Blickpunkt Schule 5/2020

Corona diktiert den Arbeitsalltag I n diesen Tagen kommt einem Bertolt Brechts ’Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes

Editorial

Bild: LIGHTFIELD STUDIOS/AdobeStock

Beides muss im Einklang stehen. Die einzelne Lehrkraft, um ihre und der Schüler Gesundheit besorgt, lebt der- zeit in einem inneren Konflikt und mit der psychischen Belastung, perma- nent einer Gefahrenlage ausgesetzt zu sein und den Arbeitsbedingungen unter ’Pandemie-Diktat’ gerecht werden zu müssen. Die Politik steht in der Verantwor- tung für angemessene Rahmenbedin- gungen, in diesen Zeiten heißt das – dem Abstandsgebot gemäß – ausge- dünnte Klassen sowie eine verlässli- che IT-Versorgung. Hier rächt sich ein- mal mehr, dass der Bildungsbereich finanziell und personell nie angemes- sen ausgestattet wurde. Der Pandemie zum Opfer fiel auch unsere diesjährige Vertreterver- sammlung , zweifellos das verband- liche Lebenselixier im Jahr. Die jüngs- te Entwicklung hat uns leider keine andere Wahl als die Absage gelassen. Wir planen eine Neuansetzung im Frühsommer 2021. Dort werden wir auch die Nachwahl eines Stellvertre- ters durchführen, nachdem Andreas Lotz aus persönlichen Gründen zu- rückgetreten ist. Ihm gilt mein herz- licher Dank für sein unermüdliches Engagement. Grundsätzlich stehen weitere geplante Veranstaltungen, etwa die Pädagogische Tagung in Fulda , unter demVorbehalt der Pandemielage. Denken Sie an Ihre Gesundheit, bleiben Sie zuversichtlich!

Planens’ in den Sinn. Wir üben uns im Lesen von Hygieneplänen und stim- men dem Autor insgeheim zu: »Ja, mach nur einen Plan!/Sei nur ein gro- ßes Licht!/Und mach dann noch ’nen zweiten Plan/Geh’n tun sie beide nicht.« Das Pandemiegeschehen mit seiner unberechenbaren Dynamik setzt den Schulen ebenso zu wie den Ämtern und der Kultusbürokratie. Entschei- dungen mit weitreichenden Folgen und ungewissem Ausgang müssen getroffen und verantwortet werden; immer wieder muss mit aktuellen An- passungen und neuen Plänen gerech- net werden. Wir erleben mit dem vierwöchigen Teil-Lockdown nun erneut einen mas- siven Eingriff in unser gesellschaftli- ches Leben mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft. Schulen bleiben zwar geöffnet, auf eine schnelle Normali- sierung dürfen wir aber nicht hoffen, so Experteneinschätzungen. Für uns Lehrkräfte ändert sich damit nachhal- tig der Arbeitsalltag. Zum Präsenz- unterricht kommen verstärkt Online- Arbeitsformen hinzu, insbesondere ’Quarantäneschüler’ müssen auf die- se Weise beschult werden. Unliebsa- me Eingriffe in das Schulleben müs- sen wir hinnehmen; organisatorische Besonderheiten – beispielsweise die vorgegebene Wegeführung in den Schulgebäuden sowie Lüftungs- und versetzte Pausenzeiten und das Tra- gen des Mund-Nasen-Schutzes –

binden unsere Aufmerksamkeit. Inte- ressante Arbeitsgemeinschaften, Ex- kursionen und mehrtägige Schul- und Austauschfahrten entfallen, für den Sport- und Musikunterricht gelten Ausnahmebedingungen und so fort. Die Maske ist zum unverzichtbaren Requisit geworden, mittlerweile auch im Unterricht. Viele unserer alltäglichen Arbeits- weisen sind eingeschränkt oder sogar ganz in Frage gestellt. Neben den un- terrichtlichen Inhalten müssen wir das Sozialverhalten der Kinder und Jugendlichen stärker in den Blick nehmen und sie auf die gemeinsame Verantwortung hinsichtlich der Pan- demiebekämpfung einschwören. Wir Lehrkräfte stehen an vorderer Front, wenn wir versuchen, trotz eigener möglicher Gefährdung dem Bil- dungsauftrag gerecht zu werden. Ei- nes dürfte klar sein: Umfassende Bil- dung der jungen Generation ist für eine gesicherte Zukunft mit und nach Corona unabdingbar. Der Schule kommt hier als Lern- und Lebens- raum der jungen Menschen eine Schlüsselrolle zu. Im Spannungsver- hältnis zwischen Bildungsanspruch und Gesundheitsschutz fällt dem hphv eine Positionierung nicht leicht.

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SCHULE

Mit kollegialen Grüßen Ihr Reinhard Schwab

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