Cellitinnen 2_2019

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Mit Jesus kommt die Freude Schließen sich Freude und Frömmigkeit im Alltag aus?

Hat Jesus jemals gelacht? – In dem spannenden und zugleich unge- mein unterhaltsamen Roman ‚Der Name der Rose‘ von Umberto Eco ist diese für uns heute eher sonder- bare Frage Bestandteil des phan- tasievollen Handlungsgerüstes. Unzählige Male lief im Fernsehen schon der geniale Film von Jean- Jacques Annaud mit Sean Connery in der Hauptrolle als Franziskaner- mönch William von Baskerville. Ri- gide Strenge und Humorlosigkeit zeichnen seinen Gegenspieler aus, den blinden Mönch Jorge. Er ist

der eigentliche Machthaber in der spätmittelalterlichen Benediktiner- abtei, in der die Romanhandlung angesiedelt ist. Ihn treibt mit aller Schärfe diese Frage vom Lachen Jesu um und er hat sie mit Un- nachgiebigkeit beantwortet: Jesus kann überhaupt nicht gelacht ha- ben, denn „beim Lachen verzerren sich die Gesichtsmuskeln zu einer teuflischen Fratze“, so doziert er. Er weiß um ein verloren geglaubtes Buch in der riesigen Bibliothek der Abtei, eine Schrift des Aristoteles über die Komödie. Niemand soll

sich daran belustigen. So vergiftet er die Buchseiten und seine Mit- brüder, die Wind von demBuch be- kommen haben und mit Vergnügen darin blättern, kommen um, weil sie die Seiten mit von Speichel an- gefeuchteten Fingern umschlagen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, beim Lachen ist keine Toleranz zu üben. Das Gegenbild eines fa- natischen Hasses wird gezeichnet. Dabei ist doch Lachen Ausdruck von Freude. Diese Freude wieder- um ist ein geradezu umfassendes Merkmal christlicher Existenz. Wer

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