Engelberg Magazin No. 24

Eine Aufnahme des bekannten Fotografen Karl Meuser (1899– 1969) zeigt drei stolze Älpler. This photograph by famous photographer Karl Meuser (1899–1969) shows three proud Alpine herdsmen.

Im Herbst kehren die Kühe von den Alpen zurück. Der schöne Kopfschmuck zeigt: Der Alpsom- mer verlief für diese Älplerfa- milie gut und weder Tier noch Mensch kamen zu Schaden. In autumn, the cows come back down to the valley in a colour- ful procession. Their decorative headgear signifies that their owners had a good summer up in the mountains, with no harm befalling family or cows. (Photo: Charles Christen)

Engelbergund seineAlpen Pastures old Text: Mike Bacher

Glückliche Kühe auf grünen Alpweiden in den Bergen. Dieses Bild prägt nicht nur die Vermark- tung des Schweizer Tourismus auf der ganzen Welt, sondern ist auch in Engelberg regelmässig anzutreffen. Denn die Alpen, wie die Alpweiden genannt werden, sind für die Landwirtschaft in den Bergen unverzichtbar. Dank den Alpen kann das Vieh den Sommer in den Bergen verbringen («sömmern») und damit die Talbetriebe entlasten. Denn dort wird im Sommer aus dem Gras das Heu gewon- nen, welches im Winter den Tieren verfüttert wird. Erst dadurch wird Urkunden und Sagen von grossen Alpkriegen im Mittelalter berichten. Auch in Engelberg dau- erten die Streitigkeiten zwischen dem Kloster und den Urnern um die Alpen am Surenenpass Jahrhunderte an, ebenso mit Nidwalden um die Alpen Trübsee und Arni. Damals gehörten die meisten Alpen im Gebiet der heutigen Inner- schweiz Klöstern, die eine Pionierrolle in der Erschliessung der alpinen Gegenden einnah- men. Doch um das 13./14. Jahrhundert wuchs das Selbstbewusstsein der selbständigen Bauern. Sie schlossen sich zunehmend in Genossenschaften zusammen, um gemeinsam Alpen zu erwer- ben und sie zu nutzen. In Engelberg treffen wir erstmals 1408 eine eigene Alpgenossenschaft an, welche gegen das Kloster Engelberg um die Nutzungsrechte an einer Alp prozessierte. Solche Alpgenossenschaften waren häufig der Ausgangspunkt für die politische Selbst- organisation in den Tälern. Auch in Engelberg entwickelte sich die Alpgenossenschaft als wichtigste Organisation der Talleute heraus. eine ganzjährige Landwirt- schaft im Hochtal möglich. Damit stellen die Alpen die wichtigste Grundlage für die Viehzucht in den Ber- gen dar. Kein Wunder, dass

Obwohl das Kloster bis 1798 die politische Herr- schaft über das Tal hatte, besass es innerhalb der Alpgenossenschaft keine wirtschaftlichen Vorrechte gegenüber den anderen Alpgenossen. Denn wie in einer Genossenschaft üblich, besass jeder, unabhängig von seinem Anteil an den Nutzungsrechten, eine Stimme. Damit konn- ten sich die Engelberger bereits in der Frühen Neuzeit in der Demokratie «üben». Nicht um- sonst meinte ein Engelberger 1786 noch unter der Klosterherrschaft selbstbewusst: «Ich bin Genosse wie der gnädige Herr und er ist Genosse wie ich, und nichts mehr.» Von zentraler Bedeu- tung für die Alpgenossen- gemeinsam gehören und von ihnen zusam- men genutzt werden. Heute sind dies die Alpen Obhag, Stoffelberg, Wand und Gerschni. Die ersten drei befinden sich auf der Südseite des Tales im Raum Brunni, die Gerschnialp dagegen befindet sich nordwärts im Titlisgebiet. Für die Nutzung hat sich in den letzten Jahrhunderten ein Regelwerk entwickelt, welches detailliert die Rechte und Pflichten der Alpgenossen regelt. Das oberste Prinzip bildet dabei die nachhal- tige Nutzung der Alpen. Die Sömmerung soll in einer Art und Weise erfolgen, dass diese nicht «übernutzt» werden, sondern auch in Zukunft eine geregelte Alpwirtschaft ermögli- chen. Damit bildet die Alpgenossenschaft ein Beispiel, wie aus dem Erfahrungsschatz von über einem halben Jahrtausend die Umwelt in einer Art und Weise genutzt wird, dass sie auch den künftigen Generationen erhalten bleibt. schaft sind die vier Gemeinal- pen, die der Alpgenossenschaft Engelberg gehören. «Gemein», weil sie den Alpgenossen

Die Alpen stellen die wichtigste Grundlage für die Viehzucht in den Bergen dar.

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