Blickpunkt Schule 2/2022

prüfung und flankierende Maßnah- men sowie konsequentes Verhalten der Lehrkraft nicht fehlen. Eine Lehrkraft, die ihre Schüler ’be- gleitet’, sei wichtiger als eine, die Ma- terial erstellt, so Sebastian Schmidt, Lehrende sollten weniger präsent sein. Dies führe mit der Zeit zu einer Entlastung der Lehrkraft , da sie sich zurückziehen könne. Einmal vorhan- dene Materialien, die möglichst ar- beitsteilig erstellt werden, könnten wieder genutzt werden. Darüber hinaus werde Zeit für individuelle Förderung gewonnen. Bei der Pla- nung des Unterrichts sei klar zu be- rücksichtigen, welche Teile nach Hau- se verlagert werden könnten und wel- che den Klassenverband benötigten. Schülerinnen und Schüler müssten aus sich selbst heraus arbeiten, Selbstdisziplin sei also erforderlich. Hier müsse punktuell auch bei man- chen »Druck gemacht« werden. Dabei seien Eltern zum Beispiel über Ge- spräche einzubeziehen . Strategien zur Entlastung im Berufsalltag – aus Sicht eines Schul- psychologen Der zweite Vortrag im Rahmen der Tagung ’Lehrergesundheit’ galt dem Thema ’Strategien zur Entlastung im Berufsalltag – aus Sicht eines Schul- psychologen’. Referent war der Psy- chologe Dr. Gerald Wibbecke , der seit 2015 als Schulpsychologe tätig ist.

Berichte

len , wobei digitales Lernen entde- ckendes Lernen sein solle. Schülerin- nen und Schüler sollten selbst produ- zierend aktiv werden, indem sie im In- ternet recherchierten und selbst Ma- terialien erstellten. Die Hoffnungen des Classroom Management-Kon- zepts ruhten darauf, dass Lehrkräfte zeitweise in eine andere Rolle träten und mehr Zeit zur individuellen Förde- rung der Kinder und Jugendlichen er- hielten. Regelmäßiges Feedback sei unerlässlich. Die Digitalisierung er- mögliche dementsprechend einen ge- wissen Grad an Individualisierung. Ein generelles Voranschreiten aller Mit- glieder einer Lerngruppe im gleichen Tempo (zum Beispiel Frontalunter- richt) widerspreche der Erfahrung. Bei aller Individualisierung müsse der Un- terricht natürlich »auf den Punkt ge- bracht« werden. Dies gelte insbeson- dere vor Klausuren und Abschluss- arbeiten. Sebastian Schmidt stellte aller- dings auch fest, dass ein sogenannter »offener Unterricht« nicht immer klappe. Offene Lehrformen erforder- ten eigenverantwortliches und selbstreguliertes Lernen , was man in der Regel in erster Linie bei besseren Schülerinnen und Schülern vorausset- zen könne. Ein effizientes Classroom-Manage- ment könne – so Sebastian Schmidt – eine Lehrkraft allein kaum leisten. So seien an der Erarbeitung des Kon- zepts imTeam neben ihm zunächst weitere sieben Lehrkräfte von zwei Schulen beteiligt gewesen. Mittler-

weile arbeiteten sechzig Lehrkräfte von elf Schulen mit. Ein Flipped- Classroom lebe davon, dass die Schü- lerinnen und Schüler vorbereitet in den schulischen Unterricht kämen und den Arbeitsimpuls nicht zu Be- ginn einer Schulstunde, sondern zu Hause aufnähmen. Dialogorientie- rung sei entscheidend und natürlich komme es auf gute digitale Lernin- halte an. Lernvideos müssten flankiert werden, etwa durch Lückentexte. Die Materialien müssten also aufeinan- der abgestimmt werden. Nicht alles Material im Netz (’Video-Laden’) sei zielführend für den konkreten Lern- prozess. Von Schülerinnen und Schü- lern erwartet Sebastian Schmidt Selbstwirksamkeit, Selbstständig- keit und Selbstdisziplin . Nach seiner Erfahrung lernen sie ammeisten, wenn sie für andere etwas erstellen. Allerdings dürften regelmäßige Über-

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SCHULE

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