Mattpost 3 | 07/2008

FOKUS

senschaften und ihre Organisati- onen die Probleme erkannt und zahlreiche Initiativen für einen neuen Anlauf der Genossen- schaftsidee ergriffen. Es ist ein- drücklich, was gerade in jüngster Zeit in etlichen Städten und Ag- glomerationen an zukunftswei- senden Einzelobjekten und Sied- lungen entstanden ist. Was tut der Bund, um genossen- schaftliches Wohnen zu fördern? Der Bund fördert die Genossen- schaften vor allem mit finanzi- eller Unterstützung. Ferner sorgt er, im Rahmen der Wohnfor- schung und über die mit den Dachverbändenabgeschlossenen Leistungsaufträge, für die Bereit- stellung von Entscheidungshil- fen. Er fördert die Ausbildung, un- terstützt Modellvorhaben und verschiedenste Beratungsaktivi- täten. Die Schweizer Bevölkerung bleibt fast konstant, und dennoch werden jährlich rund 40 000 neue Woh- nungen gebaut. Wie ist das über- haupt möglich? Im Jahre 2007 nahm die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz um 82‘700 und im Jahr davor um

rund 50‘000 Personen zu. DieVor- stellung einer fast stagnierenden Bevölkerung ist also zumindest in der kürzeren Frist zu relativieren. Erst längerfristig rechnen ein- zelne Szenarienmit einemerheb- lichen Rückgang, was den Pro- duktionsbedarf an Wohnungen senken dürfte. Allerdings hängen die Nachfrage nach Wohnungen und effektiven Neubauten nur zum Teil von der Grösse der Be- völkerung ab. Viel wichtiger wa- ren in der Vergangenheit die de- mografischen und gesell- schaftlichen Veränderungen und damit die Vermehrung und Ver- kleinerung der Haushalte bei gleichzeitiger Zunahme des Wohnflächenkonsums. Hinzu kommen der Anstieg der Einkom- men und Vermögen sowie das tiefe Zinsniveau, was immer mehr, immer grössere und quali- tativ bessere Erst- und Zweitwoh- nungen finanziell tragbar machte. Unsere Gesellschaft wird älter, rei- cher und gleichzeitig immer hetero- gener. Die klassische Familie ist heute bereits eine Minderheit. Wie werden dieMenschen in 20 Jah- ren wohnen? Neue Studien zeigen, dass einer- seits die traditionellen Bedürf- nisse nachmehr Platz, nach Licht und Sonne, einer guten Ausstat- tung, nach Ruhe und nutzbaren Aussenräumen weiterleben. An- derseits gewinnen mit der wahr- scheinlich fortschreitenden Seg- mentierung der Haushaltformen und Lebensstile städtebauliche Qualitäten, dasWohnumfeld, die «Körperzentriertheit», das Ambi- ente einer Wohnanlage, frau- enspezifische Kriterien sowie Aspekte des allgemeinen Wohl- befindens an Gewicht. Dazu ge- hören beispielsweise giftfreieMa- terialien, niedriger Energiever- brauch, gute Luft und öffentliche

Bild: Peter Gurtner im Gespräch

Geld für neue Aktivitäten. Auch kurzfristige Interessen der Genos- senschafter können zweckmäs- sigen Erneuerungen, Erweite- rungs- undNeubauten entgegen- stehen. Heute haben viele Genos-

Haushaltsformen in der Schweiz 1970 - 2000

100%

80%

60%

40%

20%

0%

1970

1980

1990

2000

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Genossenschafts-

Genossenschafts-

Genossenschafts-

Genossenschafts-

Einpersonenhaushalte Kinderlose (Ehe-) Paare

Elternteil mit Kind(ern) Ehepaare mit Kind(ern)

Übrige Haushalte

Quelle: Bundesamt für Statistik, eidgenössische Volkszählung

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