Cellitinnen 2_2019

Medizin | Betreuung

Neues Verfahren in der Radiologie ‚Orbital-Atherektomie‘ – ein ‚Putztrupp‘ für die Gefäße

beeinflusst. Durch verschiedene Formen und Beschichtungen der Bohrköpfe kann das Verfahren an die spezifischen Anforderungen op- timal angepasst werden. Die Klinik für Interventionelle und Diagnostische Radiologie am St. Vinzenz-Hospital setzt das Ver- fahren der orbitalen Atherektomie seit September 2018 ein. Sie ist damit die erste Klinik in Europa, die diese Methode anwendet. Bis- her wurden 18 Patienten erfolgreich behandelt. Chefarzt Dr. Achenbach ist von dem Verfahren überzeugt: „Es bietet uns eine weitere Mög- lichkeit, um unsere Patienten noch individueller zu versorgen und die Implantation von Stents optimal vorzubereiten oder sogar zu ver- meiden.“ Gerade bei Körperteilen, die starker Bewegung ausgesetzt sind, wie El- lenbeuge oder Kniekehle, empfiehlt sich der Einsatz der Atherektomie. Der leitende Oberarzt Dr. Asady, der die Einführung dieser Technik in der interventionellen Radiologie des St. Vinzenz-Hospital beglei- tet hat, meint: „Das Besondere an dem Verfahren ist auch, dass der Fokus nicht alleine auf dem Abtrag des Materials liegt, sondern dass diese Technik die Beschaffenheit von Plaques und Gefäßwand so verändert, dass sie optimal auf die anschließende Aufweitung mit me- dikamentenbeschichteten Ballon- kathetern vorbereitet sind.“

Die Arteriosklerose entsteht durch sogenannte Plaques, also Fett- oder Kalkablagerungen, die sich an der Gefäßwand festsetzen und so die Durchlässigkeit des Gefä- ßes verringern oder es sogar ganz verschließen. Hervorgerufen wird Arteriosklerose meist durch einen oder die Kombination verschiede- ner Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung. Ist der Schaden erstmal da, be- steht je nach Ausprägung akuter Handlungsbedarf, denn Arterio- sklerose ist verantwortlich für viele schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder auch die ‚periphere Arterielle Ver- schlusskrankheit‘ (pAVK), besser als Schaufensterkrankheit bekannt. Stark verengte Arterien müssen in

vielen Fällen aufgedehnt werden, um größere Komplikationen zu ver- meiden oder um die Beschwerden zu beseitigen. Meist wird dann mit- hilfe eines Ballonkatheters die Eng- stelle geweitet und in manchen Fäl- len wird danach zur Stabilisierung eine Gefäßstütze, ein sogenannter ‚Stent‘ eingesetzt. Um einen lang- fristigen Erfolg zu gewährleisten, kann es insbesondere bei starken Verkalkungen sinnvoll sein, die Ab- lagerungen erst abzutragen, be- vor der Stent eingebracht wird. Die Abtragung wird mit einem, am Katheter angebrachten Bohrkopf durchgeführt. Das Verfahren nennt sich ‚Atherektomie‘. Dabei gibt es verschiedene technische Lösun- gen. Bei der sogenannten ‚orbita- len Atherektomie‘ wird die Größe des abgefrästen Areals durch die Geschwindigkeit der Umdrehung

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