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WACHSTUM UND KOSTENEXPLOS ION ( 1 950-1 970 )

VON DER TBC-STAT ION ZUM I SOL I ERHAUS

beschränkten sich auf notwendige Investitionen, um die gute Versorgung der Patienten zu gewähr- leisten: 1949 wurde eine neue EKG-Anlage erwor- ben, 1950 bis 1952 in die Röntgen- und eine neue Sterilisierungsanlage investiert. Auch die Geräte und Einrichtungen der Küche und des Labors wurden erneuert und ergänzt. Dann wurden die Spielräume für Investitionen größer. 1954/1955 wurden allein für eine neue Telefon-, eine neue Röntgenanlage und einen „Tiefentherapieapparat“ über 100.000 D-Mark aus- gegeben. Die gute Konjunktur der „Wirtschafts- wunderjahre“ verbesserte wohl auch die finan­ zielle Situation des Hospitals. Im vierten Stock- werk entstanden Wohnungen, die im September 1954 von einemTeil der 78 Hausangestellten bezo- gen wurden, auch eine „Klausur“ für die Ordens- schwestern fand hier Platz. Ende 1954 beschäftigte das Hospital wieder 164Mitarbeiterinnen undMitarbeiter: zwölf Ärzte, 26 zivile Krankenpflegerinnen, 45 Ordensschwes- tern, drei medizinisch-technische Assistenten, die erwähnten Hausangestellten und 41 weitere Personen, die z.B. als Handwerker oder in der Küche arbeiteten. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 54 Stunden, nur in der Wäscherei reichten 48 Stunden.

Mitte November 1954 teilte Chefarzt Dr. Wilhelm Effing dem städtischen Gesundheitsamt mit, dass das St. Vinzenz-Hospital die Tuberkulose-Station für Frauen mit ihren 28 Betten auflösen werde. Die Betten würden vordringlich für „die sich von Tag zu Tag steigernden Aufnahmen schwerer Ver- kehrsunfälle“ benötigt. Die Auswirkungen des zu- nehmenden Autoverkehrs in Köln reichten also bis in das Krankenhaus in Nippes. Die Provinzial­ oberin Schwester Lucinda von Gebsattel bedauer- te diesen Schritt, kündigte aber an, ein Isolierhaus für Patienten mit hochansteckenden Krankhei- ten im Garten des Hospitals zu bauen. Dort könn- ten dann auch Tbc-Erkrankte aufgenommen wer- den. Für den Bau bräuchte es aber eine finan- zielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. 24 Patientinnen der Tbc-Station wehrten sich ge- gen die Schließung der erst 1948 eingerichteten Station und beklagten sich im Dezember 1954 in einem Brief bei Schwester Lucinda, Chefarzt Dr. Effing und demGesundheitsamt: Als „Lungen- kranke“ seien sie es gewohnt, als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt zu werden. „Sollen wir vielleicht auch hier den Platz räumen für Leute, die ihren Strassenunfall unter Umständen selbst verschuldet haben?“, fragten sie verbittert. Schwes-

IM VEEDEL Das Hospital am Anfang der 1960er Jahre: auf der Merheimer Straße war noch wenig Verkehr.

GARTENSE I TE Die Rückseite des Gebäudes war beschaulich, Patienten genossen den Garten.

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