Blickpunkt Schule 2/2023

Demokratie mitgestalten – Am Beispiel der Projekte ‘dialogP’ und ‘8er-Rat’

S chuldenkrise, Corona, Inflati on, Ukraine-Krieg, Migration, Gender-Debatte, Energiekrise, Klimawandel. Keine vollständige Liste bei der Aufzählung von gesellschaftli chen Debatten der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre. Und doch wird schnell deutlich, dass gerade dann Demokratie einen festen Kompass braucht, der bei aller Kontroverse im mer wieder auch zusammenführt. Ge rade dann, wenn die Auseinanderset zungen schärfer werden, scheinbar auch unversöhnlich, braucht es de mokratische Grundwerte, welche un ser Land angesichts der vielen He rausforderungen im politischen All tagsleben zusammenhalten. Zuletzt hat das Fach Politik &Wirt schaft mit der Änderung des Hessi schen Schulgesetzes im vergangenen Jahr eine deutliche Aufwertung in der Oberstufe erfahren, indem es prak tisch nicht mehr abgewählt werden kann. Zwei Möglichkeiten, das Fach mit Leben zu füllen, es anschaulich zu machen, sind dialogP und der 8er- bzw. 9er-Rat, welcher auf kommuna ler Ebene je nach Stadt auch etwas anders bezeichnet wird. • dialogP: Seit 2014 (erstmals in Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen) gibt es die Möglichkeit für Schulen, als Abrufangebot Abgeordnete ein zuladen. —> https://www.dialog p.de Einige Monate Vorlauf braucht es, um dieses Format an der eigenen Schule ab der Jahrgangsstufe 9 umzusetzen. Dazu gehört vor allem die Terminfindung, die bei Anmel dung über die oben genannte Adresse angestoßen wird. Umfang reiches Informationsmaterial und eine intensive Betreuung begleiten die Durchführung von dialogP. Je nach Gruppengröße und Zahl der angemeldeten Abgeordneten erar beiten die Schülerinnen und Schüler Leitfragen, welche dann amVeran

trägen zu stellen. Mehr als zehn Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer erschweren die Mög lichkeit, dass wirklich jeder zu Wort kommt. Vorbereitet sein sollte man auf eine mögliche krankheitsbe dingte Absage eines Abgeordneten, da dann im Normalfall kurzfristig kein Ersatz möglich ist und ein The mentisch möglicherweise für eine Runde einen Leerlauf hat. Es ist vorgesehen, die regionale Presse einzuladen, was natürlich sinnvoll ist, um diese Form gelebter Demo kratie auch in der Öffentlichkeit be kannt zu machen. Der Arbeitsauf wand ist nicht zu unterschätzen, lohnt sich aber auf jeden Fall, ins besondere für die Oberstufe! • Eine besondere Form kommunalpo litischer Beteiligung ist der soge nannte 8er-Rat . Den Namen hat das Projekt aus der Idee heraus, Schülerinnen und Schüler der Jahr gangsstufe 8 in die politischen Fra gestellungen in der eigenen Kom mune einzubinden ( nicht zu ver wechseln mit den Aktivitäten zur Fastnachtszeit …). Durchgeführt wurde der 8er-Rat unter anderem bislang in Freiburg, Ebersberg, Wis mar oder eben auch in Lampert heim. Ziel ist es, Jugendliche über eige ne Ideen an die Kommunalpolitik heranzuführen und dabei zum Bei spiel Jugendbeiräte oder -parla mente sinnvoll über die schulische Mitarbeit zu ergänzen. Verwaltung, Bürgermeister, politische Mandats träger und andere führen bei der 1. Sitzung in das Projekt ein und sammeln Wünsche, welche die Schülerinnen und Schüler mitbrin gen. Die Schulen vor Ort, in der eine 8. Jahrgangsstufe unterrichtet wird, können teilnehmen. Entweder als komplette Jahrgangsstufe, Klasse oder nach Neigung und Inte resse. Nach der 2. Sitzung, welche ebenfalls einen kompletten Vormit

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Politische Bildung

staltungstag an sogenannten The mentischen mit den Abgeordneten diskutiert werden. Um gute Diskus sionen zu ermöglichen, sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Unterricht über das Sammeln von Argumenten (pro und kontra) vor bereitetet werden. Gegebenenfalls nehmen Abgeordnete aller sechs Fraktionen im Hessischen Landtag teil. Abhängig von deren Teilnahme ergibt sich die entsprechende An zahl von Thementischen. Nach der Anmoderation durch Schülerinnen und Schüler der eigenen Klasse/des eigenen Kurses, einer Vorstellungs runde und einemQuiz zum Aufwär men diskutieren die Abgeordneten jeweils an einemTisch acht bis zwölf Minuten und wechseln dann auf ein Signal. Nachdem jeder Abgeordnete sich jedemThema gestellt hat, gibt es abschließend eine Abstimmung und ein Resümee. Mein Eindruck war, dass es so wohl den Schülerinnen und Schü lern wie auch den Abgeordneten sehr viel Spaß gemacht hat, über tagesaktuelle Themen zu diskutie ren. Die Abgeordneten waren sehr motiviert, sich den Diskussionsbei Volker Weigand ist stellvertre tender Landesvorsitzender des dbb Hessen und Landesschatz meister des Hessischen Philo logenverbandes

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