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11 Apothekerstiftung

AKWL MB 07 / 2014

Geteilte Tablette, unterschiedliche Wirkung Studie der Apothekerstiftung beleuchtet Vorteile und Risiken

Jede vierte Tablette in Deutschland wird nicht in Gänze eingenommen, sondern halbiert oder auch geviertelt. Professor Dr. Klaus Langer, Leiter des Institutes für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Münster, hat in einer von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe geförderten Studie untersucht, wie präzise sich Tabletten tatsächlich teilen lassen. Das Ergebnis bereitet dem Experten Kopfzerbrechen: „Bei geteilten Tabletten erhält der Patient die Arznei- form vielfach in einer höheren Schwankungsbreite als bei der Einnahme einer ungeteilten Tablette.“

Für die Teilung von Arzneimitteln, die dafür zumeist mit Bruchkerben versehen werden, gibt es drei gute Gründe, erläutert Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apo- thekerkammer Westfalen-Lippe im August im Rahmen eines Pressege- spräches in der Apotheke der mün- sterischen Kreisvertrauensapotheke- rin Angelika Plaßmann. „Die Teilung ermöglicht eine abgestufte und in- dividuelle Anpassung der Dosis. Bei Patienten mit Schluckbeschwerden kann das Teilen die Einnahme einer Tablette erheblich vereinfachen. Und gerade bei hoch dosierten Medika- menten sparen die Krankenkassen durch teilbare Arzneimittel Kosten ein.“ Halbieren ist unkritischer als Vierteln Bei der Studie ist aufgefallen, dass beim Halbieren von Tabletten die Schwankungen deutlich geringer ausfallen als beim Vierteln, denn, so Professor Klaus Langer: „Viele Ta- bletten lassen sich schlichtweg noch halbwegs sauber halbieren. Doch will man sie vierteln, zerbröseln sie regel- recht. Da ist die eingenommene Dosis irgendwann nur noch Glückssache.“ Einige Arzneiformen niemals teilen Während manche Tabletten trotz Tei- lung ihre Wirkung behalten, gibt es auch Arzneiformen, die man auf kei- nen Fall teilen darf: „Es gibt beispiels- weise Arzneimittel, die mit einer ex-

Risikofaktor Tablettenteilung: Gabriele Regina Overwiening, Professor Dr. Klaus Langer und Dr. Andreas Walter stellten die Ergebnisse einer von der Apothekerstiftung geförderten Studie vor. Foto: Sebastian Sokolowski

tra Schutzschicht ummantelt sind, damit sie den Magen „überstehen“ und erst später wirken“, sagt Ange- lika Plaßmann, Sprecherin der Mün- steraner Apothekerschaft, „wer hier teilt, verletzt die Schutzschicht und der Wirkstoff kann nicht mehr dort wirken, wo er gebraucht wird.“ Das gelte auch für Kapseln und Dragees. Finanziert wurde die Studie von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe. Sie wurde veröffentlicht im PZ Pris- ma, Ausgabe 21 / 2014, S. 75 ff. „Die Stiftung fördert solche Projekte mit dem Ziel, eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung der Bevöl- kerung zu erreichen“, erklärte Stif-

tungsgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. Passend zum Thema hat die Apothekerkammer in Zusammenar- beit mit Professor Dr. Langer und Dr. Ute Stapel ein Informationsblatt für Apotheken und Arztpraxen aufge- legt (siehe Infokasten), das mittler- weile von Interessenten außerhalb von Westfalen-Lippe über 200 mal angefordert wurde.

Das Informationsblatt für Apotheken und Arztpraxen zum Teilen von Tabletten fin- den Sie im internen Bereich der Kammerhomepage in der Rubrik „Viel gefragt“.

www.akwl.de

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