Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)

Osteoporose

in den letzten Jahren stark zugenommen. Es gibt Hinweise durch Studien und Meta- analysen, dass ein Vitamin D-Mangel nicht nur mit vermehrten Knochenbrüchen ein- hergeht, sondern auch mit Diabetes, neu- rologischen Erkrankungen, Atemwegs- infektionen und Lungenerkrankungen, Gastrointestinale Erkrankungen, Herz- Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Nierenerkrankungen, Muskel- und Knochenschmerzen, Überge- wicht, Karies, Trommelfellverletzungen, Nahrungsmittelallergien und sogar Krebs. Vitamin D scheint sich auf fast alle Syste- me des Körpers auszuwirken. Hier stellt sich die Frage, ob die orale Vitamin D- Substitution in Zusammenhang mit einer reduzierten Sterblichkeit steht. Abbildung 4 zeigt, wie aus Sonnenlicht und 7-Dihydrocholesterol aus der Haut Vitamin D3 entsteht, das in der Leber zu 25 -Hydroxyvitamin D und weiter in den Nieren zu 1,25 Dihydroxyvitamin D (Syno- nym: 1,25-dihydroxycholecalciferol, Calci- triol oder aktives Vitamin D Hormon) um- gewandelt wird. Bei Erkrankungen, bei denen im Vitamin D-Metabolismus die 1-alpha-Hydroxylierung in der Niere be- einträchtigt ist (wie beispielsweise bei chronischen Nierenfunktionsstörungen), wird Calcitriol oder Alfacalcidol (1-alpha- Hydroxycolecalciferol), das in der Leber zu Calcitriol (1,25-Dihydroxycolecalciferol) umgewandelt wird, eingesetzt. Calcitriol gilt als wirksamster Metabolit des Cole- calciferols (Vitamin D3) bei der Aufrecht- erhaltung der Calcium- und Phosphatho- möostase (siehe Abbildung 4). Der Haupt- wirkmechanismus basiert auf der Erhö- hung der zirkulierenden 1,25-Dihydroxy- colecalciferol-Spiegel und somit wird die intestinale Resorption von Calcium und Phosphat erhöht. Die Knochenminerali- sation wird gefördert, der Parathormon- spiegel gesenkt und die Knochenresorpti- on gehemmt. Bei Einnahme von Calcitri- ol oder Alfacalidol sollte die tägliche Cal-

setzt. Es hemmt die Aktivität der Osteo- blasten. Die Wirkung von Sclerostin wird als Bremssignal für die Regeneration des Knochens beschrieben. Fehlt die „Brem- se“, wird vermehrt Knochen aufgebaut. Ob es tatsächlich auch später vor Kno- chenbrüchen schützt ist Gegenstand der Studien.

Seltene Nebenwirkung: Kiefernekrose

Kiefernekrosen stellen eine schwerwie- gende Folge der Therapie mit Bisphos- phonaten oder Denusomab dar, die die Lebensqualität auch der Patienten stark beeinträchtigen kann. Sie kommen deut- lich seltener vor und haben einen milde- ren Verlauf bei der Osteoporosetherapie als Kiefernekrosen, die im Rahmen einer Malignomtherapie auftreten. Trotzdem sollten vor Beginn einer jeden antiresorp- tiven Knochentherapie mögliche Infekti- onsherde und Keimeintrittspforten zahn- ärztlich saniert werden. In der Beratung über eine Bisphosphonattherapie sollte der Patient auf eine regelmäßige zahn- ärztliche Kontrolle mit professioneller Zahnreinigung und Vermeidung von Pro- thesendruckstellen hingewiesen werden. Veränderungen im Mundberiech, wie be- wegliche Zähne, Schmerzen und Schwel- lungen sind sofort dem Arzt mitzuteilen. Können die oben genannten Medika- mente aufgrund von Nebenwirkungen oder Kontraindikationen nicht eingesetzt werden, können Calcitonin, Fluoride oder Hormone in der Therapie der Osteoporo- se zum Einsatz kommen. Bei einer Hor- monersatztherapie müssen im Einzelfall Nutzen und Risiko gegeneinander abge- wogen werden, da aufgrund von Studien Bedenken gegenüber einer Langzeithor- monersatztherapie, die ein erhöhtes Risi- ko für Mammakarzinome oder Thrombo- embolien aufzeigen, vorliegen. Weitere Medikamente

AMTS in der Apotheke

Eine Patientin mit chronischer Nierenin- suffizienz kommt mit einer privaten Ver- ordnung in die Apotheke. Darauf wurde verordnet:

• Vigantoletten® 1000 I.E. • Bondiol® 0,5 µg

Nach Vorlage der leeren Packungen in der Hausarztpraxis, wurden beide Arznei- mittel dort verordnet. Es stellt sich im Ge- spräch in der Apotheke heraus, dass die Patientin schon seit einiger Zeit mit Bon- diol® (Alfacalcidiol) von Nephrologen ei- gestellt wurde, und der Hausarzt weiter- hin Colecaliferol verordnet hatte. Laut Fachinformation des Bondiols dürfen Vi- tamin D und seine Derivate nicht gleich- zeitig mit Alfacalcidol verabreicht wer- den, da der additive Effekt mit einem er- höhten Risiko einer Hypercalcämie ein- hergeht. Nach Rücksprache mit dem be- handelnden Nephrologen, sollen trotz- dem, unter engmaschiger Kontrolle der Calciumspiegel, beide Arzneimittel wei- terhin eigesetzt werden, da auch eine ein- geschränkte Niere noch teilweise in der Lage ist Colecalciferol zu aktivieren. In der Apotheke sollte darauf hingewiesen werden, dass nicht mehr als 500 mg Calci- um pro Tag zugeführt werden dürfen, um das Risiko einer Hypercalciämie nicht wei- ter zu erhöhen.

Neue Therapiemöglichkeit bei Osteopo­ rose?

Der Antikörper Romosozumab, der das Si- gnalprotein für den Knochenabbau Scle- rostin im Knochen ausschaltet, wird zur Zeit in Studien getestet. 9 Das Glykoprote- in Sclerostin wird von Osteozyten freige-

Vitamin D ein Alleskönner?

Die Anzahl von Studien zu Vitamin D hat

10 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe – l de Apothek kammer Westfalen-Lippe

Made with