GOLF TIME 5/2018

ich auf den Platz und übe mit 2 bis 3 Bällen, ich denke, das bringt mehr als nur auf der Range zu kloppen. Aber natürlich hat mein Trainer immer ein Auge drauf zur Kontrolle, es ver- ändert sich ja immer was. Er kontrolliert, ob ich von der Position her zu nah am Ball stehe, ob das Set-up stimmt und Ähnliches. Ich bin guter Dinge für den Rest der Saison. Die Fitness ist mittlerweile auch – jetzt, da ich etwas älter werde – sehr wichtig geworden. Ich merke tatsächlich, wie positiv sich die Fitness auf mein Spiel auswirkt. Wie handhaben Sie das im Turnier? Wie gestalten Sie den Spagat zwischen Kontrolle und Sicherheit sowie volle Attacke? Früher war ich einer, der auf der Tour den Ball mit am weitesten geschlagen hat, da habe ich dann natürlich versucht, den Vorteil aus- zuspielen. Mittlerweile schlägt das halbe Feld so weit wie ich. Es geht mittlerweile ja nicht mehr alleine um die Carry-Weite. Daher schlage ich jetzt lieber einen sicheren Fade in die Bahn, der landet dann in der Regel bei 260 Meter und rollt dann bis auf 270 Meter. Manchmal nehme ich auch mein 3+ Steelhead von Callaway, da komme ich dann auch auf gute 240 Meter. Mein Lieblingsschläger ist aber der 4+, den kann ich richtig schön drawen. Meine Fairway-Treffer sind dieses Jahr wirk- lich besser geworden. Eigentlich muss ich jetzt nur noch besser putten. Wenn ich mich wohlfühle, dann gehe ich schon mal auf Attacke, aber ich bin nicht mehr so wie früher, dass ich jedes Mal den Driver ziehe. Auch wenn es vereinzelt Löcher gibt, bei denen sich das Zocker-Gen durchsetzt. Wie ist die Zielsetzung für dieses Jahr, die nächsten drei und die nächsten fünf Jahre? Insgesamt möchte ich wieder ein Turnier gewinnen, um den Druck wegzukriegen. Letztes Jahr war schon sehr stressig. Am liebsten würde ich noch zwei bis drei Jahre auf der PGA Tour spielen. Aber nur, wenn ich sicher unter den Top 50 in der Weltrangliste bin. So einen Harakiri-Versuch wie 2015 – auch wenn ich ihn nicht bereue – würde ich heute nicht mehr machen. Natürlich auch wegen meinen Kindern. Die sind vier und sieben Jahre alt, da kann man nicht einfach mal fünf oder mehr Wochen in die USA ab- hauen. Ich liebe Florida, wenn wir dahin als Familie umziehen könnten, wäre das mein Traum. Meine Frau ist ja Kanadierin, die fühlt sich in den USA sehr wohl, mittlerweile haben wir drüben auch schon viele Kontakte. Hier fühle ich mich schon auch zu Hause und habe meinen Freundeskreis. Aber sechs Monate im Jahr nach Florida, das könnten wir uns durch- aus vorstellen. GT Thomas Fischbacher

Marcel Siem (rechts) mit seinem lang- jährigen Trainer Günter Kessler (Mitte), der auch Martin Kaymer (links) trainiert, auf der berühmten Swilcan Bridge des Old Course in St. Andrews

auch noch nicht ganz zufrieden, aber das ist Mentalsache. Je wohler ich mich fühle, je mehr Selbstvertrauen ich habe, desto besser läuft es. Die Drives und die Eisen sind dafür ziemlich konstant, aber die Bälle sind leider nicht tot am Stock. Das geht nur, wenn du frei schwingst und auch Spaß bei der Sache hast.

Wie sind Sie aktuell mit Ihrem Spiel zufrieden und was braucht es noch, um wieder richtig erfolgreich zu werden? Jetzt kommt es darauf an, auch in den großen Turnieren gut zu scoren, Top-10- oder Top-20-Platzierungen abzuliefern. Da möchte ich mal unter die Besten kommen, anstatt nur bei den kleinen Turnieren. Letztes Jahr hatte ich nur vier Top-10-Platzierungen und ich habe gerade so die Tour-Karte behal- ten. Aktuell kämpfe ich noch mit meinem Chippen, da bin ich noch nicht wieder da, wo ich sein möchte. Mit dem Putten bin ich

Trainieren Sie zu Hause in Ratingen eigentlich alleine?

Alleine zu trainieren, ist nicht so mein Ding. Am liebsten habe ich meinen Caddie oder Trainer dabei. Am allerliebsten gehe

37

GOLF TIME | 5-2018

www.golftime.de

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online