GOLF TIME 5/2018

SPORTPHYSIO | TRAINING

DR. NORBERT DEHOUST Lehrstellenleiter der deutschen Gesell- schaft für Manuelle Medizin (MWE) und der österr. Arbeits- gemeinschaft für Manuelle Medizin (ÖAMM)

GOLF IST GESUND! Das ist unbestritten, betrachtet man die positiven Effekte, die eine Golfrunde auf das Herz-Kreislauf-System hat. Auch der Stoffwechsel profitiert von langen „Walking-Aktivitäten“. Neue Serie Golf & Fitness. Teil 1. GELENKPROBLEME DAS AUS FÜR DEN GOLFER?

mit Gelenks- oder Wirbelsäulenbeschwerden – finden sich eindeutige Beweglichkeitsdefi- zite, welche die Ausführung des Schwungab- laufs einschränken und somit ein Schwingen auf der richtigen Schwungebene verhindern. Was das bedeutet, wissen wir aus den leid- vollen Erfahrungen der fehlerhaften Schwung- formen. So etwa ist der Slice nicht immer ein rein technisches Problem. Er kann auch durch Bewegungseinschränkungen der Rotations- fähigkeit mancher Wirbelsäulenabschnitte bedingt sein wie auch durch die mangelhafte Außenrotationsfähigkeit des Schultergelenks. Hat etwa ein Rechtshänder beim Rück- schwung keine ausreichende Außenrotations- kapazität des rechten Schultergelenks, wird er stattdessen eine reine Hebebewegung des rechten Arms durchführen. Dies kann zu einer Einklemmung von Weichteilen (Mus- kulatur, Bänder, Schleimbeutel) unter dem Dach des Schulterblatts führen. Schmerzen im Bereich des Schultergelenks müssen dabei nicht sofort auftreten, sie können sich auch erst nach und nach entwickeln, etwa nach einer Zusatzbelastung im Fitnessstudio. Auch eine einseitige Schlafposition auf der betrof- fenen Seite in Abhängigkeit von den Struk- tureigenschaften der Matratze kann diese Probleme akut werden lassen. Ebenso sind Schmerzen im Kniegelenk, an der Innen- oder Außenseite des Gelenkspalts denkbar. So manches Mal werden dann von Golfern Schmerzmittel oder entzündungs- hemmende Mittel eingesetzt, um doch noch eine Runde spielen zu können. Häufig denkt man dabei an Meniskusprobleme, doch in nicht wenigen Fällen spielen Veränderungen der Beweglichkeit der Gelenkkapsel des Knie- gelenks eine weitaus größere Rolle. GT INFO www.doktor-dehoust.de Folge davon: kompensatorische Fehl- bewegungen beim Schwungablauf!

Körperliche Bewegungs- voraussetzungen für den

Dr. Norbert Dehoust im Einsatz: Er ist nicht nur Bernhard Langers „Tourarzt“, er behan- delt auch in seiner Praxis in Herrsching

Golfschwung! Idealerweise beginnt man mit dem Golfsport in jugendlichem Alter, in der ungetrübten Fülle der Beweglichkeit und der begie- rigen maximalen Lernfähigkeit der Muskulatur des Bewegungs- organs. Doch in der Realität be- ginnen die meisten eben erst im fortgeschrittenen Alter: Nicht bei jedem mag sich dann trotz unzähliger Trainerstunden der gewünschte Erfolg einstellen. Im Gegenteil: Oftmals bremsen auch noch Gelenkschmerzen unseren Eifer und Fortschritt. Dann blicken wir neidvoll auf der Driving-Range zu den leichtfüßi- gen Bewegungsausführungen der Jüngeren und fragen uns:

V iele Golfer haben im Laufe ihrer sportlichen Karriere auch schon mit der ein oder anderen schmerz- haften Störung am Bewegungs- apparat zu tun gehabt. Manch- mal vergehen die Beschwerden von selbst, in anderen Fällen muss ein Arzt oder Physio- therapeut zu Rate gezogen werden. Dennoch bleiben bei nicht wenigen Golfern Schmerzen an den Gelenken oder der Wirbelsäule zurück und behindern das ungetrübte Vergnügen am Golfsport oder zwingen gar zur Aufgabe der

Liegt es vielleicht am mangelnden Talent?

Talent ist im Golfsport sicherlich genauso wichtig und hilfreich wie bei allen anderen Sportarten auch. Dennoch darf man diesen Faktor nicht überbewerten, gibt es doch viele Sportler, die in jungen Jahren sportlich nicht besonders talentiert erscheinen, als junge Er- wachsene aber nach einiger Zeit doch einen respektablen Golfschwung zustande bringen. Einen Teil der Antwort bekommt der geschulte Therapeut spätestens dann, wenn er eine orientierende Bewegungsprüfung des gesam- ten Bewegungsorgans durchführt und mit den Bewegungserfordernissen für den Golf- schwung vergleicht. Bei vielen spät beginnen- den Golfsportlern – und besonders bei jenen Was haben die, was die „späteren Golfbeginner“ nicht haben?

sportlichen Betätigung. MUSS DAS SEIN?

Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir die Anforderungen, die der Golfsport an den Bewegungsapparat stellt, und die Ursachen der Gelenkproblematik betrachten.

82

GOLF TIME | 5-2018

www.golftime.de

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online