GOLF TIME 8/2018

Club fitting

evolution des balls Der Golfball und sein Einf luss auf die Material-Entwicklung.

W ährend wir uns in den ver- gangenen Jahren regelmäßig mit den unterschiedlichen Balltypen auf dem Markt und deren Eignungszweck für die Golfer beschäftigt haben, wollen wir in dieser Ausgabe einen kleinen Blick auf den Zusammenhang zwischen der Entwick- lung im Ballbereich und den Reaktionen der Schläger- und Schafthersteller werfen. In den frühen Tagen des Golfspiels waren Bälle Einzelanfertigungen aus einer Leder- hülle, die fest mit Hühner- oder Gänse- federn gestopft und abschließend meist weiß angemalt wurden. Die Fertigung die- ser Bälle erfolgte in kleinen Manufakturen und natürlich wurden sie von den Golfern wie kleine Schätze gehütet. Allerdings hatten die Bälle aufgrund der Fertigungsweise einige Nachteile. Es war schwer, sie perfekt rund zu bekommen, und natürlich reagierten sie auch mit Längenverlust auf Regennässe. Trotz allem dauerte es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, bis sich eine bessere Alternative auf dem Markt etablieren konnte. Der sogenannte Gutta-Percha oder auch Guttie wurde aus dem Harz/ Baumsaft einer tropischen Pflanze gewon- nen. Die Vorteile lagen auf der Hand: ein- fachere Produktion und die Möglichkeit, den Ball wieder rund zu pressen, wenn er sich beim Spiel verformt hatte. Per Zufall stellten die Spieler fest, dass sich kleine Scharten und Schrammen positiv auf die Aerodynamik auswirkten, sodass in der Folge die Bälle per Hand mit diversen Schnittmustern versehen wurden, um diesen Effekt auszunutzen.

Vergleicht man aktuelle Golfbälle mit his- torischen, stellt man fest, dass diese sich komplett unterschiedlich verhalten. Frü- here Bälle nahmen viel Spin an, was dazu führte, dass vor allem beim Driver sehr wenig Loft verwendet werden musste, um sinnvolle Längen zu erzielen. Die klassisch erwünschte Driverflugkurve von früher (flacher Ballstart, Höhengewinn durch Spin und möglichst gute Carrylängen) ist im heutigen Fitting der absolute Albtraum. Die modernen Bälle fordern einen höhe- ren Ballstart, nehmen weniger Spin an und sollen genau dieses Hochschrauben vermeiden, da eine solche Flugkurve auf- grund des steilen Landewinkels kaum noch Roll generiert. Während früher Driver mit 7° bis 8° Loft auf den Profi- touren normal waren, greifen selbst Long- hitter auf den Profitouren zu Drivern mit 10.5° Loft und mehr, um einen möglichst optimalen Ballflug zu erzeugen. Auch im Schaftbereich haben sich durch die Bälle Änderungen ergeben. Es gibt heute mehr Schäfte, die einen aktiven Tipbereich haben, um Höhe und Spin zu generieren, als das früher der Fall gewesen ist. Auch hierbei handelt es sich um eine Reaktion auf den teilweise sehr geringen Spin, den moderne Golfbälle erzeugen. Trotz allem sind diese Schäfte – zumindest die hochwertig produzierten – aufgrund der zur Verfügung stehenden Materialien so stabil, dass sie auch von Spielern mit sehr hohen Schlägerkopfgeschwindigkeiten nicht aus der Ruhe zu bringen sind. Bei der Auswahl Ihres Balles und des passenden Materials sollten Sie sich immer Zeit nehmen. Einiges vergleichen und den unserer Meinung nach sinnvollsten Weg vom Grün zurück zum Abschlag nehmen. Testen Sie Ihre möglichen Kandidaten also erst beim Putten, dann mit den Wedges und erst ganz am Ende des Auswahlpro- zesses auf dem Platz mit Eisen und dem Driver. So entspricht Ihr Lieblingsball Ihren Vorstellungen am ehesten. GT

Die nächste Stufe der Golfballentwick- lung waren dann gewickelte Gummibälle, die entweder einen soliden Kern oder eine Flüssigkeitsfüllung hatten. Diese Bälle wurden mit einer Hülle aus Balata verse- hen – wieder ein Naturprodukt. Sie spiel- ten sich sehr weich, vertrugen sich noch gut mit den klassischen Vollholz-Hölzern, waren sehr Spin-freudig, aber nicht sehr haltbar. Mit einem leicht dünn getrof- fenen Wedge war das Lebensende eines klassischen Balata-Balles meist besiegelt. Insofern war schnell klar, dass auch diese Entwicklungsstufe noch Optimierungsbe- darf hat. Auch aufgrund mehrerer Probleme mit den flüssigkeitsgefüllten Spielgeräten wur- de die Entwicklung von Bällen mit einem soliden Kern vorangetrieben und Mitte der 1960er-Jahre kamen von der Fa. Spal- ding die ersten relevanten Modelle auf den Markt. Diese waren allerdings nicht per- fekt für klassische Hölzer geeignet, was sich wiederum auf die Schlägerentwick- lung auswirkte. Anfang der 1970er-Jahre kamen die ers- ten Metall-Hölzer auf den Markt und sind heutzutage die dominante Konstruktions- form. Während hier anfangs Aluminium- legierungen eine Rolle spielten, wurde bald darauf der Fokus auf Titan, Edelstahl und Carbon gerichtet.

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JOHANNES HERBIG Jahrgang ’61, Inhaber der Fitting- Schmiede Clubmate Golf in Pfungstadt

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GOLF TIME | 8-2018

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