Cellitinnen 2_2019

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Lachen verlernt man nicht Emotionen wecken bei demenziell veränderten Menschen

einzugehen. Da im Verlauf der De- menzerkrankung die Betroffenen ihre kognitiven Fähigkeiten immer weiter verlieren, gewinnen Emotio- nen und emotionsgeladene Erinne- rungen an Bedeutung. Die Mäeutik, die davon ausgeht, dass (erlebte) Emotionen ein Leben lang erhalten bleiben, hilft im Seniorenhaus Heili- ge Drei Könige ebenfalls dabei, mit unterschiedlichsten Reaktionen der demenziell veränderten Bewohner umzugehen. „Gibt die Situation es her, lachen wir immer gerne mit“, so Stutenbäu- mer. „Ich versuche, hier imHaus ge- nerell eine positive Stimmung unter allen Mitarbeitern und Bewohnern zu bewahren“, ergänzt er. Wenn es darum geht, demenziell veränderte Bewohner zum Lachen zu bringen, sprechen die Mitarbeiter emotio- nale Ankerpunkte aus der Ver- gangenheit mit unterschiedlichen Reizen an. Dabei helfen Gesang, Tanz, Musik, eine positive Körper- sprache, die Haushündin Fly mit ihrem sehr weichen Fell oder aber auch der Geruch von gutem Essen oder leckeren Süßspeisen. „Wenn es kein Lachen ist, dann freuen wir uns auch schon über ein Lächeln, einige weinen auch vor Freude, das bewegt uns dann besonders.“ Letztendlich gehe es darum, mit einem Lachen das anzuspre- chen, was demenziell veränderten Menschen trotz des Vergessens hoffentlich bleibt: viele glückliche Gefühle.

„Guten Morgen, ich bin es, Frau Müller. Ich möchte Ihnen heute bei der Körperpflege helfen“, stellt sich die Altenpflegerin vor, so wie jeden Morgen, wenn sie das Zimmer von Herrn Mücke betritt. Herr Mücke lebt im Seniorenhaus Heilige Drei Könige in Köln-Ehrenfeld und leidet an einer Form von Demenz. Die Antwort des älteren Herrn – „Komm her, mein Schatz und gib mir ein Küsschen!“ – verunsichert die junge Frau zunächst. Doch ihr Lachen, das trotz der Unsicherheit authen- tisch wirkt, lockert die Situation auf. Auch Herr Mücke lacht über ‚seinen Witz‘ und im gleichen Augenblick sind der Satz, die Irritation und das Missverständnis vergessen. Frau Müller unterstützt Herrn Mücke wie gewohnt und die beiden plaudern nun über das Wetter.

„Solche Situationen sind nicht un- üblich“, erklärt Marc Stutenbäumer, Leiter des Seniorenhauses Heilige Drei Könige. Lachen heißt in der Pflege demenziell veränderter Men- schen nicht nur, diese zum Lachen zu bringen, sondern auch, mit ihnen zu lachen – und das in den unter- schiedlichsten Situationen. In der Regel wissen die Pflegenden be- reits, wie sie mit einzelnen Bewoh- nern, die eine Demenz aufweisen, umzugehen haben. Vieles ist in der erlebnisorientierten Biografie eines jeden Bewohners bestmöglich dokumentiert, unter anderem auch die Verhaltensmus- ter. Mithilfe der Dokumentation versuchen die Mitarbeiter im Se- niorenhaus, so gut und individuell wie es nur geht, auf die Bewohner

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