Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)

Orale Zytostatika

Tabelle 10: Übersicht über den Einfluss von Kinaseinhibitoren auf Vertreter der CYP- Familie; S=Substrat; H=Enzymhemmung (© DGOP; Nov. 2012).

aktive Wirkform, Endoxifen, überführt. Endoxifen hat eine 25- bis 50-fach hö- here Affinität zum Estrogenrezeptor. Ei- ne Hemmung von CYP2A6 beispielsweise durch SSRI-Antidepressiva wie Paroxetin führt zu subtherapeutischen Spiegeln des wirksamen Metaboliten (Abbildung 5) von Tamoxifen. Referenzen & Literatur 1 Rieder Evelyn, Breitenstein, Urs; Cathomas, Richard; et al.: Grundlagen Arbeitsgruppe Ad- härenz bei oraler Tumortherapie, Grundlagen zu Thema Adhärenz und Sicherheit bei der An- wendung oraler Tumormedikamente 2 Is oral chemotherapy prescription safe for pa- tients? A cross-sectional survey A. Bourmaud,, C. Pacaut,, A. Melis, F. Tinquaut, N. Magné, Y. Merrouche and F. Chauvin Ann Oncol (2014) 25 (2): 500-504.doi: 10.1093/annonc/mdt553; first published online: January 9, 2014 3 Siddahartha Mukherjee, Der König aller Krank- heiten, S. 78, Dumont Verlag 2012 4 Oralia-Initiative – Curriculum Teil 1 – 2012 - No- vember © Deutsche Gesellschaft fur Onkologi- sche Pharmazie 5 Hampel, Monika: Orale Krebstherapie – alles ganz einfach?; FORUM ONKOLOGISCHE PFLEGE 2, JUNI 2012 6 Fachinformation, EMEND®, Stand Dezember 2013 7 Berger, Engelhardt, Mertelsmann, DAS ROTE BUCH, 5. Auflage 2014 8 Fachinformation NAVELBINE®, November 2013 9 M.Marty et al., Oral Vinorelbine pharmacokine- tics and absolute bioavailability study in Patients with solid tumors, Annals of Oncology 12 1643– 1649, 2001 10 Fachinformation Sutent®, Stand Juni2014 11 Prof. Dr. Christoph Ritter Vitamine, Selen, Mistel und Co. In der Tumortherapie– was ist davon zu halten? 12 Fachinformation Tarceva®, Stand Dezember 2013 zUSAMMENFASSUNG: Die Therapie mit oralen Zytostati- ka bietet viele neue Optionen und Möglichkeiten für den Patienten. Einen Vorteil stellen sicher weni- ger Praxis-/Klinikaufenthalte dar. Es muss kein peripherer oder zen- traler Zugang gelegt werden. Somit besteht auch nicht die Gefahr ei- ner Paravasation. Allerdings ist die aktive Mitarbeit des Patienten bei der Therapie, eine gute Adhärenz, wichtig um das Therapieoptimum zu erreichen. Dies gelingt nur durch eine optimale Beratung und durch die Zusammenarbeit von Patient, Apotheker und Arzt.

CYP1A1/2 CYP2C8/9 CYP2C19 CYP2D6 CYP3A4 CYP3A5 S H S H S H S H S H S H

Dasatinib

+ +

++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++

+ +

Erlotinib + ++

Gefitinib Imatinib Lapatinib Nilotinib

++ +

++

++

++

++

+ + +

++ ++ ++

+ +

++

++

Pazopanib +

+

Sorafinib Sunitinib

+

+

+

+

vier Stunden eingehalten werden. 11

teiles, Epigallocatechingallat (EGCG), an- tikanzerogene Eigenschaften zugeschrie- ben. Allerdings bildet EGCG mit Sunitinib in vi- tro und in vivo schwer lösliche Komplex- Verbindungen. Dadurch wird die Aufnah- me von Sunitinib durch Resorption über den Darm gestört. Bioverfügbarkeit und maximal erreichbare Plasmaspiegel sind bei gleichzeitiger Gabe von Sunitinib und EGCG im Tiermodell verringert. Ei- ne gleichzeitige Einnahme von Sunitinib und Grünem Tee könnte bei Patienten die Wirksamkeit von Sunitinib beeinträchti- gen. Auf der Grundlage des Wirkmecha- nismus sollte bei einem Konsum von Grü- nem Tee unter einer Therapie mit Suniti- nib mindestens ein zeitlicher Abstand von moxifen/Metabolismus

Interaktionen von Zytostatika mit Vertre­ tern der CYP-Familie

Wie Sunitinib sind alle Kinaseinhibitoren Substrate der CYP3A4, so dass eine Hem- mung des Enzyms zu toxischen Spiegeln führen kann, während die Induktion des Enzyms zu subtherapeutischen Spiegeln des Kinaseinhibitors führt. Erlotinib/Tarceva® wird zur Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) eingesetzt. Wie in der Tabelle 10 zu sehen, ist es auch ein Substrat von CY- P1A1/2. Dieses Enzym der CYP-Familie wird durch Zigarettenrauch induziert. Das Rauchen muss während einer Therapie mit Erlotinib unbedingt eingestellt wer- den, da die Plasmakonzentrationen bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern signifikant niedriger sind. Ciprofloxacin, ein moderater CYP1A2-Inhibitor, kann die Exposition gegenüber Erlotinib signifi- kant um 39 Prozent erhöhen. 12 Bei einem anderen Arzneistoff, der oft nicht als Zytostatikum wahrgenommen wird, spielt das CYP-System für die Wir- kung eine erhebliche Rolle. Tamoxifen, ein selektiver Estrogenrezeptor-Modula- tor (SERM), wird durch CYP2D6 in seine

Abbildung 5: Metabolismus von Tamoxi- fen ( © Förstermann u.a.; Allgem. u. spe- zielle Toxikol. 11. Aufl. 2013).

Apotheker Stephan Ludigkeit, PharmD

22 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Made with