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Neues aus der Medizin

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Drei Fragen

gesprüht werden. Außerdem gibt es spezielle Verdampfer, mit denen die Cannabis-Blüten zur Inhalation verdampft werden. Das Rauchen von Cannabis gehört selbstverständlich nicht zu den therapeutischen Applika- tionsformen. Arm an Nebenwirkungen Ein großer Vorteil der Cannabinoide liegt darin, dass die Therapie – bei richtigem Einsatz – nebenwirkungs- arm möglich ist. Im konkreten Fall können als Nebenwirkung zwar Be- nommenheit und Müdigkeit auftre- ten, viele Patienten stellen andererseits aber auch eine verbesserte Konzen- trationsfähigkeit und Präsenz fest. Weitere mögliche Nebenwirkungen können Schwindel und Übelkeit sein, wobei Cannabinoide auch bei vielen Patienten erfolgreich zur Therapie von Übelkeit eingesetzt werden. Sie können eine Appetitsteigerung hervorrufen, gegebenenfalls mit Ge- wichtszunahme. Eine Abhängigkeits- problematik besteht im Normalfall nur bei Konsum über längere Jahre von höheren Dosen. Zu beachten ist, dass es wie bei an- deren Medikationen Responder und Non-Responder geht. Das heißt, es gibt Patienten, die auf eine Cannabis- Therapie, in welcher Form auch immer, überhaupt nicht ansprechen, und es gibt Patienten, die von einer Therapie mit Cannabis-Präparaten ausgesprochen gut profitieren.

Drei Fragen an Dr. Bachmann-Holdau, Leitende Ärztin Departement für Schmerztherapie, Krankenhaus St. Josef

Wie beurteilen Sie das therapeutische Potenzial von Cannabinoiden? „Aus meiner Sicht haben sie ein großes therapeutisches Potenzial. Das liegt vor allem an der Verteilung der Cannabinoid-Rezeptoren im ganzen Körper – damit können Cannabinoide bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Symptomen eingesetzt werden.“ Welche Vorgaben gibt es von gesetzlicher Seite? „Grundsätzlich muss man sagen, das Cannabinoide als Medizin aufgrund einer besonderen Gesetzeslage nur in speziellen Fällen verordnet werden können, weil offiziell anerkannte, groß angelegte Doppelblindstudien nach Evidenz- kriterien kaum vorliegen. Die Cannabinoide finden allerdings immer mehr Eingang in die Leitlinien der Fachgesellschaften.“ Was für „spezielle Fälle“ könnten das sein? „Es gibt Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen: Es muss eine schwerwiegen- de Erkrankung vorliegen, die Lebensqualität muss deutlich eingeschränkt sein, die Therapie nach Leitlinie muss ausgeschöpft sein und es muss die Aussicht bestehen, dass ein positiver Effekt mit der Cannabis-Therapie zu erzielen ist.“

Foto: ©Andrea Piacquadio/pexels.com Foto Bachmann-Holdau: © KHS St. Josef

ergibt sich aus dem Effekt, dass Can- nabinoide die Wirkung von Opiaten verstärken können. Die Einnahme von Cannabinoiden ist denkbar einfach: Sie können in Form von Extrakten als ölige Lösung in Milch, auf Brot oder Keks einge- nommen werden. Alternativ gibt es Sprays, die auf die Mundschleimhaut

Beschwerden, die durch entzündliche Darmerkrankungen hervorgerufen wurden. Als Nebeneffekt kann man zusätzlich die antidepressive, antieme­ tische, entspannende und schlafför- dernde Wirkung der Cannabinoide nutzen. Ein weiteres Einsatzgebiet

Cannabis und Cannabinoide (Bestandteile der Hanfpflanze) werden schon seit Jahren thera- peutisch eingesetzt – bei vielen Patienten herrschen dennoch Vorbehalte oder Unsicherheiten. Die Leitende Ärztin des Departments für Schmerztherapie am Krankenhaus St. Josef, Dr. Ulrike Bachmann-Holdau, erklärt, wie Cannabinoide medizinisch angewendet werden: Ruhe statt Rausch Wie Cannabinoide bei chronischen Schmerzen helfen können

Vitamin W-TV Auf unserer Facebook-Seite facebook.com/StJosefWuppertal finden Sie ein Interview mit Dr. Bachmann-Holdau.

Cannabinoide wirken im Körper über spezielle Cannabi- noidrezeptoren und werden hauptsächlich zur Behandlung

chronischer Schmerzzustände eingesetzt, insbesondere bei Schmerzen mit einem neuropathischen Schmerzcha- rakter. Das liegt daran, dass Cannabinoide modulierend im Thalamusbereich ansetzen, der unter anderem für die Chronifizierung zuständig ist. Sie können Schmerzbahnen und Synapsen, die aufgrund von chronischem Schmerz einen großen Raum einnehmen, in ihrer Ausdehnung und Bedeutung reduzieren – und so für Linderung beim Patien- ten sorgen. Muskelverspannungen Neben der Behandlung chronischer Schmerzen gibt es weitere Einsatzgebiete: Cannabinoide zeigen eine gute Wirkung bei hartnäckigen Muskelverspannungen, die auf konventionelle Therapie nicht ansprechen, und auch bei

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