Blickpunkt Schule 2/2021

Wie viele Belege braucht es noch, um Ideologie zu enttarnen? Studie ’Kognitive Homogenisierung, schulische Leistungen und soziale Bildungsungleichheit’ D en ’Erhalt des mehrgliedrigen Schulwesens‘ haben wir uns auf die Fahne geschrieben, weil wir überzeugt sind von den Chan- Bildungsgerechtigkeit auswirkt; vor allem schwächere Schüler profitieren von einer strikten Differenzierung. Der zentrale Grund für diese Effekte liegt in der homogeneren Zusammenset- zung der Schulklassen nach den ko- dardvermutung, eine strikte Differen- zierung beim Übergang auf die weiter- führende Schule verstärke die Abhän- gigkeit von der sozialen Herkunft.

Klartext

cen einer pluralen Bildungsland- schaft. Wir sollten diese Fahne auch weiterhin unbeirrt hochhalten und nicht anfällig sein für das Hohelied auf das »längere gemeinsame Ler- nen« aller Kinder und Jugendlichen. Denn immer wieder wird aufs Neue belegt, dass differenzierte Schulsys- teme höchst effektiv und integrierten Systemen überlegen sind. So kommt eine aktuelle Studie auf Basis der Da- ten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zu dem Ergebnis, dass sich ei- ne leistungsbasierte Aufteilung der Schülerschaft in verschiedene Schul- formen vorteilhaft auf das allgemeine Leistungsniveau, aber auch auf die

Es bleibt zu hoffen, dass in der Bil- dungspolitik solche Erkenntnisse wie- der stärker in den Vordergrund treten und ideologisierte Sichtweisen weiter entkräftet werden, um so die Effizienz des Bildungssystems sichern zu kön- nen und soziale Bildungsungleichhei- ten zu verhindern helfen. Auch ist der Widerstand gegen eine verbindliche Grundschulempfehlung nicht länger vertretbar. Interessant dürfte zudem der Hinweis auf die Bundesländer sein, die sich gemäß IQB-Berichten im Ländervergleich dauerhaft an der Spitze positionieren können: Sie set- zen auf eine verbindliche Grundschul- empfehlung! Reinhard Schwab

gnitiven Fähigkeiten, wodurch sich das Unterrichten passgenauer an den Bedürfnissen der Schüler und am Lehrplan ausrichten lässt. In der all- täglichen Unterrichtspraxis kann nämlich eine Binnendifferenzierung oft nicht halten, was man sich von ihr versprochen hat. Die besagte Untersuchung ’Kogniti- ve Homogenisierung, schulische Leis- tungen und soziale Bildungsungleich- heit’ aus dem Jahr 2020, durchge- führt von den beiden Soziologen Hart- mut Esser und Julian Seuring, steht eindeutig imWiderspruch zu der Stan-

17

Unterrichten in Zeiten von Corona

Welche Maßnahmen seitens der Landesregierung bzw. des Hessischen Kultusministeriums sehen Sie in der Rückschau als unvermeidlich, zielführend, angemessen, perspektivisch an? Antworten von sechs Lehrkräften im aktiven Schul- dienst. ?? Was waren aus Ihrer Sicht die größten Heraus- forderungen für die Schulen? URSULA KIRCHEN: • Den Kontakt zu halten zu Schülerinnen und Schülern, die sich nicht melden, keine gute private EDV-Ausstattung

Zuhause haben und/oder in einem schwierigen Umfeld leben. • Die Motivation der Kolleginnen und Kollegen aufgrund ihres eigenen Infektionsrisikos und des ’Kleinredens’ der Gefährdung durch die Politik: »Kinder sind nicht anste- ckend«, »Schulen sind keine Hotspots« etc. • Des Weiteren die späte und spärliche Bereitstellung von Desinfektionsmitteln und Masken – statt regulärer Zu- weisung musste dies in der Anfangsphase der Pandemie beantragt werden. • Die Umsetzung der häufigen Anpassungen/Änderungen in der Organisation aufgrund kurzfristiger Verordnungen oder Hinweise aus dem Hessischen Kultusministerium: Lehrereinsatz, Notbetreuung, Raumnutzung, Pau- >>

SCHULE

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online