Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)

Dr. Henrik Müller

tenten Zellen auszeichnet. Je nach Loka- lisation der aktinischen Keratose werden verschiedene Konzentrationen des In- genolmebutat-haltigen Gels an drei bzw. zwei aufeinander folgenden Tagen ver- wendet: Gesicht und Kopfhaut 0,015 Pro- zent, Extremitäten und Rumpf 0,05 Pro- zent (Abbildung 6). Das IQWiG kam bei seiner Bewertung zu der Schlussfolgerung, dass ein Zusatznut- zen nicht belegt war. Grund dafür wa- ren fehlende Studien mit einer geeig- neten zweckmäßigen Vergleichsthera- pie auf der Basis von beispielsweise 5-FU oder Diclofenac (Solaraze®). Ein wirk- stofffreies Vehikel-Gel war als zweckmä- ßige Vergleichstherapie völlig ungeeig- net. Damit kommt Ingenolmebutat beim AMNOG-Ranking nicht über die Katego- rie 5 hinaus. Einziger Vorteil ist die kur- ze Anwendungsdauer, was allgemein als compliancefördernd gewertet werden kann. 3,20,21,22 Aubagio® ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit schubförmig- remittierender Multipler Sklerose (MS). MS ist eine chronische, nicht heilbare ent- zündliche Erkrankung, bei der es zu einer Schädigung von Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark durch das eigene Im- munsystem kommt. In Deutschland leiden etwa 122.000 Menschen an MS. Aus un- geklärten Gründen dringen Zellen des Im- munsystems in das ZNS ein, dabei kommt es zu einem Angriff auf die Myelinschei- den. Als Folge resultieren Demyelinisie- rungen und Schädigungen der Axone. Am Entzündungsgeschehen sind beteili- gt: B-Lymphozyten, T-Helferzellen, zyto- toxische T-Zellen, Makrophagen und Ent- zündungsmediatoren, wie Interleukin-2 Fazit: Teriflunomid (Aubagio®) – ein neuer Immunmodulator bei Multipler Sklerose

ruhender Lymphozyt

proliferierender Lymphozyt

-

Nicht lymphoide Zellen

DHODH

Teriflunomid

„Salvage Pathway“

Pyrimidin- Pool

CDP-Lipide

CTP-,UTP-Zucker

Nukleotide

Abbildung 7: Wirkmechanismus von Teriflunomid (Aubagio®)

und Tumornekrosefaktor α . Häufig ver- läuft die Erkrankung in Schüben. Bilden sich die Beschwerden nach einem Schub vollständig oder zumindest zum größ- ten Teil zurück, so spricht man von einer schubförmig-remittierenden MS. Für die Behandlung einer schubförmig verlau- fenden MS stehen beispielsweise Beta-In- terferon (Rebif®) oder Glatirameracetat (Copaxone®) zur Verfügung. Teriflunomid ist ein neuer, oral einsetz- barer Wirkstoff zur krankheitsmodifizie- renden Therapie der MS. Der Wirkme- chanismus ist noch nicht vollständig be- kannt. Teriflunomid weist immunmodu- latorische sowie antiinflammatorische Ei- genschaften auf und hemmt selektiv und reversibel das mitochondriale Enzym Di- hydroorotat-Dehydrogenase (DHO-DH), das für die de-novo-Pyrimidinsynthese er- forderlich ist. Infolgedessen inhibiert Te- riflunomid die Proliferation sich teilender Zellen, die auf eine de-novo-Pyrimidin- synthese angewiesen sind (Abbildung 7). Damit verringert Teriflunomid die Proli- feration autoreaktiver T- und B-Zell-Klo- ne, die für Entzündung und Schädigung der Myelinscheiden verantwortlich ge- macht werden. Interessant ist dabei die hohe Selektivität der Zytotoxizität gegen-

Beratungsrelevante Hinweise zu Aubagio®

• Einmal täglich 14 mg mit etwas Wasser zusammen mit oder ohne Nahrung einnehmen. • Beim Wechsel von Fingolimod auf Teriflunomid mindestens sechs Wochen Abstand einhal- ten – ansonsten wechselseitige Toxizitätssteigerung durch ad- ditive Wirkung auf das Immun- system. • Teriflunomid wirkt teratogen! Bei Frauen im gebährfähigen Alter während der Therapie und solange die Teriflunomid- Plasmaspiegel über 0,02 mg/l liegen für zuverlässigen Emp- fängnisschutz sorgen. • Häufige unerwünschte Arz- neimittelwirkungen sind Di- arrhoe, Übelkeit, Alopezie und auffällige Leberfunktionstests → Kontrolle der Leberwerte • Werden starke CYP- Induktoren wie zum Beispiel Johanniskraut gleichzeitig mit Teriflunomid angewendet, so kann das zu einer Abnahme der Terifluno- mid-Exposition um 40 Prozent führen.

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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 29

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