Blickpunkt Schule 1 2025

zu fördern, unabhängig von Schul form oder Jahrgangsstufe. Im Klas senrat lernen die Kinder und Jugend lichen nicht nur, wie Demokratie funk tioniert, sie erleben und üben demo kratische Fertigkeiten und Methoden, indem sie sich in unterschiedlichen Bereichen des Schullebens beteiligen. Die Erfahrung zeigt: Ein Klassenrat, in dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, wirklich zu parti zipieren, durch Aufgabenübernahme ebenso wie durch die Möglichkeit, eigenständig Themen zu setzen und Entscheidungen auszuhandeln, hat das Potenzial, junge Menschen zur Verantwortungsübernahme zu moti vieren und für Demokratie zu gewin nen. Dafür ist essenziell, dass sie möglichst häufig erleben, dass die Beschlüsse umgesetzt werden und ihre Ideen eine Relevanz haben. Wird regelmäßig Klassenrat gehalten, dann entwickeln Kinder und Jugend liche – und auch die Lehrkräfte – zunehmend Verständnis für die Perspektiven anderer. Damit der Klassenrat seine Kraft entfalten kann, braucht es Lehrkräfte, die den Prozess unterstützen, die of fen und interessiert sind an den Mei nungen der Kinder und Jugendlichen und die Leitung des Gremiums an ihre Schülerinnen und Schüler abgeben. Das ist anspruchsvoll, manches Mal herausfordernd – und es lohnt sich.

3 Fragen an …

3 Fragen an … Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes 1 Welches war aus Ihrer Sicht der größte bildungspolitische Erfolg im Jahre 2024?

Foto: Maks_Lab/AdobeStock

Ich praktiziere für den Philologen verband eher die kontinuierliche Po litik der kleinen Schritte für unsere vielfältigen verbandspolitischen Forderungen und weise deshalb auf einige verschiedene bildungspoliti sche Errungenschaften im vergan genen Jahr hin: Da ist zunächst das unermüdliche Eintreten des Philologenverbandes gemeinsam mit vielen Fachverbän den, die wir an einem runden Tisch zusammengebracht haben, gegen eine quantitative Fortbildungsver pflichtung oben drauf auf das Un terrichtsdeputat der Lehrkräfte, wie sie leider die Ständige Wissenschaft liche Kommission der Kultusminis terkonferenz (SWK) empfohlen hat. Auch die hessischen Lehrkräfte konnten davon ein Lied singen. Wir können nun als Erfolg zum Ende des Jahres 2024 klar ausweisen, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Quantifizierung der Lehrkräf tefortbildung ablehnt! Das hat sie dem Deutschen Philologenverband schriftlich mitgeteilt! Ein Daueranlie gen des Philologenverbands ist die verbindliche Grundschulempfeh lung, wie es sie beispielsweise in Bay ern und Sachsen gab und gibt, aber leider in vielen anderen Bundeslän dern abgeschafft wurde. Ich argu mentierte bei meinen Treffen mit den Kultusministern für die verbindliche

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» Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes

re Grundschulempfehlung mit neuen Hinweisen aus Studien, unter ande rem aus ‘Bildung in Deutschland’ und ‘TIMSS’. Erfreulicherweise nahm und nimmt diese Diskussion nun in ver schiedenen Bundesländern wieder Fahrt auf. Im Jahre 2024 gibt es sie neu wieder, beispielsweise in Berlin, Baden-Württemberg und Sachsen Anhalt in jeweils länderspezifischen Formen. Auch in Schleswig-Holstein nehmen wir neu positive Anzeichen dafür wahr. Das hätte noch vor weni gen Jahren kaum jemand für mög lich gehalten! Wir können darüber hinaus auch ausgewählte Nichtereig nisse begrüßen und mindestens als mittelfristigen Erfolg sehen: Etwa, dass Hessen und Bayern das Refe rendariat nicht gekürzt haben, son dern weiter – wie es unseren philolo genverbandspolitischen Überzeu gungen entspricht – bei 24 bzw. 21 Monaten Vorbereitungsdienst blei-

1 https://hessen.de/sites/hessen.hessen.de/ files/2024-01/koalitionsvertrag_fuer_die_21._ legislaturperiode.pdf

LITERATUR

Julia Tegeler/René Märtin (2017): Leitlinien für die Wertebildung von Kindern und Jugendliche. Güters loh: Bertelsmann Stiftung Birte Friedrichs (2023): Praxisbuch Klassenrat. Gemeinschaft fördern, Konflikte lösen, Weinheim und Ba sel: Beltz; 3. überarbeitete Auflage (1. Auflage 2009) Regina Heil/Nikola Poitzmann (2019): Teilhabe für alle! Der Klassenrat in sprachheterogenen Gruppen. In: Klasse leiten Nr. 7, S. 20-23

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