Cellitinnen 2_2019

Lehren | Lernen

Gegen den Pflegenotstand Fachkräfte aus dem Ausland werden gezielt ausgesucht und geschult

Inhalte in Theorie und Praxis nach- geholt werden müssen. „Unsere theoretischen Anpassungslehr- gänge sind in Modulen aufgebaut, sodass wir individuelle, also zeit- liche und inhaltliche Unterschiede berücksichtigen können“, erläutert Berchtold. Pro Jahr gibt es bislang 40 Plätze an der Akademie für Ge- sundheitsberufe in Wuppertal. Der erste Lehrgang 2019 startete im Januar, der nächste beginnt im Juni. Die Anpassungslehrgänge hält Michael Berchtold für eine gute Sache: „Der Austausch mit den Teil- nehmern ist sehr intensiv und auf- wendig, aber auch sehr wertvoll. Wir haben es mit Pflegenden zu tun, die einen neutralen Blick auf unser System hier in Deutschland mit- bringen und häufig sehr reflektiert sind. Da kann man wichtige Einbli- cke und Erkenntnisse gewinnen, für die man selbst vielleicht schon ein wenig blind geworden ist.“ Doch wie kommen die passen- den Pflegekräfte überhaupt nach Deutschland – speziell in die Kran- kenhäuser der Stiftung der Celli- tinnen zur heiligen Maria? „Die Pflegedirektoren der Kliniken rei- sen dorthin, wo unsere zukünftigen Mitarbeiter zu Hause sind: nach Serbien und Montenegro“, erläu- tert Oliver Seibert, Stellvertretender Pflegedienstleiter am Krankenhaus St. Josef in Wuppertal. „Wir tref- fen dort Kollegen, die dort schon Auswahlverfahren

Zur Hospitation in Köln

Betreuung und Versorgung pflege- bedürftiger Menschen, Assistenz bei medizinischer Behandlung, Pla- nung von Prozessen: Die Liste der Aufgaben von Gesundheits- und Krankenpflegern ist lang und viel- fältig. Und: Sie unterscheidet sich international – teils in kleinen Ab- stufungen, teils fundamental. Wäh- rend es in Deutschland einen gro- ßen Mangel an Pflegekräften gibt, sind im Ausland viele Mitarbeiter in der Alten- oder der Krankenpflege arbeitssuchend. Problem und Lö- sung liegen auf der Hand? Nicht ganz, denn wer in Deutschland als Pflegekraft tätig sein will, seinen Abschluss und im besten Falle schon Berufserfahrungen im Aus- land gemacht hat, der kann bei uns nicht einfach eins zu eins durchstar-

ten. „Wer sein Examen außerhalb der EU gemacht hat, muss eine Gleichwertigkeit zum deutschen Examen erreichen“, erklärt Michael Berchtold, Stellvertretender Päda- gogischer Leiter der Akademie für Gesundheitsberufe in Wuppertal. „In anderen Ländern ist die Ge- staltung des Pflegeprozesses oft anders oder die Pflegekräfte haben andere Tätigkeitsschwerpunkte als bei uns in Deutschland.“ Besonders in der Anleitung und Beratung von Patienten und Angehörigen, aber auch im Pflegeablauf seien häufig Abweichungen festzustellen. Nach- dem die Bewerber bei der zuständi- gen Bezirksregierung einen Antrag auf Anerkennung des jeweiligen Berufsabschlusses gestellt haben, gibt es individuelle Auflagen, welche

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