GOLF TIME 5/2018

JUSTIN WALSH | TRAINING

WIRKLICH EIN ERFOLGSGEHEIMNIS? POSITIVES DENKEN Warum das bloße positive Denken Ihnen beim Golf nicht weiterhilft und sogar Stress auslösen kann ... W issenschaftler sagen, dass die meisten unserer täglichen Ge- danken negative Aspekte bein- halten. Als Menschen haben wir

JUSTIN WALSH PGA Advanced Professional und Mental Coach im GC Egmating

„SIE SIND NICHT IHRE GEDANKEN“ 1 Wenn Sie üben, sagen Sie sich die bei Ihnen typischerweise auf der Golfrunde auftretenden Gedanken vor, wie: „Den hau ich daneben“; „Wenn ich nicht treffe, vermassel ich alles“ usw. 2 Machen Sie die gleiche Übung wie oben, nur mit neutralen Gedanken, wie: „Schauen wir mal, was passiert!“ 3 Wiederholen Sie die Übung mit positiven Gedanken, wie: „Ich kann das“, „Kein Problem, ich mache den Putt“. Wichtiger Leitfaden vor den Übungen: Fokussieren Sie sich darauf, was Sie machen wollen und lassen Sie auch negative Gedanken zu, als seien sie einfach Teil der Umwelt, wie etwa das Wetter oder Bäume auf dem Platz. Halten Sie nicht an den Gedanken fest, geben Sie ihnen keine Bedeutung. Bevor Sie die Übung beginnen, verinnerlichen Sie den festen Glauben daran, dass Sie die Aufgabe bewältigen, egal welche Gedanken in Ihnen hochkommen. Dadurch, dass Sie sich negativen Gedanken aussetzen, können Sie sich desensibilisieren. Lernen Sie, negativen Gedanken keine Bedeutung beizumessen.

mehr negative als positive Gedanken, da wir unseren neagtiven Emotionen mehr Beach- tung schenken. Als Höhlenmensch war das durchaus sinnvoll, um zu überleben. Denn vor einem Strauch mit Beeren zu stehen und dabei dem positiven Gefühl nachzugeben, die lecke- ren Beeren zu essen, ist kontraproduktiv, wenn neben dem Baum ein Tiger lauert. Es war also überlebenswichtig, hier den negativen Emotio- nen – nämlich Angst zu haben und die Beeren nicht zu essen – mehr Bedeutung beizumessen. „Defensiver Pessimist“ ist ein Ausdruck, mit dem Menschen belegt werden, die dann er- folgreicher sind, wenn sie eine Aufgabe besser bewältigen, in dem sie darüber nachdenken, was alles schiefgehen kann und sie daher wenig Erwartungen in die Erfüllung der Auf- gabe setzen. Zu versuchen, positiv zu denken, ist so, als würden Sie versuchen, jeden Golfball perfekt zu treffen. Das ist unmöglich und die Vorstel- lung erzeugt Ängste und ein größeres Gefühl zu versagen, wenn wir das anvisierte Ziel nicht erreichen. Wenn Sie positiv über Dinge denken, die Sie umsetzen wollen und welch tolle Schläge Sie heute zaubern werden, sind Sie nur etwa zu 10% auf Golf vorbereitet. Ganz einfach, weil 90%

beim Golfen mit Dingen zu tun haben, die nicht ideal, oder wie „gewünscht“, ablaufen.

Die meisten guten Golfer wissen das: Wenn man damit aufhört, perfekte Schläge mit guten Performances zu assoziieren, wird man ruhiger und kann in Folge besser spielen. Das Gleiche gilt für Ihre Gedanken. Hören Sie damit auf, zu denken, Sie müssten positiv denken, um gut zu spielen oder eine Aufgabe besser zu bewälti- gen. Es stimmt nicht.

Sie müssen nicht positiv denken, um einen Putt zu lochen oder ein Fairway zu treffen.

Ein Fairway oder einen kurzen Putt können Sie mit positiven, negativen oder neutralen Gedan- ken treffen. In allen drei Situationen haben Sie die Möglichkeit, die Aufgabe zu lösen. Wenn Sie das verinnerlichen, werden Sie konstanter und besser performen. Auch unter Druck. Ihre Gedanken sind wie das Wetter. Sie ändern sich beständig und manchmal gibt es mehr Sonne, manchmal mehr Regen. Manchmal ist es kalt, manchmal warm. Aber unter allen Voraussetzungen können Sie putten.

„ICH BEREITE MICH DARAUF VOR, WAS ICH WILL, DASS ES PASSIERT, WAS PASSIEREN KÖNNTE UND WAS ICH NICHT WILL, DASS PASSIERT“ Michael Phelps – Erfolgreichster Olympionike aller Zeiten

SIE MÜSSEN NICHT POSITIV DENKEN, UM EINEN PUTT ZU LOCHEN ODER EIN FAIRWAY ZU TREFFEN

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GOLF TIME | 5-2018

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