Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)

Stephan Ludigkeit

Orale Zytostatika Orale Zytostatika stehen weder für eine „harmlosere“ Chemotherapie, noch sind alle der eingesetzten Substanzen brand- neu. Es handelt sich in jedem Fall um hochwirksame Substanzen, die schwe- re Nebenwirkungen verursachen kön- nen, welche ein erhebliches Interaktions- potential haben und deren Therapieer- folg von der genauen Einhaltung eines Therapieschemas abhängig ist. Ein Thera- pieschema gibt genau vor, wann und un- ter welchen Bedingungen der Arzneistoff eingenommen werden muss. Die Therapieadhärenz ist zum einen wich- tig für den optimalen Erfolg, aber auch zur Vermeidung von unerwünschten Arz- neimittelwirkungen oder Wechselwir- kungen. Die Information und die Schu- lung des Patienten sind für die Adhärenz an ein Therapieregime sehr wichtig, denn wird der Patient nur wenig oder gar nicht über seine Therapie und Krankheit infor- miert, so wirkt sich das definitiv negativ auf seine Mitarbeit bei der Therapie aus. 1 Die Ergebnisse einer Studie, die im Jahr 2013 in Frankreich durchgeführt und in den „Annals of Oncology“ im Januar 2014 veröffentlicht wurde, stimmen nachdenk- lich: Nur 54 Prozent der 157 Onkologen geben an, ihre Patienten zu Therapie­ beginn mit zusätzlichen Informationen zur Therapieadhärenz oder zur Vermei- dung von Nebenwirkungen versorgt zu haben. Nur 53,5 Prozent der Ärzte ge- ben den Patienten Therapiepläne mit In- formationen zur Dosierung des Zytostati- kums. 2 Folgender Fall, der sich in einer deut- schen Klinik ereignete, ist somit nicht ver- wunderlich: Eine junge Frau suchte, nach Einfluss von Therapieadhärenz auf den Therapieerfolg

stellen die verschiedenen Kinaseinhibi- toren (small molecular Kinase Inhibitor = smKI) dar. Mit ihnen besteht die Mög- lichkeit, Signalwege, die das Zellwachs- tum kontrollieren, den programmierten Zelltod regulieren oder aber DNA-Repa- raturmechanismen koordinieren, gezielt anzugreifen („targeted therapy“). Ob die „Klassiker“ oder die „Neu- en“ – sämtliche Zytoralia sind erklä- rungsbedürftige Arzneistoffe. Ohne fun- diertes Wissen zur Pharmakologie und Pharmakodynamik dieser Substanzen, verbunden mit einer optimalen Beratung, ist die Therapie entweder zum Scheitern verurteilt oder aber lebensgefährlich. Um 400 v. Chr. taucht zum ersten Mal ein Wort für Krebs in der medizinischen Lite- ratur auf: Karkinos, das griechische Wort für Krebs. Hippokrates kam auf die Idee, weil ihn ein Brustgeschwür in seiner Um- klammerung aus geschwollenen Blutge- fäßen an die kreisförmig abgespreizten Beine eines Krustentieres im Sand erin- nerte. Der Begriff Onkologie leitet sich vom griechischen Wort Onkos ab. Onkos ist der griechische Begriff für eine An- schwellung oder Masse, allgemein für ei- ne Last. 3 Umgangssprachlich wird das Wort Krebs als ein Sammelbegriff für alle malignen Erkrankungen gebraucht. Die Onkologie, ein Teilgebiet der inneren Medizin, be- schäftigt sich mit der Entstehung und Be- handlung solider Tumoren, während sich die Hämatologie ganz allgemein mit Er- krankungen des Blutes und des blutbil- denden Systems beschäftigt. Darunter fallen dann auch die bösartigen Erkran- kungen des blutbildenden Systems, wie Leukämien oder Lymphome. Mit dem Grundlagen und Begriffsbestimmungen

einem zehnminütigen Aufklärungsge- spräch zur oralen Tumortherapie durch den Onkologen, unterbrochen von drei Telefonaten und trotz eines erhaltenen „Informationszettels“, erst einmal zwei weitere Onkologen auf. Erst dann, drei Wochen nach dem Gespräch, entschloss sie sich, mit der Therapie zu beginnen. Im Jahr 1946 wurden zum ersten Mal die beiden Alkylantien Chlorambucil und Cy- clophosphamid synthetisiert, Stickstoff – Lost Derivate, die peroral verabreicht werden können. Leukeran® und Endo- xan®, so die Markennamen der Substan- zen, sind fester Bestandteil vieler Thera- pieregime. Stephan Ludigkeit, PharmD, (Coesfeld) ist Apothekenleiter der Ahorn-Apothe- ke in Coesfeld. Er hat den Abschluss als Doctor of Pharmacy von der Universität in Florida seit 2007, ist Fachapotheker für „Allgemeinpharmazie“ und in den Bereichen „Naturheilverfahren und Ho- möopathie“ und „Geriatrische Pharma- zie“ weitergebildet. Zytostatikaklassen

Eine neue Generation oraler Zytostatika

15 Fortbildung aktuell – Das J urnal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lipp Fortbildung ktuell – D s Journal

Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15

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