GOLF TIME 5/2018

punkt des Geschehens glücklicherweise nicht bewusst gewesen.“ Der Gewinn von zwei Major-Titeln und der Sieg bei der Players Championship stechen aus Martin Kaymers beeindruckender Titel- sammlung heraus. Doch welcher seiner Siege bedeutet dem Champion selbst am meisten? „Ich würde sagen, die Players. Ja, ich weiß, der Stellenwert des Turniers ist geringer als der eines Majors. Aber mir bedeutet dieser Sieg trotzdem irgendwie mehr. Als ich die PGA Championship 2010 gespielt habe, war es mein primäres Ziel, mich für das Ryder Cup-Team zu qualifizieren. Und plötzlich stand ich in einem Stechen um den Titel bei einemMajor. Als ich dann wirklich gewinnen konnte, war das Erlebnis ziemlich überwälti- gend. Doch der Augenblick des Sieges war mir dabei gar nicht wirklich bewusst geworden, denn ich wusste schon, bevor ich den kurzen Putt zum Sieg verwandelt hatte, dass ich ge- winnen würde. Ich sagte mir damals, dass ich den Moment genießen sollte. Es war zu diesem Zeitpunkt fraglos der schönste Augenblick, den ich je auf einem Golfplatz erleben durfte. Aber als ich den Ball aus dem Loch fischte, war ich ehrlich gesagt innerlich völlig leer. In solchen Momenten fällt es schwer, irgend- etwas zu denken. Man weiß eben nie wirklich, wie man reagieren wird, bevor man sich nicht in der Situation befunden hat. Das Wochenende der U.S. Open 2014 hin- gegen war auf seine Art auch sehr schwierig, denn ich hatte so einen großen Vorsprung zu verwalten. Deshalb war es eine echte Her- ausforderung, genauso erfolgreich wie bisher weiterzuspielen und nicht nachzulassen. Die Players hingegen glich mehr einer Achterbahnfahrt. Es gab eine witterungsbe- dingte Unterbrechung am Sonntag. Ich ging davon aus, dass der Tag gelaufen war. Es war ja kein Tageslicht mehr vorhanden. Doch dann schickten sie uns trotzdem wieder raus. Mental war das schwierig zu verarbeiten. Und dann spielte ich auf dem ersten Loch (16) gleich ein Double Bogey. Dabei dachte ich, dass ich auf allen drei Bahnen gute Schläge gemacht hätte. Was auf der 17 (das berühmte Insel-Par-3 des TPC Sawgrass) passiert ist, kann man nur schwer beschreiben (Kaymer schrammte haarscharf am Wasserball vorbei und schaffte dank eines sagenhaften Putts noch das Par, obwohl das Bogey eigentlich unausweichlich schien). Ich hatte die äuße- ren Bedingungen außer Acht gelassen und bei meinem Schlag ins Grün zuviel Spin auf den Ball gegeben. Das war ein Wechselbad der Gefühle. Nach der 16 war ich eigentlich schon raus aus dem Geschäft, dann doch wie-

liger Dunkelheit, den Drive konnte ich über- haupt nicht sehen. Als ich mit dem Eisen 8 am Ball stand, um ins Grün zu schlagen, konnte ich kaum das Gras erkennen. Ich musste füh- len, wie der Schlägerkopf den Boden berührt. Und das Putten war sogar noch schwerer.“ Nach wie vor gehört Deutschland zu den Enwicklungsländern im Golfsport. Die Mit- gliederzahlen im Deutschen Golf Verband wachsen jährlich um kaum ein Prozent an und vielen Golfclubs fällt es schwer, Neu- golfer nachhaltig für den Sport zu begeistern. Wie sieht Martin Kaymer selbst seinen Ein- fluss auf den Golfsport in der Heimat? „Zu Beginn meiner Karriere hat es mich traurig gestimmt, dass ich keinen größeren Einfluss auf die Golfbegeisterung in Deutsch- land ausüben konnte. Aber in den vergan- genen zwei Jahren habe ich es akzeptiert. Ich möchte helfen, aber die Leute wollen „DER PUTT ZUM RYDER CUP 2012 WAR DIE ULTIMATIVE BEFRIEDIGUNG UND DAS GRÖSSTE GESCHENK MEINER BISHERIGEN KARRIERE. ALS DER BALL AUF DAS LOCH ZU ROLLTE, WUSSTE ICH, DASS DER PUTT FALLEN WÜRDE“

der drin. An der 17 sah es so aus, als hätte ich mich mit einem Wasserball wieder um meine Siegchancen gebracht, dann blieb der Ball doch irgendwie trocken und ich lochte einen Putt, der eine Chance von 1 zu 100 hatte, dass er fällt. Die 18 spielte ich schließlich bei völ-

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