Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014)

Ina Richling

Osteoporose Pharmakotherapie und Praxisbeispiele zur AMTS

Die maximale Knochendichte ist mit spä- testens 30 Jahren erreicht (Peak bone mass). Danach ist der Knochen einem kontinuierlichen physiologischen Ab- bauprozess unterworfen. Das Risiko für Frakturen steigt mit höherem Lebensal- ter, besonders bei den Frauen nach Ein- setzen der Wechseljahre. Gerade in der Apotheke ergeben sich durch Umsetzen von AMTS und dem Angebot einer Me- dikationsanalyse immer wieder die Mög- lichkeit, Patienten mit Risikofaktoren für Osteoporose zu identifizieren und zu be- raten. Zur Einschätzung des Osteoporoserisikos und zur Prüfung der Indikation für eine medikamentöse Therapie wird bei der Knochendichtemessung (Osteodensito- metrie) mittels Dual-Röntgen-Absorpti- ometrie-Messung (DXA) der sogenann- te T-Score bestimmt. Nach der Definition der WHO von 1994 liegt eine Osteoporose dann vor, wenn der Knochenmineralge- halt in einer DXA-Knochendichtemessung an der Lendenwirbelsäule und/oder am proximalen Femur um mehr als -2,5 Stan- dardabweichungen vom Mittelwert einer 30-jährigen Frau abweicht (Tabelle 1). Die Knochendichte ist eine wesentliche Komponente der Osteoporose. Neben ei- ner niedrigen Knochendichte sind aber auch mikroarchitektonische Schwächen, Wann liegt eine Osteoporose vor?

liegt eine manifeste Osteoporose vor. Die Klinik der Osteoporose ist durch Frak- turen und ihre Folgen geprägt. Der Frak- tur vorausgehende Symptome sind nicht bekannt. Akute und chronische Schmer- zen, funktionelle Einschränkungen und eine erhöhte Mortalität sind die Folge von Frakturen. Der Mortalitätsanstieg ist im ersten Jahr nach der Fraktur am höch- sten. MERKE: „Einer ist genug!“ Der erste Kno- chenbruch sollte auch der Letzte sein. Aber nicht einmal die Hälfte der Patienten, die eine Osteoporo- se-bedingte Fraktur erleiden, erhält eine adäquate Arzneimitteltherapie zur Behandlung ihrer Osteoporose. • extremes Über- oder Untergewicht (bei einem BMI < 20 verdoppelt sich das Ri- siko) • falsches Ernährungsverhalten • Nikotin • übermäßiger Alkohol- und Kaffeekon- sum • Hypogonadismus • Überproduktion von Cortisol, Morbus Cushing • Hyperparathyreoidismus • Langzeitbehandlung über mehrere Monate mit Glucocorticoiden • Schwere chronische Nierenfunktions- störung (Niereninsuffizienz) • Diabetes mellitus Typ 1 Risikofaktoren: • Alter und Geschlecht • genetische Disposition • körperliche Konstitution • Bewegungsmangel

die indirekt über klinische Risikofaktoren erfasst werden können, und andere Fak- toren, wie beispielsweise Stürze, weitere Faktoren, die zu der vermehrten Kno- chenbrüchigkeit beitragen. Diese Fak- toren haben eine hohe Relevanz in Be- zug auf nichtmedikamentöse und medi- kamentöse Maßnahmen zur Verminde- rung des Frakturrisikos. 1,2 Daher kann die Diagnose Osteoporose nicht allein auf Grundlage des DXA T-Scores gestellt wer- den, sondern muss im Kontext betrachtet werden. Ina Richling, PharmD, (Menden) ist Filial- leiterin der Kant-Apotheke in Iserlohn, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der West-Gem-Studie und hat einen Ab- schluss als Doctor of Pharmacy von der University of Florida.

Sind bereits eine oder mehrere Frakturen als Folge der Osteoporose aufgetreten,

Tabelle 1: T-Score; Schwellenwert für eine Osteoporose ist ein T-Score von -2,5. *Die Osteopenie ist eine mäßige Minderung der Knochendichte, ohne dass bereits eine Osteoporose vorliegt. T-Score Frakturrisiko > -1 normaler Wert: kein erhöhtes Risiko -1 bis -2,5 Osteopenie* (geringer Knochenschwund): leicht erhöhtes Risiko < -2,5 Osteoporose: stark erhöhtes Risiko

Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 5

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