normal magazin nummer23 winter

Das Funkgerät ist das wichtigste Arbeitsgerät vom Pisten- und Rettungschef. Damit bleibt er mit seinem Team und allen anderen Angestellten am Berg in Kontakt. His radio is the most important tool for the head of the rescue and mountain safety service. It allows him to stay in contact with his team and all other workers on the mountain.

Am Morgen oft der Erste, am Abend einer der letzten – das bei jedem Wetter: Christoph Bissig hat einen harten Job. Often the first there in the morning and usually the last to leave in the evening – and that in all weathers: Chris- toph Bissig has a tough job.

«Angst ist einguter Begleiter» A healthy dose of fear Text: Mathias Haehl, Fotos: Bergbahnen Engelberg-Titlis

Der Pistenchef Christoph Bissig ist amMorgen oft als Erster und weit nach Pistenschluss als Letzter im Engelberger Schneeparadies unter- wegs. In seinen 29 Jahren am Berg haben er und sein Team vom Rettungsdienst Engelberg am Titlis zwei Dutzend Tote geborgen. Bissig schläft nach einem schlimmen Unfall und einer spektakulären Bergung oft schlecht und ist froh, seine Sorgen mit seinen Teamkollegen bereden zu können. Er hat grossen Respekt vor alpinen Gefahren und menschlichem Fehlverhalten – und manchmal auch Angst:

Galtiberg oder Sulz. Doch schon manch einer kam dort an seine Grenzen. Gut, wenn da wenigstens der SOS-Dienst Titlis bestehend aus 15 – auch weiblichen – Patrouilleuren um Christoph Bissig kühlen Kopf bewahrt. Und mit ruhiger Hand effizient Hilfe leistet. Oft ist das Verhalten für Bissig unverständlich: «Aus meiner Sicht nimmt die Eigenverantwortung in jeder Beziehung ab.» Auch die Marketingabteilungen der Berggebiete seien oft nicht unschuldig: «Unverantwortlich ist es, wenn man Skifahrern ein risikoloses Abenteuer im Schnee vorgaukelt.» Engelberg

«Das ist in Ordnung und auch wichtig, denn mit der richtigen Einschätzung des Risikos ist die Angst ein guter Begleiter.» Diese Angst und die reale Einschätzung der Gefahr am Berg fehlt vielen Win-

heisst Freerider willkom- men, legt aber Wert darauf, dass sie sich gut vorbereiten. Frédéric Füssenich, Direktor der Engelberg-Titlis Touris- mus AG, nennt eine konkrete Massnahme: «Bei unseren

Die Patrouilleure am Titlis arbeiten teils unter gefähr- lichen Bedingungen.

tersportlern, wenn Freerider oft kopflos und unvorbereitet über Gletscher oder bei schlech- temWetter in lawinengefährdete und fels- durchsetzte Hänge stechen. Bis an ihre Grenzen forcieren auch Carver manchmal ihr Tempo auf den harten Pisten; sie gefährden sich und ande- re. Angespornt durch waghalsige Werbefilme suchen die Wintersportler den Kick im Pulver- schnee oder beim schnellen Kurvenschneiden. Bei Tausenden von Skifahrenden, die jeden Tag auf und neben die Pisten am Titlis strömen, ereignen sich fast täglich Unfälle. Im Schnitt transportiert der SOS-Dienst Titlis 340 Verletzte pro Jahr vom Berg, jeder fünfte davon mit Hilfe der Rega. Tendenz leicht abnehmend. Christoph Bissig weiss: «Engelberg ist ein sehr sportliches Skigebiet, in dem sich viele Gäste überschätzen und sich bald auf der falschen Piste wiederfinden.» Die ammeisten gefährdeten Abfahrten – alle abseits der markierten Pisten – heissen wunderbar romantisch Steinberg und Laub,

"Snow & Saftey Days" lernen unsere Gäste von Bergführern die Gefahren neben der Pis- te kennen. Wir bieten diese Kurse gratis an und freuen uns über die grosse Nachfrage.» Christoph Bissig ist in seinen geliebten Bergen, seit er denken kann: Der 59-jährige Urner aus dem Isenthal wuchs in einem Berg- restaurant mit Seilbahn und Skilift auf und lernte Koch. Dann arbeitete er als Skilehrer in Andermatt, danach zehn Jahre lang in Neusee- land im Skigebiet Mt. Ruapehu, demmit fast 2’800 Metern höchsten Vulkan. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt er heute in Engelberg. Der Job von Christoph Bissig, der seit 1990 im Pisten- und Rettungsdienst arbeitet und seit 1998 für die Pistensicherheit im Titlisgebiet verantwortlich ist, präsentiert sich jeden Tag anders: bei Eiseskälte wie bei Sonnenschein. Das Funkgerät ist sein wichtigstes Arbeitsinst- rument, Lawinen sowie nicht korrekte Absper- rungen und Markierungen sind seine grössten Gegner. Bissig ist ein Mann mit breitem Kreuz

12

13 inside

inside

Made with FlippingBook flipbook maker