Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)
Orale Zytostatika
Das Zytostatikum Vinorelbin/Navelbine® wird intravenös appliziert als minimal emetogen eingestuft. Peroral verabreicht ist es moderat emetogen und eine anti- emetische Prophylaxe ist dringend erfor- derlich (Tabelle 8). Eine Prophylaxe ist in jedem Fall effizienter als die Therapie der Emesis, gerade auch um eine „konditio- nierte Emesis“, also das antizipatorische Erbrechen zu vermeiden. Bei Auftreten von Übelkeit bzw. Erbrechen im vorherge- henden Therapiezyklus, erhält der Patient am Vorabend des nächsten Zyklus Loraze- pam zur Anxiolyse und zur Intensitätsstei- gerung der Emeseprophylaxe. 7 Die orale Dosis von 60 mg/m 2 Vinorelbin entspricht einer i.v.-Dosis von 25 mg/m 2 . Bei NAVELBINE® Weichkapseln ist die Häufigkeit des Auftretens von Übelkeit und Erbrechen höher als bei der i.v. Dar- reichungsform (Tabelle 8). 8 Wahrschein- lich ist dieser Effekt darauf zurückzufüh- ren, dass dem Organismus eine signifi- kant höhere Menge des Arzneistoffes zu- geführt wird. 9 Dies ist ein Beispiel dafür, dass eine orale Zytostatikatherapie im Vergleich zur i.v. Zytostatikatherapie de- finitiv nicht „harmloser“ oder frei von Ne- benwirkungen ist. Bei der Abgabe von Zytoralia ist es wich- tig, den Patienten an die Hand zu neh- men, ihm seine Therapie zu erklären, aber auch supportive Maßnahmen, wie die be- sprochene Emeseprophylaxe, zu kennen. Mögliche Interaktionen mit einer beste- henden Arzneimitteltherapie gelingt es im Vorfeld oder begleitend zu erkennen. Daraus lassen sich nötige Schritte für eine Therapieänderung ableiten. Zu Interaktionen kommt es jedoch nicht nur zwischen zwei Arzneistoffen. Auch Nahrung und Nahrungsbestandteile Interaktionen zwischen Kinase inhibitoren und Nahrungsmitteln
Tabelle 8: Einstufung von Vinorelbin i.v. und oral in Emesis-Risikogruppen: intravenö se und orale Therapie (Multinational Association of Supportive Care in Cancer).
Einstufung
Substanzen
Bleomycin Busulfan Cladribin
Fludarabin Vinblastin Vincristin Vinorelbin Bevacizumab
Minimal
Intravenöse Therapie
Hexamethylmelamin Procarbazin
Hoch
Cyclophosphamid
Vinorelbin
Moderat
Temozolomid
Imatinib
Capecitabin
Everolismus
Tegafur Uracil
Lapatinib
Gering
Etoposid Sunitinib
Lenalidomid
Thalidomid
Fludarabin
Orale Therapie
Minimal
Chlorambucil
6-Thioguanin
Hydroxyharnstoff
Gefitinib
Melphalan
Sorafenib
Methotrexat
Erlotinib
ren Chemotherapie. Wie in der Tabelle 7 angegeben, muss ein 5-HT 3 -Antagonist spätestens 30 Minuten vor der Einnahme des Zytostatikums eingenommen werden. Bei einer hoch emetogenen Zytostatika- therapie wird zur Prophylaxe ein 5-HT 3 - Antagonist mit Dexamethason und Apre- pitant kombiniert. Aprepitant/EMEND wird über drei Tage als Teil eines Thera- pieschemas, das Dexamethason und ei- nen 5-HT 3 -Antagonisten enthält, einge- nommen. Die empfohlene Dosis beträgt 125 mg oral einmal täglich eine Stunde vor Beginn der Therapie an Tag 1. An den Tagen 2 und 3 je 80 mg oral einmal täg- lich. 12 mg Dexamethason und der 5-HT 3 - Antagonist werden an Tag 1 der Thera- pie 30 Minuten vor Therapiebeginn ein- genommen. Bei einer hoch emetogenen Therapie werden im weiteren Verlauf 8 mg Dexamethason an den Tagen 2 bis 4 eingenommen. 6
der Therapie mit Temozolomid. Bei der emetogenen Potenz eines Zytostatikums unterscheidet man in: sehr schwach eme- togen, schwach emetogen, moderat/mit- tel emetogen und hoch emetogen (siehe Tabelle 5). Je nach Emesisrisiko werden unterschiedliche Wirkstoffkombinationen verschiedener Antiemetika miteinander kombiniert (siehe Tabelle 6). Zusätzlich unterscheidet man drei Formen des durch Zytostatika ausgelösten Erbre- chens: 1. das akute, während einer Chemothe- rapie und innerhalb 24 Stunden da- nach, 2. das verzögerte, später als 24 Stunden nach der Therapie, 3. das antizipatorische Erbrechen. 4. Zum antizipatorischen Erbrechen kommt es als Folge von vorangegangener Übel- keit und Erbrechen während einer frühe-
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