, in deren Folge zuweilen digitaler ’Meetingfrust‘ aufkommt. Die Pandemie hat sehr deutlich wer- den lassen, welche Vorteile Bespre- chungen in Präsenz, persönliche Zu- sammenkünfte, Veranstaltungen mit informellen Treffen am Rande haben, um stressige Phasen managen zu können, um angespannte Lagen auf- zulösen. Die prekäre Lage beansprucht viel Kraft, die man eigentlich dringend für andere Themen bräuchte. Hier ein Ab- riss: • Wenn gymnasiale Bildung einen vertieften Kenntnis- und Erkennt- nisgewinn erbringen soll, so ist die- ser Auftrag schon seit Längerem in Gefahr. Aktuelle Herausforderun- gen in Schule und Bildung – auf- grund der Heterogenität der Lern- gruppen und von problematischem Leistungswillen und Leistungsver- mögen in unserer Schülerschaft – führen zu einer Krisensituation der gymnasialen Bildung: Wie retten wir die Qualität? Wie sichern wir guten Unterricht? • Der Übergang von der Grundschule an die weiterführenden Schulen sollte durch ein qualifiziertes Ver- fahren abgesichert sein. • Erziehung ist und bleibt eine an- strengende Aufgabe, das wissen alle. Sie kommt immer stärker zu unserem Kerngeschäft, dem

von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes

ersetzbar. Unterricht ist eben primär ein Präsenzgeschäft, das während der Pandemie enorm unter die Räder gekommen ist. Wir Lehrkräfte stehen in dieser Zeit immer mit einem Bein, zeitweise auch mit beiden, im Digita- len, viele sehen ihre Unterrichtsge- genstände in eine mächtige Wolke – sprich Cloud – entschweben. Und ein digitaler Neandertaler will und darf niemand sein. Angesichts der päda- gogischen Herausforderungen ste- hen wir oft mit dem Rücken an der Wand. »So viel Wissen über unser Nicht- wissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie«, so lautet ein Statement des Philosophen Jür- gen Habermas (2020). Im schuli- schen Bereich kommen wir jedoch oh- ne ’gewisse‘ Gewissheiten nicht aus, wir sind darauf angewiesen, sie bieten Orientierungen und Sicherheit für un- sere Arbeit. In der Bildungspolitik aber immer nur auf Sicht zu fahren, ist auch problematisch. Leider kamen ministerielle Vorgaben oft chronisch spät, Nachregelungen waren immer wieder notwendig, was unproduktive Unruhe brachte und sich zusätzlich belastend auswirkte.

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SCHULE

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