St. Vinzenz-Hospital.indd

DAS „MODERNSTE KRANKENHAUS DES RHE I NL ANDS“ I N UNRUH I GEN ZE I TEN ( 1 9 1 9–1 949 )

IM V I S I ER DER „KLOSTERJÄGER“

NS-Volkswohlfahrt treten, auch „braune Schwes- tern“ genannt. Da es jedoch zu wenige NSV- Schwestern gab, um die wichtigen Stellen in den Krankenhäusern zu besetzen, blieben die Ordens- schwestern unverzichtbar, insbesondere während des Kriegs. Zu den Repressalien des Regimes gegen katho­ lische Institutionen gehörten die sogenann- ten „Klosterjäger“. Zollfahndungsmitarbeiter und Steuerprüfer erschienen unangemeldet in den Klöstern, um genauestens die Buchhaltung und Steuerunterlagen zu prüfen. Man unterstellte den Ordensgemeinschaften wegen ihrer internationa- len Verflechtungen pauschal Vergehen gegen die Devisenbestimmungen. Im Zentralhaus in Nippes fanden die Prüfer tatsächlich Hinweise auf einen Verstoß. Es ging dabei um Geschäfte mit der nie- derländischen Spaar- & Emissiebank Nymegen, die zwischen 1932 und 1934 noch im Rahmen der Krankenhausfinanzierung abgewickelt wor- den waren. Zwei Schwestern der Caritativen Ver- einigung standen im Verdacht, mit ausländischen Währungen und Wertpapieren gehandelt und inländische Währung ins Ausland gebracht zu haben. Für diese Transaktionen fehlte eine Ge- nehmigung der zuständigen Devisenstelle, die Schwestern hatten angeblich falsche Angaben gemacht.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete 1933 die kurze Phase der Demokratie in Deutschland. Öffentliche Institutionen, Einrich- tungen, Vereine und Verbände wurden im Sinne der NS-Ideologie „gleichgeschaltet“, falls sie nicht, wie z.B. die politischen Parteien, ohnehin ver­ boten wurden oder sich auflösten. Das Regime verfolgte seine Gegner aus politischen und aus rassistischen Motiven mit aller Härte. Auch die Einrichtungen des Gesundheitswesens wurden „gleichgeschaltet“ und missliebige Personen ent- fernt: In Köln entließen die Krankenhäuser be- reits im Frühjahr 1933 jüdische Ärzte und Mit­ arbeiter. Für das St. Vinzenz-Hospital änderte sich im Alltag zunächst wenig. Erst als die Nationalsozia- listen im Frühjahr 1935 eine Rufmordkampagne gegen die katholische Kirche und die Ordens­ gemeinschaften starteten, um deren Einfluss im Gesundheits- und Wohlfahrtswesen zu beschnei- den, gerieten die Schwestern unter Druck. In Köln waren rund 500 Augustinerinnen und Vinzen­ tinerinnen in städtischen Krankenhäusern be- schäftigt. An die Stelle der Ordensschwestern sollte nach und nach regimetreues Pflegepersonal der

FEST TAG An hohen Festtagen war die Kapelle festlich geschmückt (1930).

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